Betrügt Hans Niemann beim Schach? Jetzt spricht Weltmeister Carlsen
Oslo - Darauf hat die Schachwelt gewartet! Vor zwei Tagen gab Magnus Carlsen (31), der beste Schachspieler der Welt, sein Online-Match beim Julius Baer Generation Cup gegen den US-Amerikaner Hans Niemann (19) nach nur einem einzigen Zug auf. Unausgesprochen steht das Thema Betrug bereits seit Monatsanfang im Raum. Am späten Mittwochabend wurde der Weltmeister zum Thema Cheating und auch zu Hans Niemann befragt.
Zuvor hatte der Weltmeister seine Ausnahmestellung eindrucksvoll untermauert und die Vorrunde des sportlichen Aufeinandertreffens im Duell der Generationen mit deutlichem Vorsprung für sich entschieden.
Carlsen siegte mit 34 Punkten, vor dem Inder Arjun Erigaisi (19, 25 Punkte) und dem bereits erwähnten Hans Niemann, der 24 Punkte erreichte.
Zum Abschluss der Vorrunde bat Journalistin Kaja Snare (31) den Weltmeister zum Interview. Nach Glückwünschen zu seiner ansprechenden Leistung kam das Gespräch natürlich auch auf das Thema Hans Niemann.
Snare wollte von Carlsen wissen, warum er so früh aufgegeben habe.
Der Norweger musste lachen und antwortete: "Leider kann ich mich dazu nicht äußern, aber die Leute können ihre eigenen Schlüsse ziehen und das haben sie auch getan."
Video-Interview: Magnus Carlsen wird von Kaja Snare befragt
Schachverband FIDE will sich in wenigen Tagen zu Causa Niemann/Carlsen äußern
Cheating-Vorwürfe gegen Hans Niemann: Was will Magnus Carlsen mit dem Namen Maxim Dlugy andeuten?
Anschließend flüchtete sich Magnus Carlsen in Sarkasmus.
"Ich bin sehr beeindruckt von Hans Niemanns Partien und ich denke, dass sein Mentor Maxim Dlugy (Anmerkung d. Red.: mit 56 Jahren ein erfahrener russischer Großmeister) einen guten Job gemacht haben muss."
"Kannst Du bestätigen, dass das mit Cheating zusammenhängt", hakte Snare daraufhin nach. "Das werde ich nicht kommentieren", lautete Carlsens Antwort.
Im weiteren Verlauf des Interviews kam die Moderatorin noch einmal auf das Thema Maxim Dlugy zu sprechen, wollte vom 31-Jährigen wissen, ob der russische GM Hans Niemann während der Partien helfe.
"Nein, ich will über das Thema nichts mehr sagen", antwortete Carlsen mit einem Lachen, kündigte jedoch an, "wahrscheinlich" nach dem Turnier sich über das Thema öffentlich zu äußern.
Gut möglich, dass Magnus Carlsen und Hans Niemann beim Julius Baer Generation Cup noch einmal aufeinandertreffen. Im Viertelfinale trifft der Norweger jedoch zunächst auf den Armenier Lewon Aronjan (39), während es Niemann mit dem Vietnamesen Liem Quang Le (31) zu tun bekommt.
Die Betrugsvorwürfe gegen Hans Niemann stehen im Raum, nachdem diesem beim Sinquefield Cup Anfang September ein bemerkenswerter Schwarzsieg gegen Carlsen gelangt ist. Der Norweger, der bis dahin zwei Jahre lang keine einzige Normalschachpartie verloren hatte, brach daraufhin das Turnier ab und twitterte mehrdeutig ein Mourinho-Video, dass er nichts sagen dürfe. Bekannt ist, dass sein 19-jähriger Widersacher aus den Vereinigten Staaten bereits beim Online-Betrug auf der Plattform Chess.com erwischt wurde.
Wer sich in ein paar Tagen zur Situation rund um Carlsen und Niemann äußern möchte, ist der Weltschachverband FIDE. Das bestätigte FIDE-Direktor Emil Sutovsky (45), seines Zeichens ebenfalls ein erfahrener Großmeister, im Gespräch mit Chess24.
Titelfoto: Arun SANKAR / AFP