Meine Meinung zur Nationalelf bei der WM: Auf den Jüngsten ruhen die größten Hoffnungen
Katar - Diese Fußball-Weltmeisterschaft hat Beigeschmack. Aufgrund der umstrittenen Vergabe und unserem Vorrunden-Aus bei der letzten Endrunde 2018 herrscht kaum Euphorie. Zudem werden die deutschen Titel-Chancen bei der WM in Katar weniger hoch eingestuft als 2010, 2014 oder 2018. Ein Kommentar zum DFB-Team: Die jüngsten Nationalspieler haben das Zeug zu Hoffnungsträgern.
An Erfahrung mangelt es dem deutschen Nationalteam nicht. So kommt ein Quartett bestehend aus Torhüter Manuel Neuer (36), Abwehrchef Antonio Rüdiger (29), Antreiber Joshua Kimmich (27) und Nationalelf-Veteran Thomas Müller (33) auf die stattliche Anzahl von 357 A-Länderspielen.
Letzterem droht jedoch die Ersatzbank, die Leistungskurve zeigte bei WM 2018 und EM 2021 schon nach unten.
Bei Manuel Neuer ist auch nicht mehr zu erwarten, dass der 36-Jährige in atemberaubender Libero-Manier mit Sprints und Grätschen die Fehler seiner Vorderleute ausbügelt wie einst 2014 gegen Algerien.
Dass Rüdiger und Kimmich wichtig für Deutschland sind, zeigte das 0:6 gegen Spanien, als beide fehlten und schmerzlich vermisst wurden.
Beide DFB-Profis sind jedoch eher für den Faktor Stabilität als glänzende Momente verantwortlich. Und so ruhen die deutschen Titel-Hoffnungen auf deutlich jüngeren Spielern.
Kai Havertz hat mit Chelsea schon einen internationalen Titel geholt
Da wäre zum einen Kai Havertz (23). Dass er auf internationaler Bühne groß aufzutrumpfen weiß, zeigte der Offensiv-Allrounder eindrucksvoll im Champions-League-Finale 2021, als er Chelsea London zum Titel schoss.
Gut möglich, dass der 23-Jährige wegen seiner Zweikampf-Härte, Abschluss- und Kopfballstärke die Mittelstürmerposition im deutschen Team einnimmt.
Dass seine Fieberkurve und die des Teams direkt zusammenhängen, bewies der stärkste DFB-Auftritt bei der vergangenen Euro.
Beim 4:2 gegen Portugal begeisterte die Mannschaft mit Offensivfußball, Havertz ragte heraus.
Deutschland mangelt es an Stürmern: Youssoufa Moukoko mehr als nur ein Lückenbüßer
Den Platz im Sturmzentrum streitig machen, könnte Havertz ein 18-Jähriger. Youssoufa Moukoko, der Mann mit der herausragenden Torquote im Nachwuchs-Bereich, ist verdient auf den WM-Zug aufgesprungen.
Mit seiner Unbekümmertheit ist Moukoko in Katar einiges zuzutrauen.
Dank sechs Bundesliga-Treffern und vier Vorlagen bei einem schwächelnden BVB tankte der junge Stürmer Selbstvertrauen, durfte gegen den Oman sogar von Beginn an ran.
Zug zum Tor und ein starker Abschluss zeichnen den Youngster aus, der sich wie ein Kind über selbst erzielte Treffer freuen kann und weder im Verein noch im Nationalteam durch Anzeichen von Nervosität auffiel.
Wird Jamal Musiala einer der Top-Spieler des Turniers?
Wird Jamal Musiala (19) der herausragende Spieler des WM-Turniers? Mit seinen schlangenartigen Bewegungen ist der 19-Jährige in der Lage, jedem Gegner Knoten in die Beine zu spielen.
Der Ballkünstler ist bei Bayern München kaum mehr wegzudenken, hat sowohl an Robustheit als auch an Torgefahr zugelegt und kommt in der Bundesliga bereits auf überragende Scorerpunkte für einen Mittelfeldspieler.
Dazu sehen die Dribblings des Offensivmannes, der sich für Deutschland und gegen England entschied, immer leichtfüßig aus.
Angesichts seiner rasanten Entwicklung kann Musiala als Jahrhunderttalent eingestuft werden.
Vergleiche mit den Besten der Welt muss das Offensiv-Juwel nicht mehr fürchten.
Ob die jungen Wilden die Erwartungen erfüllen können, wird sich am Mittwoch, dem 23. November, zum ersten Mal zeigen. Dann spielt Deutschland das erste Gruppenspiel gegen Japan.
Titelfoto: Montage: Christian Charisius/dpa, Eric Münch