Bundesliga-Titelkampf und Europa-Rennen in der Vorschau: Stößt der BVB die Bayern endlich vom Thron?
Deutschland - Der Saisonstart steht kurz bevor! Wird die Meisterschaft in der 1. Bundesliga endlich wieder spannend? Welche Teams dürfen von Europa träumen? Nachdem TAG24 Euch bereits die Abstiegskandidaten vorgestellt hat, folgt in unserer ausführlichen Vorschau nun ein Blick auf die obere Tabellenhälfte.

Nach dem zehnten nationalen Titel in Folge geht der FC Bayern München mal wieder als absoluter Topfavorit auf den Platz an der Sonne ins Rennen. Damit der Rekordmeister auch in der Champions League angreifen und womöglich auf ein weiteres Triple schielen kann, haben die Verantwortlichen ihrem Trainer Julian Nagelsmann (35) prominente Verstärkungen an die Säbener Straße geholt.
Weltklasse-Innenverteidiger Matthijs de Ligt (22, Juventus Turin) soll der Hintermannschaft als neuer Abwehrchef noch mehr Halt verleihen, während Noussair Mazraoui (24, Ajax Amsterdam) sich mit Benjamin Pavard (26) um den Platz auf der rechten Defensivseite streiten wird. Dazu konnte der FCB mit Mittelfeldstratege Ryan Gravenberch (20, Ajax) und Sturmjuwel Mathys Tel (17, Stade Rennes) zwei herausragende Riesentalente an die Isar locken.
Als Königstransfer kann aber eindeutig Sadio Mane (30) vom FC Liverpool angesehen werden. Der pfeilschnelle Superstar steht nun vor der Mammutaufgabe, Robert Lewandowski (33, FC Barcelona) zu ersetzen, der sich nach acht Jahren, 344 Pflichtspieltreffern und zahlreichen Rekorden im Transfer-Rosenkrieg nach Spanien verabschiedet hat.
Zwar mussten die Münchner mit Niklas Süle (26, Borussia Dortmund), Marc Roca (25, Leeds United) und Corentin Tolisso (27, Olympique Lyon) noch weitere Verluste verkraften, doch die Bayern-Saison steht und fällt mit der Größe der Lücke, die der polnische Nationalangreifer hinterlässt.
Borussia Dortmund geht mit DFB-Power in den Titelkampf

Da das Toreschießen der Nagelsmann-Truppe beim 5:3-Erfolg gegen RB Leipzig im DFB-Pokal schon mal keine Probleme bereitete, wäre alles andere als der elfte Meistertitel in Serie trotzdem eine waschechte Überraschung.
Für die könnte der BVB aber durchaus sorgen. Der erste Verfolger hat die wacklige Defensive (52 Gegentore) ordentlich umgekrempelt und mit Nico Schlotterbeck (22, SC Freiburg) sowie Süle zwei deutsche Nationalverteidiger verpflichtet, die auf Jahre hin ein bärenstarkes Duo bilden könnten.
Mit Karim Adeyemi (20, FC Red Bull Salzburg) entschied sich darüber hinaus noch ein begehrter DFB-Kicker für den Wechsel nach Dortmund, während Salih Özcan (24, 1. FC Köln) den Kader qualitativ hochwertig in der Breite verstärkt und Routinier Axel Witsel (33, Atletico Madrid) ersetzt.
Auf Abgangsseite wiegt natürlich vor allem der Verlust von Super-Knipser Erling Haaland (22, Manchester City) schwer, den Sportdirektor Sebastian Kehl (42) eigentlich mit dem Erwerb von Sebastien Haller (28), der mit der Empfehlung von 34 Pflichtspieltreffern aus Amsterdam kam, kompensieren wollte.
Daraus wird nun leider nichts, der Angreifer fällt nach einer Hodenkrebs-Diagnose lange aus. Die Suche nach einer kurzfristigen Alternative läuft bereits auf Hochtouren und könnte den Saisonverlauf der Borussia entscheidend prägen.

Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig setzen auf Kontinuität

Mit etwas Glück und dem Ausbleiben von Verletzungsproblemen dürfte auch Bayer 04 Leverkusen zumindest ein kleines Wörtchen um die Meisterschaft mitreden. Coach Gerardo Seoane (43) baut im Grunde auf den Kader, der mit Platz drei das beste Ergebnis seit sieben Jahren einfahren konnte.
Leistungsträger wie Patrik Schick (26) und Moussa Diaby (23) blieben der Werkself erhalten, während mit Piero Hincapie (20), Odillon Koussounou (21), Jeremie Frimpong (20) und Mitchell Bakker (22) zahlreiche Jungprofis den nächsten Schritt machen könnten. Außerdem ergatterten die Rheinländer Megatalent Adam Hlozek (20, Sparta Prag) für die Offensive.
Fraglich ist derzeit nur, wann und wie Florian Wirtz (19) nach seinem Kreuzbandriss zurückkehrt.
Ähnlich gestaltet sich die Situation bei RB Leipzig. Der Pokalsieger hielt die Erfolgstruppe - sofern Konrad Laimer (25) nicht noch zu den Bayern geht - im Kern zusammen, füllte die Kassen mit den Verkäufen von Tyler Adams (23, Leeds), Hee-chan Hwang (26, Wolverhampton Wanderers), Missverständnis Brian Brobbey (20, Ajax) sowie Nordi Mukiele (24, Paris Saint-Germain) und investierte in Qualität.
DFB-Linksverteidiger David Raum (24, TSG 1899 Hoffenheim) und Mittelfeldmotor Xaver Schlager (24, VfL Wolfsburg) machen die Mannschaft insgesamt stärker und sollten Übungsleiter Domenico Tedesco (36) zumindest das erneute Erreichen der Königsklassen-Ränge erleichtern.

Borussia Mönchengladbach könnte mit Daniel Farke überraschen

Borussia Mönchengladbach hat hingegen eine äußerst durchwachsene Saison mit Rang zehn in der Endabrechnung hinter sich und zudem in Breel Embolo (25, AS Monaco) und Matthias Ginter (28, Freiburg) zwei Kräfte des erweiterten Stamms abgegeben.
Auf Zugangsseite besitzt lediglich der japanische Nationalverteidiger Ko Itakura (25, Manchester City) das Potenzial, direkt in die Startelf zu rücken, während Mittelfeld-Youngster Oscar Fraulo (18, FC Midtjylland) wohl noch etwas Zeit zur Entwicklung benötigt. Weitere Transfers - insbesondere in der Offensive - könnten allerdings bald folgen.
Der wichtigste Neue dürfte jedoch Trainer Daniel Farke (45) sein, der das Amt von Adi Hütter (52) übernahm. Bei Norwich City leistete der Übungsleiter über Jahre hinweg hervorragende Arbeit mit überschaubaren Mitteln und setzte trotz des limitierten Spielermaterials auf Ballbesitz-Fußball und hohes Pressing.
Gelingt es ihm, schnell eine Einheit zu formen und die Leistungsträger um Marcus Thuram (24), Alassane Plea (29) und Florian Neuhaus (25) aus dem Formtief zu hieven, könnten die Fohlen zur positiven Überraschung werden und nach Europa stürmen.
Eintracht Frankfurt weiter im Europa-Rausch, VfL Wolfsburg investiert in die Zukunft

