Kommentar zur DFB-Elf: Das haben wir seit dem WM-Finale 2014 nicht mehr gesehen!
Katar - Nach Rückstand gegen Spanien hat die deutsche Nationalmannschaft am Sonntagabend eine Reaktion gezeigt und einen wichtigen Zähler in Gruppe E geholt. Großen Anteil am Punktgewinn hatten auch die Personalentscheidungen von Bundestrainer Hansi Flick. Kommentar zur DFB-Elf: Das macht Flick besser als sein Vorgänger Jogi Löw.
Zwei Wechsel gab es in der deutschen Startaufstellung. Nico Schlotterbeck wurde durch Thilo Kehrer ersetzt, zudem rückte Niklas Süle nach innen.
Offensivmann Kai Havertz musste auf die Bank, Leon Goretzka rückte in die Anfangsformation. Flicks Ideen griffen. Der Plan, gegen das spanische Tiki-Taka-Ensemble die Mitte dichtzumachen, ging weitestgehend auf.
Deutschland hielt mit drei zentralen Mittelfeldspielern gegen die ballsicheren Spanier erfolgreich gegen. Auch die Viererkette wirkte weniger wacklig als noch in der Schlussphase gegen Japan.
Dass nach gut einer Stunde doch ein Gegentor kassiert wurde, kann passieren. Der spanische Treffer war clever rausgespielt.
Doch nach dem Tor zeigte die Mannschaft diesmal eine echte Reaktion - keine Schockstarre -, was auch mit den deutschen Wechseln zu tun hatte.
Alle drei Einwechsler brachten Schwung und waren maßgeblich am deutschen Tor beteiligt.
Klostermann, Sané und Füllkrug: Deutsche EInwechsler sorgen gegen Spanien für Schwung
Lukas Klostermann eroberte nach einem schlampigen spanischen Pass den Ball und machte Tempo, Leroy Sané ging ins Dribbling und schickte Jamal Musiala in den Raum.
Wie selbstbewusst am Ende des Angriffs Niklas Füllkrug die Pille ins Tor drosch, konnte sich sehen lassen. Klostermann, Sané, und Füllkrug wurden von Flick in einem Dreierwechsel aufs Feld geschickt und brachten jede Menge Schwung.
Der Nationaltrainer nahm dabei keine Rücksicht auf große Namen, nahm unter anderem zwei arrivierte Top-Spieler - Thomas Müller und Ilkay Gündogan - vom Feld.
In der Schlussphase war Deutschland spielbestimmend, hätte mit etwas mehr Geschick sogar drei Punkte mitnehmen können.
Dennoch herrschte nach Abpfiff optimistische Stimmung im deutschen Lager. Die offensiven Wechsel hatten Belebung gebracht und für die Wende gesorgt.
Zuletzt im WM-Finale 2014? Lange her, dass Einwechslungen die Nationalmannschaft belebten
Dass Einwechslungen maßgeblichen Anteil am deutschen Erfolg haben, ist ein bei der DFB-Elf lange nicht mehr erlebtes Phänomen.
Man muss praktisch schon bis zum WM-Finale 2014 im Geschichtsbuch blättern, als André Schürrle und Mario Götze nach ihrer Hereinnahme das Spiel belebten und Deutschland gegen Argentinien sogar auf die Siegerstraße bringen konnten.
Ansonsten war es unter Flicks Vorgänger eher so, dass maximal Plan A funktionierte, Einwechslungen regelmäßig verpufften und auch personelle Umstellungen vor dem Spiel selten den gewünschten Effekt hatten.
Man erinnere an die unnötige Rotation vor dem Spiel gegen Südkorea 2018, die komplett verpuffte, oder den hinter den Spitzen blass gebliebenen Kai Havertz bei der Achtelfinale-Niederlage gegen England zur Europameisterschaft 2021.
Selbstvertrauen hat die deutsche Mannschaft auch getankt. Nachdem 2022 Spiele gegen die Niederlande, England oder zuletzt Japan nach Führung noch aus der Hand gegeben wurden, ließ sich das Team gegen Spanien von einem Rückstand nicht umhauen.
An die gezeigte Leistung muss Deutschland gegen Costa Rica anknüpfen und dort und in einer möglichen K.-o-Phase die volle Breite des Kaders ausnutzen.
Dorthin schafft es die Nationalmannschaft allerdings nur bei einem Sieg und auch nur, wenn Japan nicht gegen Spanien gewinnt.
Titelfoto: Montage: Federico Gambarini/dpa, Eric Münch