Planungs-Chaos vor Weltmeisterschaft 2022: Katar will lautstarke Ultras "mieten"

Katar - Ein Jahr vor WM-Beginn stellen sich im kleinen Gastgeberland noch viele organisatorische Fragen. Neben Platzmangel und Menschenrechtsverletzungen könnte auch die Fankultur zum Problem werden.

Das Al-Thumama-Stadion während der offiziellen Einweihungszeremonie. Das Stadion wird einer der Austragungsorte der nächsten Weltmeisterschaft in Katar sein.
Das Al-Thumama-Stadion während der offiziellen Einweihungszeremonie. Das Stadion wird einer der Austragungsorte der nächsten Weltmeisterschaft in Katar sein.  © Hussein Sayed/AP/dpa

"Das Spektakel beginnt bald - Seid ihr bereit?", heißt es in einem Werbespot, der im Hamad International Airport, dem größten Flughafen Katars, in Dauerschleife läuft.

Doch die bessere Frage wäre wohl, ob der Golfstaat schon bereit für das fußballerische Riesen-Event ist. Am 21. November 2022 beginnt das Turnier, doch wie die Daily Mail berichtete, gibt es derzeit noch einige Komplikationen.

So seien die Organisatoren besorgt über das besonnenere Publikum in Katar. Während Zuschauer in Europa für ihre lautstarken Choreografien und Anfeuerungsrufe bekannt sind, zelebrieren die Fans der arabischen Nation ihre Teams verhaltener.

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Auch in der heimischen Stars League zeigt sich das immer wieder. Zwar wird auch da gesungen, aber für den Lärm sorgen vor allem Einwanderer.

Meister al-Sadd SC besitzt beispielsweise eine große ghanaische Fanschaft, die ihren Star Andrew Ayew (31) unterstützt. Die einheimischen Zuschauer erfreuen sich zwar an den schallenden Rufen, bleiben selbst aber still.

"Es stimmt, die Gruppe macht viel Lärm, aber das ist nichts für uns. Wir sind ruhig. Wir sind einfach nicht so, keine natürlichen Ultras", meinte der 24-jährige Saoud, seinerseits al-Sadd-Fan.

Deswegen zieht die Qatar Football Association, der Fußballverband in Katar, laut dem Bericht das "Mieten" von Unterstützern aus anderen Ländern in Erwägung.

Bietet Katar zur WM 2022 ausreichend Platz für anreisende Zuschauer?

Bauarbeiten im Lusail-Stadion, einem der Stadien der WM 2022. Wird bis zum Anstoß am 21. November alles fertig?
Bauarbeiten im Lusail-Stadion, einem der Stadien der WM 2022. Wird bis zum Anstoß am 21. November alles fertig?  © Hassan Ammar/AP/dpa

Die leidenschaftlichen Fans sollen aus anderen Nationen eingeflogen werden und gegen Bezahlung für Stimmung sorgen.

Nicht gerade das, was der hiesige Zuschauer wahrscheinlich als authentisch empfinden würde. Doch da hören die Probleme nicht auf. Möchte man seine Nationalmannschaft vor Ort anfeuern, dürfte das enorm teuer werden.

Derzeit gibt es in dem Mini-Staat etwa 130.000 verfügbare Hotelzimmer bei 1,3 Millionen erwarteten Besuchern. Deswegen wollen die Veranstalter Zeltunterkünfte in der Wüste errichten, um anreisende Fans unterzubringen.

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Doch selbst diese spärliche Behausung würde die Zuschauer mindestens 175 Euro pro Nacht kosten. Stand jetzt ohne funktionierende Sanitär- und Abwasseranlagen.

Und auch die Sicherheit der Gäste könnte ein Problem werden. Während das geltende Alkoholverbot wohl de facto außer Kraft gesetzt wird, gibt es große Bedenken im Hinblick auf die LGBTQ-Community.

Es wird empfohlen, weder fremden Menschen von der eigenen sexuellen Präferenz zu erzählen, noch Dating-Apps für Homosexuelle zu benutzen. Zuletzt äußerte sogar ein Fußballer selbst seine Ängste.

Damit die sportliche Feierlichkeit nicht im Chaos versinkt, muss also noch eine Menge passieren.

Titelfoto: Hussein Sayed/AP/dpa

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