"Heute ist der Tiefpunkt": Klopp-Ära bei Liverpool nach nächstem Debakel vor dem Ende?

Liverpool - Noch vor wenigen Monaten hatten Jürgen Klopp (55) und der FC Liverpool das "Quadrupel" aus Meisterschaft, Champions League und den zwei nationalen Pokalen im Blick. Seitdem haben die "Reds" einen rasanten Fall durchlebt, inzwischen steht sogar die Teilnahme am internationalen Geschäft auf der Kippe. Zieht der Klub oder gar der deutsche Trainer selbst bald die Reißleine?

Jürgen Klopp (55) und seine Schützlinge mussten in Brighton bereits die sechste Saison-Niederlage einstecken.
Jürgen Klopp (55) und seine Schützlinge mussten in Brighton bereits die sechste Saison-Niederlage einstecken.  © Gareth Fuller/PA Wire/dpa

"Heute ist der Tiefpunkt", erklärte der 55-jährige Übungsleiter des kriselnden Giganten auf der Pressekonferenz nach der 0:3-Pleite am Samstag gegen Brighton & Hove Albion.

Das knallharte Urteil von "Kloppo": "Ich kann mich wirklich nicht an ein schlechteres Spiel erinnern. Nicht nur bei Liverpool."

Seit 2015 ist der gebürtige Stuttgarter an der Anfield Road als Coach aktiv, im vergangenen April verlängerte er seinen Kontrakt noch mal bis 2026. Zuvor bekleidete er das Amt jeweils für rund sieben Jahre beim 1. FSV Mainz 05 (2001-2008) sowie Borussia Dortmund (2008-2015).

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Schon bei den Schwarz-Gelben offenbarten sich nach äußerst erfolgreichen Jahren zahlreiche Abnutzungserscheinungen, teilweise unerklärliche Fehler schlichen sich ein.

"Natürlich, wir machen uns große Sorgen. Wie könnte ich nicht nach so einem Spiel?", so Klopp.

Beim FC Liverpool knirscht es in allen Mannschaftsteilen

Danny Welbeck (32, 2.v.l.) macht mit seinem Tor zum 3:0 den Deckel drauf. Liverpools Mohamed Salah (30, vorn) kann nur enttäuscht zuschauen.
Danny Welbeck (32, 2.v.l.) macht mit seinem Tor zum 3:0 den Deckel drauf. Liverpools Mohamed Salah (30, vorn) kann nur enttäuscht zuschauen.  © Frank Augstein/AP/dpa

Bezeichnend für die Formkrise war auch der dritte Treffer der "Seagulls".

Nach einem Einwurf von der rechten Seite schlief erst Andrew Robertson (28), wodurch Danny Welbeck (32) an den Ball kam, Joe Gomez (25) und Ibrahima Konaté (23) wie Schuljungen aussteigen ließ und anschließend locker einnetzte.

Der einstige Goldjunge Trent Alexander-Arnold (24) hatte zu diesem Zeitpunkt bereits resigniert, ließ seinen Gegenspieler in Erwartung des Tores laufen und beobachtete das Spektakel lieber von der Strafraumgrenze.

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Aber nicht nur die Abwehr dürfte dem Kult-Coach Kopfzerbrechen bereiten, auch nach vorn präsentierte sich die Truppe von der Merseyside erschreckend harmlos.

Das Mittelfeld um Thiago (31), Jordan Henderson (32) und Fabinho (29) wirkte überfordert und war stets in der Unterzahl, der amtierende Torschützenkönig Mohammed Salah (30) fand überhaupt nicht ins Spiel und Neuzugang Cody Gakpo (23) agierte bei seinem Premier-League-Debüt glücklos.

Dennoch nahm Klopp die Niederlage auf seine Kappe: "Es ist absolut meine Verantwortung, weil ich eine Idee mit einer anderen Formation hatte und das hat einfach nicht funktioniert. Also, Entschuldigung!"

Ist der Job von Jürgen Klopp in Gefahr?

Jürgen Klopp (55) musste seine Spieler nach der Pleite in Brighton wieder aufbauen.
Jürgen Klopp (55) musste seine Spieler nach der Pleite in Brighton wieder aufbauen.  © Frank Augstein/AP/dpa

Vom "Ende einer Ära", wie beispielsweise die britische Tageszeitung The Guardian titelte, wollte der Taktikfuchs aber noch nichts wissen. Auch ein angeblicher Siebenjahreszyklus, an dessen Ende sein Rücktritt beim BVB stand, existiere nicht.

"Die Situation ist komplett anders", versicherte der Liverpool-Boss.

Dass Klopp von sich aus die Segel streicht, scheint in Anbetracht seiner Verlängerung unwahrscheinlich. Bei den "Reds" steht er nach zwei Meistertiteln sowie dem CL-Triumph 2019 ohnehin hoch im Kurs, wird von den Fans verehrt und den US-amerikanischen Eigentümern geschätzt.

"Ich war mir bewusst, dass es aktuell eine Übergangszeit ist. Deshalb sind der Verein und ich uns darüber einig, dass ich am Steuer bleibe und wir das Ganze mittel- bis langfristig betrachten", stellte er kürzlich im Interview mit der Sport Bild klar.

Damit das so funktioniert, muss der freie Fall aber trotzdem gestoppt werden. Die "Reds" belegen derzeit nur den neunten Tabellenplatz, haben satte 19 Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Arsenal und schon zehn Punkte Abstand zu den Königsklassen-Rängen.

Am Dienstag (20.45 Uhr) trifft Liverpool im FA Cup auf die Wolverhampton Wanderers, anschließend kommt am Samstag (13.30 Uhr) der ebenfalls schwächelnde FC Chelsea zum Krisengipfel ins Anfield.

Einen positiven Aspekt im Hinblick auf die kommenden Partien konnte Klopp immerhin auch in der Blamage bei Brighton finden: "Uns zu steigern, sollte nicht zu schwierig sein."

Titelfoto: Gareth Fuller/PA Wire/dpa, Frank Augstein/AP/dpa

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