Auch Eintracht Frankfurt kann mit der vergangenen Saison im deutschen Oberhaus nur bedingt zufrieden sein, allerdings surft die SGE nach dem sensationellen Gewinn der Europa League auf einer Euphoriewelle und darf nun sogar in der Königsklasse ran.
Dafür haben sich die "Adlerträger" vor allem in der Breite sinnvoll verstärkt und mit Lucas Alario (29, Leverkusen), Randal Kolo Muani (23, FC Nantes), Jérôme Onguéné (24, Salzburg), Aurélio Buta (25, Royal Antwerpen), Hrvoje Smolcic (21, HNK Rijeka) und Faride Alidou (21, HSV) fähige Leute nach Hessen gelockt, während nur der kontroverse Abgang von Innenverteidiger Martin Hinteregger (29, SGA Sirnitz) wirklich schmerzt.
Dazu kommt mit Weltmeister-Siegtorschütze Mario Götze (30) ein prominenter Name, der bei der PSV Eindhoven endlich wieder an die Leistungen vergangener Tage anknüpfen konnte und es jetzt noch mal in der Bundesliga wissen will. Das internationale Geschäft sollte definitiv wieder drin sein.
Dort möchte auch der VfL Wolfsburg hin, doch die Niedersachsen mussten mit Schlager das Herzstück des Mittelfelds gen Leipzig ziehen lassen, außerdem verabschiedete sich Abwehr-Stammkraft John Anthony Brooks (29, vereinslos) nach fünf Jahren im Klub.
Dafür holten die Wölfe mit Jakub Kaminski (20, Lech Posen), Mattias Svanberg (23, FC Bologna), Bartol Franjic (22, Dinamo Zagreb), Patrick Wimmer (21, Arminia Bielefeld) und Kilian Fischer (21, 1. FC Nürnberg) mehrere vielversprechende Akteure und rüsteten so alle Mannschaftsteile zukunftsorientiert auf. Große Hoffnungen werden daneben in Neu-Coach Nico Kovac (50) gesetzt, der zuletzt eineinhalb Jahre die AS Monaco betreute.
Beim 1. FC Union Berlin und dem SC Freiburg steigen die Ansprüche

Für den 1. FC Union Berlin geht es zunächst darum, die Abgänge von 20-Tore-Mann Taiwo Awoniyi (24, Nottingham Forest) und Mittelfeld-Dauerbrenner Grischa Prömel (27, Hoffenheim) möglichst gut wegzustecken. Ersterer soll von Königstransfer Jordan Siebatcheu (26) ersetzt werden, der beim 2:1-Erfolg nach Verlängerung im Pokal gegen den Chemnitzer FC direkt eine Bude beisteuerte.
Darüber hinaus haben sich die "Eisernen" vor allem um Kadertiefe gekümmert, mit Morten Thorsby (26, Sampdoria Genua), Janik Haberer (28, Freiburg) sowie Paul Seguin (27, SpVgg Greuther Fürth) gleich drei Alternativen fürs Zentrum und in Milos Pantovic (26, VfL Bochum), Tim Skarke (25, SV Darmstadt 98) und Jamie Leweling (21, Fürth) ebenso viele Optionen für die Offensive verpflichtet.
Auch die beiden neuen Innenverteidiger Diogo Leite (23, FC Porto) und Danilho Doekhi (24, Vitesse Arnheim) bringen reichlich Potenzial mit und könnten Union zum dritten Mal in Folge in den europäischen Wettbewerb führen. Ein Selbstläufer dürfte das aber nicht werden.
Selbiges gilt für den SC Freiburg, der mit Nationalspieler Schlotterbeck zwar seinen Durchstarter und Abwehrchef verloren hat, die gestiegenen Ansprüche daraufhin mit dem Transfer von Rückkehrer Ginter jedoch unterstreichen und einen hochwertigen Ersatz präsentieren konnte.
Zudem dürften Flügelflitzer Ritsu Doan (24, Eindhoven), Offensiv-Allrounder Daniel-Kofi Kyereh (26, FC St. Pauli) und Mittelstürmer Michael Gregoritsch (28, FC Augsburg) das Angriffsspiel der Breisgauer nochmal deutlich ankurbeln, während Kult-Coach Christian Streich (57) ansonsten auf bewährtes Personal zurückgreifen kann. Der Kader ist dadurch vielleicht so stark wie nie, doch es bleibt abzuwarten, wie die Truppe mit der Dreifachbelastung umgeht.

Bereits am heutigen Freitagabend (20.30 Uhr) startet die höchste deutsche Spielklasse in ihre 60. Saison. Zum Auftakt empfängt die Eintracht aus Frankfurt den Rekordmeister FC Bayern München im Deutsche Bank Park.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa, CHRISTOF STACHE / AFP