DSC-Rohdiamant unterschreibt bis 2024: Sie kann mal eine ganz Große werden!

Dresden - Als dem DSC im November 2021 vor dem Top-Spiel gegen Allianz MTV Stuttgart die Außenangreiferinnen ausgingen, kam ihr großer Auftritt: Julia Wesser (19) wurde ins kalte Wasser geschmissen und schwamm - aber wie!

Julia Wesser (19) strahlt: Sie startet ihre Profi-Karriere bei ihrem Heimatverein Dresdner SC. Am Dienstag stand sie für den neuen Kalender vor der Kamera.
Julia Wesser (19) strahlt: Sie startet ihre Profi-Karriere bei ihrem Heimatverein Dresdner SC. Am Dienstag stand sie für den neuen Kalender vor der Kamera.  © Lutz Hentschel

Die 1,93 Meter große Athletin ist ein Beispiel dafür, wie die Kaderschmiede in Dresden funktioniert. Dass sie nun einen Zweijahres-Vertrag erhält und nach dem Abitur ihre Profikarriere unter Trainer Alexander Waibl (54) startet, ist alles andere als Zufall.

Denn schon seit Jahrzehnten greift die Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs, in den der Verein ordentlich Geld steckt. Als abzusehen war, dass das Profi-Team auf lange Sicht gesehen eine Außenangreiferin benötigen würde, wurde Wesser von der Mittelblock-Position umgeschult. Schon in der vergangenen Saison trug das Projekt Früchte.

Als sich die aus den USA verpflichtete Jacqueline Quade in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog, verpflichtete der DSC nicht nach, sondern setzte mit Wesser und dem Umstellen von Linda Bock (22) von der Libero- auf die Angriffsposition auf eine interne Lösung.

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Eigentlich hätte die 19-Jährige, mit einem Doppelspielrecht vom VC Olympia Dresden ausgestattet, noch gar nicht voll ins Profiteam aufrücken sollen. Doch es kam anders und spätestens seit der knappen 2:3-Niederlage gegen Double-Sieger Stuttgart kennt in Volleyball-Deutschland jeder ihren Namen.

Mit Julia Wesser hat der DSC mal wieder einen Rohdiamanten auf dieser Position aus dem Nachwuchs

Gegen Straubing bekam Wesser (r.) sogar die goldene MVP-Medaille.
Gegen Straubing bekam Wesser (r.) sogar die goldene MVP-Medaille.  © Lutz Hentschel

Denn sie nahm unbekümmert an, serviert im Aufschlag regelmäßig Asse und kann im Angriff eine enorme Power entwickeln.

Sie gilt als eines der hoffnungsvollsten Talente auf ihrer Position in Deutschland. Und nach Lisa Izquierdo (27), Katharina Schwabe (29), die beide mittlerweile ihre Karriere beendet haben, und Sina Stöckmann (20), die nach Neuwied ausgeliehen wurde, hat Dresden wieder einen Rohdiamanten auf dieser Position aus dem eigenen Nachwuchs.

"Ich freue mich darauf, Julia auf ihrem weiteren Weg für die kommenden Jahre begleiten zu können. Ich halte sie für eine sehr begabte Spielerin. Jedoch müssen wir ihr auch noch etwas Zeit zugestehen, bis sie ihr tatsächliches Leistungspotenzial abrufen kann", weiß Waibl.

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Doch ihre Chance, in der kommenden Saison eine wichtige Rolle zu spielen, steht nicht schlecht.

Denn mit Jennifer Janiska (28), Linda Bock (22) und Neuzugang Agnes Pallag (28) ist die Konkurrenz auf ihrer Position zwar groß, doch bei allen drei Spielerinnen liegt die Stärke vor allem in den Allround-Qualitäten mit stabiler Annahme und guter Abwehr.

DSC-Talent Julia Wesser war in der Margon Arena schon Ballrollerin

Im Spiel gegen Stuttgart in der vergangenen Saison glänzte Wesser bei ihrem ersten Einsatz über die volle Spielzeit.
Im Spiel gegen Stuttgart in der vergangenen Saison glänzte Wesser bei ihrem ersten Einsatz über die volle Spielzeit.  © Lutz Hentschel

Wesser besticht da schon eher mit ihrer Abschlaghöhe und Größe im Block. Sie ist dazu jugendlich unbekümmert, aber natürlich fehlt es ihr noch an Erfahrung, die ihr vor allem Nationalmannschafts-Kapitänin Janiska und eben auch Pallag voraus haben.

Mit dem Profivertrag in Dresden geht für Wesser ein Traum in Erfüllung. "Dass ich die Chance, in der 1. Bundesliga zu spielen direkt in meiner Heimatstadt bekomme, hätte ich mir zu Beginn meiner Karriere niemals ausgemalt. Ich möchte mich bei allen Trainern und Helfern bedanken, die mich bislang begleitet haben und auch in Zukunft begleiten werden."

Schon als Ballrollerin beim DSC schaute sie zu ihren Vorbildern auf. Sie ist nicht die Erste, die in Dresden so einen Weg geht. Vor ihr war das zum Beispiel auch Camilla Weitzel, die mittlerweile in Italien ihr Geld verdient.

"Ich fing beim VSV Grün-Weiß Coschütz mit dem Volleyball an und fand durch den DSC später schnell als Ballrollerin den Weg in die Margon Arena. Umso schöner ist es jetzt, von den Ballmädchen die Bälle zugeworfen zu bekommen und in gewisser Weise ein Vorbild zu werden", sagt die große Blondine.

In der harten Vorbereitung will sie weiter zielstrebig an sich arbeiten und sich vielleicht zum Saisonauftakt am 29. Oktober gegen Vizemeister Potsdam einen Platz in der Startformation ergattern.

Titelfoto: Lutz Hentschel

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