"Sevilla 82": ZDF zeigt zum WM-Auftakt Doku über deutsches "Jahrhundertspiel"

Mainz - Zum Start der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag in Katar blickt das ZDF auf ein "Jahrhundertspiel" der deutschen Nationalmannschaft zurück.

Die Szene, die Geschichte schrieb: Gleich prallen Toni Schumacher (l.) und Parick Battiston (M) zusammen.
Die Szene, die Geschichte schrieb: Gleich prallen Toni Schumacher (l.) und Parick Battiston (M) zusammen.  © ZDF/Werek/Imago Images

Und zwar geht es in der Dokumentation "Sevilla 82 – Die Geschichte eines Jahrhundertspiels" um das Halbfinale bei der WM 1982 in Spanien, als die deutsche Elf unter Trainer Jupp Derwall (†80) Frankreich im Elfmeterschießen mit 5:4 besiegen konnte.

Es war das erste Elfmeterschießen der WM-Geschichte.

Aber das Spiel hatte noch andere Aspekte, die es unvergesslich machen sollten - wenn auch nicht nur im positiven Sinne.

Es schüllert gegen Island! DFB-Knipserin köpft Tür zur EM schon einmal auf
Nationalmannschaft Es schüllert gegen Island! DFB-Knipserin köpft Tür zur EM schon einmal auf

Aber der Reihe nach: Nach der 1:0-Führung durch Pierre Littbarski (62) in der 17. Minute hatte Superstar Michel Platini (67) durch einen Foulelfmeter den Ausgleich für Frankreich erzielt (26.).

Es entwickelte sich ein gutes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Weitere Tore fielen allerdings nicht und so ging es in die Verlängerung.

Die folgenden 30 Minuten gehörten zu den dramatischsten bei einer Fußball-WM. Denn nach Treffern von Marius Trésor (72) in der 92. Minute und Alain Giresse (70) sah die Équipe Tricolore nach 98. Minuten wie der sichere Sieger aus.

Klaus Fischer trifft per Fallrückzieher zum 3:3

Elfmeter-Held Toni Schumacher steht nach Foul heftig in der Kritik

Nach dem Foul und den Folgen hatte Harald "Toni" Schumacher (68) lange mit Depressionen zu kämpfen.
Nach dem Foul und den Folgen hatte Harald "Toni" Schumacher (68) lange mit Depressionen zu kämpfen.  © Rolf Vonnenbernd/dpa

Aber die DFB-Elf gab sich nicht auf und nach dem Anschlusstreffer von Karl-Heinz-Rummenigge (67) in Minute 102 erzielte Klaus Fischer (72) mit seinem Markenzeichen - dem Fallrückzieher - das 3:3 (108.).

Im Elfer-Krimi wurde dann Torhüter Harald "Toni" Schumacher (68) zum Helden, als er durch zwei gehaltene Schüsse vom Punkt das WM-Finale für das deutsche Team klarmachte (das dann allerdings 1:3 gegen Italien verloren wurde).

Noch während der regulären Spielzeit hatte es den Aufreger der Partie gegeben, bei dem Schumacher ebenfalls im Mittelpunkt stand. Der gerade erst eingewechselte Patrick Battiston (65) spurteten im Laufduell mit Manfred Kaltz (69) einem langen Ball in Richtung des deutschen Strafraums hinterher.

Es droht das Olympia-Aus! DFB-Star muss unters Messer
Nationalmannschaft Es droht das Olympia-Aus! DFB-Star muss unters Messer

Schumacher stürzte aus seinem Kasten Battiston entgegen, doch der Franzose kam noch an die Kugel, die aber am rechten Pfosten vorbeiging.

Sekundenbruchteile nach Battistons Schuss kam es zum Zusammenprall mit Schumacher, der Mann vom AS St.-Étienne blieb reglos auf dem Rasen liegen und musste mit einer Gehirnerschütterung vom Platz getragen werden (60.).

