Sergio Perez siegt in Baku, Vettel profitiert von Verstappen-Crash

Baku (Aserbaidschan) - Max Verstappens Reifen-Tragödie von Baku führte Sebastian Vettel unerwartet zurück ins Formel-1-Podiumsglück. Der Aston-Martin-Pilot profitierte am Sonntag in Aserbaidschan auch von einem dramatischen Crash des bis kurz vor dem Ende klar führenden Verstappen und stürmte spektakulär von Startplatz elf auf Rang zwei.

Sebastian Vettel aus Deutschland vom Team Aston-Martin steuert sein Auto auf der Rennstrecke.
Sebastian Vettel aus Deutschland vom Team Aston-Martin steuert sein Auto auf der Rennstrecke.  © Tofiq Babayev/XinHua/dpa

Der 33-Jährige übertraf auf dem Stadtkurs am Kaspischen Meer sein bisher bestes Saisonergebnis als Fünfter von Monaco vor zwei Wochen deutlich, weil am Ende auch Titelverteidiger Lewis Hamilton im Mercedes ungestüm von der Strecke schoss und punktlos blieb.

Red-Bull-Fahrer Verstappen sah lange wie der sichere Gewinner aus, ehe er seinen dritten Sieg im sechsten Saisonrennen doch verfehlte. In der 47. von 51 Runden platzte ihm bei enorm hoher Geschwindigkeit plötzlich der linke Hinterreifen. Den Sieg sicherte sich Verstappens mexikanischer Teamkollege Sergio Perez vor Vettel und dem Franzosen Pierre Gasly im Alpha Tauri.

Red Bull verpasste so auf schockierende Weise noch den ersten Doppel-Erfolg seit Oktober 2016 in Malaysia. Immerhin stieg der frustrierte Verstappen nach einem harten Einschlag in der Streckenbegrenzung unverletzt ohne Probleme aus seinem Auto. Danach trat er enttäuscht gegen den Reifen und fasste sich an den Kopf.

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Der Titel-Herausforderer behielt immerhin seine Führung in der WM-Wertung. Beim Neustart nach langer Unterbrechung riskierte der siebenmalige Champion Hamilton nämlich zu viel, verpasste die erste Kurve und kam als 16. ins Ziel. Für Vettel gab es dagegen zum zweiten Mal nacheinander satte Punkte.

Polesetter Charles Leclerc setzt sich beim Start durch

Charles Leclerc (r.) aus Monaco von Team Scuderia Ferrari nimmt Glückwünsche von Max Verstappen aus den Niederlanden vom Team Red Bull Racing an.
Charles Leclerc (r.) aus Monaco von Team Scuderia Ferrari nimmt Glückwünsche von Max Verstappen aus den Niederlanden vom Team Red Bull Racing an.  © Maxim Shemetov/Pool Reuters/AP/dpa

Auch in der Vergangenheit war Vettel gut in Baku zurechtgekommen. Noch nie hatte er das Rennen am Kaspischen Meer schlechter als auf Rang vier beendet. Bei der letzten Austragung 2019 war er im Ferrari Zweiter geworden, ein Jahr zuvor stand er auf der Pole Position. Neuling Mick Schumacher steuerte seinen unterlegenen Haas-Rennwagen auf Platz 14.

Polesetter Charles Leclerc setzte sich einen Tag nach dem chaotischen Qualifying auch beim Start durch. Der Monegasse hatte am Samstag von einem vorzeitigen Abbruch profitiert und ließ Hamilton und Verstappen hinter sich. Schon in der dritten Runde nutzte Hamilton aber die lange Zielgerade und überholte Leclerc mühelos. Die Silberpfeile hatten in den Tagen zuvor größere Probleme und konnten bei den Zeitenjagden nicht mit Red Bull und Ferrari mithalten.

Während Verstappen in der siebten Runde an Leclerc vorbeikam und sich auf die Jagd nach Hamilton machte, hatte Sebastian Vettel schnell die Punkte im Blick. Der 33-Jährige kam dank eines guten Starts auf Rang neun nach vorne. Eine Quali-Unterbrechung hatte dem Hessen tags zuvor noch eine bessere Startposition vermiest. Nach Platz fünf vor zwei Wochen in Monaco zeigte Vettel wieder einen starken Auftritt und lag plötzlich sogar ganz vorne.

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Erstmals seit dem Grand Prix 2019 in Brasilien führte er vor allem wegen der früheren Boxenstopps der Spitzenfahrer. An der Spitze zeigte der 53-malige Renngewinner eine fehlerlose Leistung, musste sich nach seinem Reifenwechsel aber wieder auf Rang sieben einordnen. Nur zu gerne hätte Vettel schon in diesem Jahr endlich wieder dauerhaft ganz vorn mitgemischt, doch dazu fehlt noch viel.

Sergio Perez als Prellbock zwischen zwei Erzrivalen

Lance Stroll (vorne) aus Kanada platzte bei hoher Geschwindigkeit der linke Hinterreifen.
Lance Stroll (vorne) aus Kanada platzte bei hoher Geschwindigkeit der linke Hinterreifen.  © Darko Vojinovic/AP/dpa

Kurz zuvor hatte Hamilton die Führung an Max Verstappen verloren. Zwei Wochen nach seinem Premierensieg in Monaco blieb der Herausforderer aus den Niederlanden, der es zuvor in Aserbaidschan noch nie auf das Podest geschafft hatte, auch nach seinem ersten Stopp an der Box vorn. Erstmals war Verstappen als Gesamtführender in ein Wochenende gestartet, weil Hamilton im Fürstentum nur Siebter geworden war.

Verstappen hielt den Titelverteidiger in der Folge auf Abstand, weil Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez als Prellbock noch zwischen den Rivalen lag. Mit aller Gewalt versuchte Hamilton mit Perez mitzuhalten. "Ich verliere an Boden", funkte Hamilton noch vor der Hälfte des Rennens an sein Team und konnte gegen Perez nichts machen.

Nachdem Vettels Teamkollegen Lance Stroll bei hoher Geschwindigkeit der linke Hinterreifen platzte und er in die Streckenbegrenzung einschlug, musste das Safety Car auf die Strecke. Verstappen blieb auch nach dem Neustart klar vor Hamilton, dahinter überholte Vettel erst Leclerc und dann auch noch Pierre Gasly im Alpha Tauri. Anschließend sah alles nach einem ruhigen Rennende aus - bis Verstappen in der Mauer einschlug.

Sergio Perez aus Mexiko vom Team Red Bull feiert seinen Sieg.
Sergio Perez aus Mexiko vom Team Red Bull feiert seinen Sieg.  © Maxim Shemetov/Pool Reuters/AP/dpa

Für mehr als 40 Minuten war das Rennen danach unterbrochen. Dann ging es für zwei Runden noch einmal los. Und Hamilton verspielte die Chance auf die Rückeroberung der WM-Führung, während für Perez und Vettel der Tag endgültig perfekt war.

Titelfoto: Tofiq Babayev/XinHua/dpa, Maxim Shemetov/Pool Reuters/AP/dpa

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