Darts-Profi Schindler sieht Chance auf WM-Titel: "Könnte richtige Wellen schlagen"

Frankfurt am Main - Der deutsche Darts-Profi Martin Schindler (25) sieht bei der Team-WM in Frankfurt am Main Chancen, mit einem Erfolg endlich einen großen Titel nach Deutschland zu holen und damit einen Hype auszulösen

Martin Schindler (25, Foto) traut sich und Partner Gabriel Clemens (38) bei der Team-WM im Darts eine Überraschung zu.
Martin Schindler (25, Foto) traut sich und Partner Gabriel Clemens (38) bei der Team-WM im Darts eine Überraschung zu.  © dpa/Daniel Bockwoldt

Die Bilder waren über ein Jahrzehnt lang immer die gleichen. Im Publikum trinken deutsche Fans als Teletubbys, Riesenbananen oder Super Marios ihre zahlreichen Biere und singen lautstark ihre Lieder, auf den großen Darts-Bühnen der Bundesrepublik jubeln am Ende aber doch immer die Engländer, Niederländer oder Schotten mit den Pokalen.

Pünktlich nach zwei überstandenen Jahren Corona-Stille sind Martin Schindler und Gabriel Clemens (38) nun bereit, bei der Team-WM in Frankfurt am Main etwas an diesem Narrativ zu ändern - und selbst aus der Außenseiterrolle heraus für den ersten ganz großen Wurf Deutschlands im Darts zu sorgen.

Fünf Siege in Frankfurt und das Duo könnte sich am Sonntagabend Team-Weltmeister nennen.

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"Unser Land ist definitiv noch in der Entwicklung, was das angeht. Aber ein Sieg könnte Riesenwellen schlagen", sagte Schindler der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Mit Partner Gabriel Clemens und den Zuschauern im Rücken weit kommen

Seit 2020 spielt Gabriel Clemens (38) konstant auf Weltklasse-Niveau.
Seit 2020 spielt Gabriel Clemens (38) konstant auf Weltklasse-Niveau.  © Bradley Collyer/PA Wire/dpa

Für den 25-Jährigen gibt es drei Faktoren dafür, dass das Event ab Donnerstagabend (19 Uhr/DAZN) für das deutsche Team gelingen könnte: seine eigene Form, die Qualität von Partner Clemens (Rang 22 in der Weltrangliste) sowie das vollständig zurückgekehrte Publikum, das nach Ende der Corona-Maßnahmen furios wie eh und je zurück ist.

"Nach Corona merkt man das, dass die Stimmung und die Laune einfach viel brisanter sind. Jeder ist einfach nur froh und glücklich, sich so was angucken zu können", sagte Schindler, der im Jahresranking von 2022 unter den besten 20 Spielern der Welt ist und in der aktuellen Weltrangliste der PDC Platz 45 belegt.

"Wenn ich an mein Spiel rankomme, male ich mir eine ganze Menge aus", sagte der Mann mit dem Spitznamen "The Wall".

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Nach dem Auftakt gegen Spanien am Donnerstag (gegen 22.00 Uhr) könnte es im Viertelfinale gegen Wales und in einem möglichen Halbfinale gegen die Niederlande gehen - ein harter Weg.

Michael van Gerwen: "Turniere in Deutschland sind einfach toll für jeden"

Das Publikum in der Frankfurter Eissporthalle, wo das Event schon von 2015 bis 2018 stattgefunden hatte, dürfte für Deutschland ein Vorteil sein. Der wegen einer Handoperation fehlende Michael van Gerwen (33) nannte die deutschen Fans "finalwürdig" und sagte anerkennend: "Turniere in Deutschland sind einfach toll für jeden."

Die vollen Hallen und die wachsende Begeisterung, die auch die Pandemie nicht dauerhaft ausbremsen konnte, machen Deutschland zu einem immer wichtigeren Schauplatz für hochwertige Darts-Veranstaltungen.

Michael Van Gerwen (33) gewann unlängst die Darts Premier League, deren Finale erstmals in Berlin ausgetragen wurde.
Michael Van Gerwen (33) gewann unlängst die Darts Premier League, deren Finale erstmals in Berlin ausgetragen wurde.  © Monika Skolimowska/dpa

PDC-Europe-Boss: "Darts-WM bleibt im Ally Pally"

Auch in den kommenden Jahren wird die Darts-WM im Londoner Alexandra Palace - genannt "Ally Pally" - stattfinden.
Auch in den kommenden Jahren wird die Darts-WM im Londoner Alexandra Palace - genannt "Ally Pally" - stattfinden.  © Philip Dethlefs/dpa

Werner von Moltke, Boss der PDC Europe, sagte der dpa: "Aktuell ist Deutschland der zweitwichtigste Markt, aber es ist noch immer Luft nach oben. Wenn die sportlichen Leistungen mal oben anknüpfen würden und wir einen Top-10-Spieler hätten, dann gibt es noch mal einen Extra-Kick."

Während weitere internationale Märkte wie die USA, Australien oder Asien noch wenig erschlossen sind, gibt es in Deutschland kaum noch zusätzliches Potenzial. Mit der Team-WM und der EM finden zwei Majors regelmäßig in Deutschland statt, zudem gab es schon Shows in den größten Arenen und sogar im Fußballstadion auf Schalke.

Dass irgendwann auch Partien der normalen WM nach Deutschland vergeben werden, sieht von Moltke aber nicht kommen. "Die WM bleibt in London und die bleibt auch im Ally Pally, da gibt es keine anderweitigen Tendenzen - auch nicht für einzelne Spieltage", sagte der Funktionär.

Titelfoto: dpa/Daniel Bockwoldt

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