Schwere Vorwürfe nach SMS-Panne: Trainer verklagt die NFL wegen Rassismus!
Miami - Wurde Brian Flores (40) bei Einstellungsverfahren aus rassistischen Gründen übergangen? Der NFL-Coach erhebt schwere Diskriminierungs-Vorwürfe und verklagt die Liga und drei Teams auf Schadenersatz.

Der 40-Jährige wurde in der vergangenen Regular-Season als Head-Coach bei den Miami Dolphins entlassen und leitete nun juristische Schritte gegen die NFL, die New York Giants, die Denver Broncos und seinen früheren Arbeitgeber aus Florida ein, wie CBS berichtete. Sein Vorwurf lautet: rassistische Einstellungspraktiken.
In der 58-seitigen Anklageschrift, die der ehemalige Patriots-Scout am Dienstag vor dem Federal Court in New York einreichte, behauptet Flores, dass er und andere schwarze Trainer diskriminiert und ihnen Positionen als Cheftrainer, Offensiv- und Defensivkoordinatoren und Quarterback-Coaches vorenthalten werden.
"Ich hoffe aufrichtig, dass andere sich mir anschließen werden, wenn ich gegen den systemischen Rassismus in der NFL aufstehe, um sicherzustellen, dass sich für die kommenden Generationen etwas zum Positiven verändert", so der Sohn honduranischer Einwanderer.
Außerdem wirft Flores den Teams vor, sogenannte "Scheininterviews" zu führen. Er sei zu einem Vorstellungsgespräch bei den Giants eingeladen worden, obwohl die Stelle längst an Trainer-Kollege Brian Daboll (46) vergeben war.
Aufgeflogen ist der Schwindel anscheinend, weil Coach-Legende Bill Belichick (69) Daboll zu seinen neuen Job gratulieren wollte, die SMS aber versehentlich an Flores schickte.
Die Anwälte von Brian Flores teilten das Gespräch mit Bill Belichick auf Twitter
Brian Flores wirft den New York Giants und den Denver Broncos "Scheininterviews" vor

Die Anwälte des verdutzten Stellenanwärters veröffentlichten in der Folge Screenshots der kuriosen SMS-Konversation auf Twitter.
Über die Auswirkungen seines rechtlichen Schrittes ist sich Flores sehr wohl bewusst. In der Klage erklärte er: "Gott hat mich mit einem besonderen Talent als Footballtrainer ausgestattet. Aber die Not einer Veränderung ist größer als meine persönlichen Ziele."
"Mit der Entscheidung, die Klage einzureichen, bin ich mir bewusst, dass ich möglicherweise meine Zukunft als Trainer aufs Spiel setze", so der viermalige Super-Bowl-Sieger.
Auch den Denver Broncos wirft Flores vor, sich bei einem Vorstellungsgespräch 2019 nur an die in den NFL-Statuten verankerte die "Rooney Rule" gehalten zu haben. Diese besagt, dass auch immer Kandidaten aus einer ethnischen Minderheit interviewt werden müssen.
Zudem übte er heftige Kritik an der Struktur der National Football League: "In gewisser Hinsicht ist die NFL rassisch getrennt und wird wie eine Plantage geführt. Die 32 Eigentümer - von denen keiner schwarz ist - profitieren im Wesentlichen von der Arbeit der NFL-Spieler, von denen 70 % schwarz sind", hieß es in der Anklageschrift.
Die Liga äußerte sich kurz darauf in einem Statement: "Vielfalt ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit, und es gibt nur wenige Themen, mit denen sich unsere Klubs und unser internes Führungsteam intensiver befassen. Wir werden uns gegen diese unbegründeten Anschuldigungen wehren."
Titelfoto: Bildmontage: Butch Dill/FR111446 AP/dpa, Wilfredo Lee/AP/dpa