Rassismus an der Seitenlinie? Holland-Legende beklagt Mangel an schwarzen Trainern!

Trient (Italien) - Clarence Seedorf (46) gilt als einer der besten Mittelfeldspieler aller Zeiten. Nach seiner aktiven Laufbahn übernahm er den Trainerposten bei der AC Mailand, inzwischen steht er allerdings seit drei Jahren ohne Verein da. Nun äußerte sich die "Elftal"-Legende zur geringen Anzahl an schwarzen Coaches in der Fußballwelt.

Zuletzt war Clarence Seedorf (46) als Trainer für die kamerunische Nationalmannschaft tätig.
Zuletzt war Clarence Seedorf (46) als Trainer für die kamerunische Nationalmannschaft tätig.  © OZAN KOSE / AFP

"Es ist nicht nur in Italien so, überall gibt es nur wenige schwarze Trainer", erklärte der 46-jährige Übungsleiter laut Football Italia im Rahmen einer Gesprächsrunde auf dem Trienter Sportfestival.

Trotz einer durchaus soliden Punktausbeute von 1,59 Zählern pro Partie musste der 87-fache niederländische Nationalkicker die "Rossoneri" im Juni 2014 nach nur sechs Monaten schon wieder verlassen.

Anschließend wartete er rund zwei Jahre auf eine erneute Anstellung und wechselte schließlich im Sommer 2016 zum chinesischen Erstligisten Shenzhen FC.

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"Ich habe mein erstes ernsthaftes Angebot in China bekommen, ich habe es angenommen, weil ich gerne reise und jedes Projekt für mich wichtig ist. Aber es ist enttäuschend zu sehen, dass ich nach meiner Erfahrung in Mailand, wo ich gut gearbeitet habe, keinen Anruf bekommen habe", so Seedorf.

Und er fügte an: "Ich habe mich gefragt, warum ich keine anderen Möglichkeiten in Italien hatte. Ich habe zwei hier geborene Kinder."

Clarence Seedorf fordert Chancengleichheit für Trainer im Fußball

Zwischen 1994 und 2008 absolvierte Clarence Seedorf (r.) ganze 87 Partien für die "Oranje". (Archivfoto)
Zwischen 1994 und 2008 absolvierte Clarence Seedorf (r.) ganze 87 Partien für die "Oranje". (Archivfoto)  © FRANCK FIFE / AFP

"Wenn man sich anschaut, was passiert ist, gibt es kaum eine Grundlage, um zu verstehen, dass diejenigen, die nach mir nach Mailand kamen, sofort eine Mannschaft gefunden haben und ich nicht einmal ein Angebot bekommen habe. Nach 20 Jahren in Italien", kritisierte der viermalige Champions-League-Sieger.

Der Grund dafür sei ein tiefgreifendes gesellschaftliches Problem, das nicht nur in seiner langjährigen Wahlheimat existieren würde: "Ich glaube nicht, dass Italien ein rassistisches Land ist, das habe ich immer behauptet, und ich glaube, ich verstehe Italien inzwischen. Es gibt Rassisten, wie überall, aber das ist es nicht."

Der in Suriname geborene Seedorf arbeitete nach seinem Engagement in China auch noch für Deportivo La Coruna, zudem war er von 2018 bis 2019 für die Nationalauswahl von Kamerun zuständig.

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"Es gibt keine Chancengleichheit für Trainer. Wenn wir uns die Zahlen ansehen, gibt es keine Menschen mit dunkler Hautfarbe in den mächtigsten Positionen im Fußball", erklärte er bereits am vergangenen Sonntag gegenüber der italienischen Tageszeitung Gazzetta dello Sport.

Seine Forderung: "Jeder, besonders diejenigen, die Dinge ändern können, müssen die Verantwortung spüren, eine leistungsorientierte Welt zu schaffen und alle Türen offenzuhalten, wenn man Spitzenleistungen anstrebt. Denn die besten Ergebnisse können durch Vielfalt entstehen."

Titelfoto: FRANCK FIFE / AFP

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