In der Wiederholung sah man, dass Schumacher seinen Hintern herausgestreckt und im Sprung Battiston mit voller Wucht am Kopf getroffen hatte - was dem Schiedsrichter allerdings entgangen war. Das Foul blieb ungeahndet.

Es hatte aber für Toni Schumacher Folgen. Es hagelte Kritik und wüste Beschimpfungen. Sogar die damaligen Regierungschefs Frankreichs und Deutschlands - François Mitterrand (†79) und Helmut Schmidt (†96) - griffen ein, um die Wogen zu glätten.

Vor allem in Frankreich galt Schumacher danach lange Zeit als Prototyp des "hässlichen Deutschen".

"Sevilla 82" hat noch mehr Geschichten zu bieten

Karl-Heinz Rummenigge (l.) wird von Österreichs Verteidiger Heribert Weber (2.v.l.) angegriffen, während Verteidiger Josef Degeorgi (2.v.r.) Rummenigges Angriffspartner Horst Hrubesch (r, oben) bewacht. Nach dem frühen 1:0 für die DFB-Elf einigten sich beide Teams dann aber auf Standfußball.
Karl-Heinz Rummenigge (l.) wird von Österreichs Verteidiger Heribert Weber (2.v.l.) angegriffen, während Verteidiger Josef Degeorgi (2.v.r.) Rummenigges Angriffspartner Horst Hrubesch (r, oben) bewacht. Nach dem frühen 1:0 für die DFB-Elf einigten sich beide Teams dann aber auf Standfußball.  © Steve Crisp/dpa

Das alles ist an dem 76-fachen deutschen Nationalspieler nicht spurlos vorbeigegangen. In der Doku "Sevilla 82" spricht der heute 68-Jährige auch darüber, wie er nach dem Foul lange Zeit mit Depressionen zu kämpfen hatte.

Außerdem kommen weitere beteilige deutsche Spieler wie Paul Breitner (71), Pierre Littbarski, Uli Stielike (68), Busfahrer und Zeugwart Walter Kohr, Journalist Manni Breuckmann (71) sowie die französischen Nationalspieler Alain Giresse und Marius Trésor zu Wort.

Neben Archivmaterial aus der WM 1982 gehen die Macher der Doku auch auf das legendäre Trainingslager vor dem Turnier am Schluchsee ein, das aus naheliegenden Gründen als "Schlucksee" Geschichte machte.

Und natürlich wird die unrühmliche Vorrunde ein Thema. Nachdem Deutschland gegen Algerien sein Auftaktspiel mit 1:2 verloren und Chile mit 4:1 besiegt hatte, folgte im letzten Gruppenspiel gegen Österreich die "Schande von Gijon".

Der deutsche Abwehrspieler Hans-Peter Briegel (r.) und der italienische Stürmer Bruno Conti (M) liefern sich im Finale der Fußball-WM 1982 ein Duell um den Ball - im Hintergrund Manfred Kaltz. Die Italiener siegten mit 3:1 und wurden Weltmeister.
Der deutsche Abwehrspieler Hans-Peter Briegel (r.) und der italienische Stürmer Bruno Conti (M) liefern sich im Finale der Fußball-WM 1982 ein Duell um den Ball - im Hintergrund Manfred Kaltz. Die Italiener siegten mit 3:1 und wurden Weltmeister.  © dpa/dpa-Bildfunk

Nach dem frühen 1:0 für Deutschland einigten sich beide Teams auf einen Nichtangriffspakt und schaukelten das Ergebnis mit Standfußball über die 90 Minuten. Österreich und Deutschland standen in der nächsten Runde, das punktgleiche Algerien schied wegen des schlechteren Torverhältnisses aus.

Zu sehen ist "Sevilla 82 – Die Geschichte eines Jahrhundertspiels" ab dem kommenden Sonntag (20. November) auf www.sportstudio.de.

Titelfoto: ZDF/Werek/Imago Images

Mehr zum Thema Nationalmannschaft: