Ziane-Eigentor, Böller-Unterbrechung, Platzsturm: Chemie Leipzig schlägt Lok!

Leipzig - Erst war der Tunnel zugemauert, dann folgten Akzente auf dem Rasen: Im mit Spannung erwarteten Stadtderby hat sich die BSG Chemie Leipzig am Samstagnachmittag gegen Rivale 1. FC Lokomotive Leipzig mit 2:1 (1:0) durchgesetzt. Mehrere Spielunterbrechungen zogen die Partie in die Länge.

Aufwärmen mit reichlich Applaus: Der prallgefüllte Lok-Block feuerte seine Blau-Gelben an.
Aufwärmen mit reichlich Applaus: Der prallgefüllte Lok-Block feuerte seine Blau-Gelben an.  © Picture Point/Gabor Krieg

Vor 4999 Zuschauern im restlos ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark trafen Djamal Ziane (37. Minute/Eigentor) und Florian Kirstein jeweils zur Chemie-Führung, Leon Heynke glich zwischenzeitlich aus (1:1/74.).

BSG-Coach Miroslav Jagatic nahm im Vergleich zum 3:2 bei der VSG Altglienicke keine Wechsel vor.

Nach dem 0:2 gegen Hertha BSC II tauschte Lok-Trainer Almedin Civa dagegen viermal: Farid Abderrahmane, Bogdan Rangelov, Theo Ogbidi und Djamal Ziane rückten für Damir Mehmedovic, Michael Schlicht, Osman Atilgan und Tom Nattermann (alle Bank) wieder in die Startelf.

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Viel Sonne, wenig Wolken, Temperaturen knapp über 20 Grad: Meteorologisch war eine einwandfreie Bühne für das emotionale und so prestigeträchtige Leipziger Derby bereitet.

Tabellarisch ging für die formstarken Leutzscher (nur eine Pleite in den vergangenen zehn Pflichtspielen) und die -schwachen Probstheidaer (dreimal in Folge sieglos, zuletzt zweimal nacheinander ohne Torerfolg) nach oben wie nach unten nichts mehr.

Für die ersten Ausrufezeichen sorgten Loks Sascha Pfeffer (11.) und BSG-Angreifer Timo Mauer (17.) jeweils mit ungefährlichen Flachschüssen, die die beiden Keeper vor keine Probleme stellten.

Die erste Chance des Spiels gehörte Lok Leipzigs Sascha Pfeffer (M.).
Die erste Chance des Spiels gehörte Lok Leipzigs Sascha Pfeffer (M.).  © Picture Point/Gabor Krieg

Startaufstellungen im Stadtderby BSG Chemie Leipzig gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig

Lok-Torjäger Djamal Ziane trifft ins falsche Netz - Erste Spielunterbrechung

In der 35. Minute gab es eine kleine Rudelbildung. Loks Luca Sirch (2.v.l.) ist hier in Unterzahl.
In der 35. Minute gab es eine kleine Rudelbildung. Loks Luca Sirch (2.v.l.) ist hier in Unterzahl.  © Picture Point/Gabor Krieg

Die Partie war wenig hochklassig, das Geschehen verlagerte sich fast ausschließlich zwischen die beiden Strafräume, aussichtsreiche Offensivszenen gab es selten.

Eine davon wäre Mitte der ersten Halbzeit aber beinahe drin gewesen: Nach einer Flanke vom linken Flügel stieg FCL-Torjäger Ziane hoch, Torhüter Benjamin Bellot bekam seine rechte Pranke aber noch rechtzeitig hoch und wehrte den (zu) zentralen Kopfball zur Ecke ab (22.).

Sechs Minuten später folgte eine kuriose Szene: Mauer schlug eine Flanke von links, der Ball drehte sich Richtung langer Pfosten, Schlussmann Jan-Ole Sievers wirkte unentschlossen im Klärungsverhalten, grätschte dann am Aufsetzer vorbei, der ins Aus ging (28.).

Cottbus an der Tabellenspitze, doch wie geht es mit Trainer Wollitz weiter?
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Das erste hitzige Aufeinandertreffen von Gegenspielern gab es nach einem Freistoß der Grün-Weißen: Luca Sirch und Ziane gegen Bellot, Paul Horschig und Kapitän Stefan Karau. Ein bisschen Gebrüll hier, ein bisschen Stoßen da - dann ging es auch schon weiter (35.).

Im Gegenzug musste das Leder erstmals aus dem Netz geholt werden: Florian Brügmann schlug eine Ecke für Chemie, Alexander Bury verpasste in der Mitte den Kopfball, der dahinter stehende Ziane kam so überraschend an die Kugel, wollte sie rausschlagen, traf sie aber satt ins eigene Tor - 1:0 für Chemie (37.).

Wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff gerieten heimische Anhänger mit der Polizei aneinander, nachdem es wegen einer Lok-Rakete in Richtung Chemie-Block zu einer ersten kurzen Unterbrechung gekommen war.

Unglücklicher Torjäger: Djamal Ziane (r., am Boden) trifft in der 37. Minute ins eigene Tor.
Unglücklicher Torjäger: Djamal Ziane (r., am Boden) trifft in der 37. Minute ins eigene Tor.  © Picture Point/Gabor Krieg
Große Freude danach bei den tabellarisch schlechter platzierten Chemikern.
Große Freude danach bei den tabellarisch schlechter platzierten Chemikern.  © Picture Point/Gabor Krieg

Leipzig-Derby 15 Minuten unterbrochen - Leon Heynke gelingt Ausgleich, Florian Kirsteins das Siegtor

Dumme Aktion: Der Chemie-Block kochte nach einer Rakete von Lok-Seite. Hier fliegt eine Holzlatte in Richtung Polizisten, rechts wird ein Absperrzaun hochkant aufgestellt.
Dumme Aktion: Der Chemie-Block kochte nach einer Rakete von Lok-Seite. Hier fliegt eine Holzlatte in Richtung Polizisten, rechts wird ein Absperrzaun hochkant aufgestellt.  © Picture Point/Gabor Krieg

Lok kam mit Dampf aus der Kabine, initiierte mehrere Angriffe, ohne zunächst zum Erfolg zu kommen.

Fünf Minuten nach Wiederanpfiff zierte ein "Bekämpft den Feind"-Banner den Gästeblock, es flogen erneut Raketen aufs Feld, dichter Rauch lag über dem Block, ein Chemie-Pullover brannte.

Zu viel für Schiedsrichter Philipp Vierock, der sich das Spielgerät schnappte und die Begegnung für eine Viertelstunde unterbrach, in der Dutzende Polizisten und Ordnungskräfte auf den Rasen gingen, um über den Zaun gekletterte Chemiker am Weiterzug zu hindern.

Es war auch danach deutlich mehr Feuer im Derby, das noch einen Treffer parat hielt: Blau-Gelb mit einem Freistoß, der Ball wurde immer länger, Bellot unterschätzte dessen Flugkurve, watschte ihn zu sanft weg. Nutznießer Heynke stand goldrichtig und musste nur einnicken - 1:1 (74.).

Vor Ablauf der regulären Spielzeit wurden die Hausherren aber noch mal zwingender und belohnten sich mit der erneuten Führung.

Erst setzte Dennis Mast einen Drehschuss aufs Gehäuse (87.), dann klärte Robert Berger in seinem letzten Leipzig-Derby vor dem einschussbereiten Kirstein (90.). Bei der folgenden brandgefährlichen Mast-Ecke an den langen Pfosten drückte der Stürmer die Kugel aber über die Linie - 2:1 (90.), grenzenloser Jubel im AKS!

17 Minuten Nachspielzeit gab es wegen der langen Unterbrechung zu Beginn des zweiten Durchgangs - ohne weiteren Treffer!

Auf Höhe der Mittellinie sorgten Polizei und Security für eine Trennung...
Auf Höhe der Mittellinie sorgten Polizei und Security für eine Trennung...  © Silvio Bürger
... zunächst noch mit den Akteuren auf dem Platz...
... zunächst noch mit den Akteuren auf dem Platz...  © Picture Point/Gabor Krieg
... Dutzende Beamte sicherten zudem den glühenden Lok-Block.
... Dutzende Beamte sicherten zudem den glühenden Lok-Block.  © Picture Point/Gabor Krieg
Der Siegtreffer: Florian Kirstein (4.v.l.) drückt die Kugel über die Linie.
Der Siegtreffer: Florian Kirstein (4.v.l.) drückt die Kugel über die Linie.  © Picture Point/Gabor Krieg
Stefan Karau (vorn) führt nach dem Sieg in seinem letzten Karriere-Derby den Siegeszug an.
Stefan Karau (vorn) führt nach dem Sieg in seinem letzten Karriere-Derby den Siegeszug an.  © Picture Point/Gabor Krieg
Getrübte Stimmung dafür bei den Probstheidaern.
Getrübte Stimmung dafür bei den Probstheidaern.  © Picture Point/Gabor Krieg

Zum Saisonfinale am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) reist Chemie zum FC Energie Cottbus, während Lok zeitgleich Heimrecht gegen den FSV 63 Luckenwalde genießt.

Titelfoto: Bildmontage: Picture Point/Gabor Krieg

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