Häme für Wolfsburg: Union zeigt wieder das Bundesliga-Gesicht

Berlin - "Ohne Kruse habt ihr keine Chance", hallte es in der Schlussphase lautstark von den Rängen. Passender hätten es die Eisernen kaum ausdrücken können. Sie zogen harmlosen Wölfen ohne Probleme den Zahn und verteidigten damit die Tabellenführung.

Der Dosenöffner: Umringt von seinen Mitspielern bejubelt Jordan (26, 3.v.r.) sein Führungstor.
Der Dosenöffner: Umringt von seinen Mitspielern bejubelt Jordan (26, 3.v.r.) sein Führungstor.  © Andreas Gora/dpa

Mit nun 17 Punkten grüßt der 1. FC Union Berlin weiter von ganz oben - dank ihres Traumduos Sheraldo Becker (27) und Jordan (26). Zuerst glänzte Becker noch als Vorlagengeber, dann machte der 27-Jährige den Deckel drauf.

Paul Seguin (27) bedienten den pfeilschnellen Angreifer, der die Kugel mit der Schulter mitnahm und eiskalt vor Koen Casteels (30) vollstreckte (77. Minute). Schon sein sechster Treffer und gleichzeitig der schönste des Abends!

Im Prinzip war das Spiel aber schon nach dem 1:0 gelaufen. Wolfsburg fand vorne die kompletten 90 Minuten nicht statt. Die Mannschaft setzte stattdessen auf eine Mauer-Taktik.

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Union aber, das sich vor allem mit der Favoritenrolle schwertut, zeigte wieder das Bundesliga-Gesicht. Was in der Europa-League nicht klappen will, funktioniert in der Liga umso mehr. "Man merkt, dass wir Selbstvertrauen haben und uns so eine Niederlage wie im Europapokal nicht umhaut", sagte Timo Baumgartl (26) bei DAZN.

Wie schon eine Woche zuvor beim 1. FC Köln (1:0) meldeten sich die Berliner eindrucksvoll zurück. Statt Euro-Frust herrscht in Köpenick Liga-Lust.

Grund zum Jubeln gab es aber schon vorm Anpfiff. Erstmals nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung durfte Baumgartl wieder mitmischen - und stand gleich in der Startelf. Fünf Monate musste der 26-Jährige auf diesen Moment warten.

Timo Baumgartl feiert nach Hodenkrebs-Erkrankung sein Comeback

Auf diesen Moment musste Timo Baumgartl (26, l.) lange warten. Erstmals nach seiner Hodenkrebserkrankung stand er wieder in der Startelf.
Auf diesen Moment musste Timo Baumgartl (26, l.) lange warten. Erstmals nach seiner Hodenkrebserkrankung stand er wieder in der Startelf.  © Andreas Gora/dpa

"Das ist genau das, was ich mir nach der Chemo erträumt habe. Das sind emotionale Momente für mich", so der Innenverteidiger, der in der harten Zeit nicht seinen Humor verloren hat. Auf die Frage, ob ihm zur vollen Leistungsfähigkeit noch etwas fehle, antwortete Baumgartl scherzhaft mit einer Gegenfrage: "Außer meinem zweiten Hoden, meinen Sie?"

Der Spieler des Spiels war allerdings Becker. Der Cousin von Ex-Herthaner Javairo Dilrosun nutzte kurz nach dem Seitenwechsel seine Schnelligkeit, flankte in die Mitte, wo Jordan seinem Gegenspieler entwischte und einnicken konnte (55.). Ein für Union typischer Spielzug.

"Der Trainer hat in der Pause zu mir gesagt, ich solle mehr das Eins-gegen-eins suchen", erklärte der Topscorer bei DAZN. Gesagt, getan! Somit bleiben die Köpenicker nun schon saisonübergreifend seit 14 Ligaspielen ungeschlagen, auch weil sie ein perfekt funktionierendes Sturmduo vorne drin haben.

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Dabei ist das Erfolgsgeheimnis simpel: "Wir trainieren das unter der Woche, investieren ganz viel Zeit in die Abläufe. Jeder weiß, was er tun muss", so Baumgartl. "Wir wissen, dass wir vorne brutale Qualität haben. Beide sind immer für ein Tor gut. Wenn wir zu null spielen und ein Tor machen, gewinnen wir. So einfach ist es."

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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