FIFA-Schiri outet sich nach jahrelangem Versteckspiel als schwul: "Wahres Ich geopfert"
Brasilien - Igor Benevenuto (41) hat sich als schwul geoutet! Der brasilianische Schiedsrichter ist damit der erste FIFA-Referee, der seine Homosexualität offen zugegeben hat. Er hofft, dass das nun auch in der Fußballwelt langsam mal als Alltag angesehen wird, denn laut seiner Aussage würden noch 99,99 Prozent mit einer gleichgeschlechtlichen Orientierung "im Verborgenen leben".

"Wir existieren und verdienen das Recht, darüber zu sprechen und normal zu leben", erklärte er im Podcast von "Globo Esporte", wo er auch seine anderweitigen Beweggründe nannte und mit dem Fußball abrechnete. Der Sport "war ein 'Männerspiel' und ich wusste schon früh, dass ich schwul bin. Es gab keinen perfekteren Ort, um meine Sexualität zu verstecken."
Benevenuto führte weiter aus, dass er ein jahrelanges Versteckspiel betrieben hätte: "Schiedsrichter zu sein, brachte mich in eine Machtposition, die ich brauchte. Habe ich es gewählt, um meine Sexualität zu verbergen? Ja", gab er zu.
Schließlich ist er bereits seit 23 Jahren als Referee aktiv und ließ seine schwere Kindheit durchblicken, denn im Fußball herrsche eine Macho-Kultur und Vorurteile seien dort an der Tagesordnung, weshalb er mit "tiefem Hass" auf den Sport aufgewachsen sei.
Er sei "eine der feindlichsten Umgebungen für einen Homosexuellen", so Benevenuto weiter. Um dort reinzupassen, musste er sich verstellen und habe sein "wahres Ich geopfert, um mich vor der physischen und emotionalen Gewalt der Homophobie zu schützen".
Das sei auch heutzutage noch an der Tagesordnung: "Schwule sind es gewohnt, nicht sie selbst zu sein. Wir schränken unser Verhalten ein, um die Erwartungen der Hetero-Welt nicht zu enttäuschen." So erlebte er über die Jahre einige negative Dinge. Er gab an, dass er eigentlich das Endspiel eines LGBT-Wettbewerbs hätte pfeifen sollen: "Sie überzeugten mich, es nicht zu tun, weil es keine gute Idee sei."
Denn er solle nicht "mit dem Schwulen-Image in Verbindung" gebracht werden. Da seine sexuelle Orientierung in der Szene über Jahre ein offenes Geheimnis war, wurde er von Fans und Verantwortlichen immer wieder beleidigt. Spieler und Trainer hätten ihn laut eigener Aussage aber immer mit Respekt behandelt. Man kann nur hoffen, dass das in Zukunft auch so bleibt.
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