Union der unverdienteste Tabellenführer? Das Glück auf ihrer Seite

Berlin - Wer soll diese Unioner jetzt noch aufhalten? Unbeeindruckt setzt der 1. FC Union Berlin seine Erfolgsgeschichte einfach fort. Seit drei Spielen grüßen die Eisernen nun schon von der Tabellenspitze und haben nicht vor diese wieder abzugeben.

Kein schönes Spiel, aber erfolgreich. Union siegte beim VfB Stuttgart mit 1:0. Toptorjäger Sheraldo Becker (27, r.) blieb ohne Treffer.
Kein schönes Spiel, aber erfolgreich. Union siegte beim VfB Stuttgart mit 1:0. Toptorjäger Sheraldo Becker (27, r.) blieb ohne Treffer.  © Tom Weller/dpa, Matthias Koch/dpa

"So lange wie möglich" würden sie oben bleiben wollen, betonte Siegtorschütze Paul Jaeckel (24). "Wir haben einen kleinen Vorsprung erspielt."

Zwei Punkte sind es auf Verfolger SC Freiburg, gar vier auf den FC Bayern München und Borussia Dortmund. Letzterer kann sich bereits am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) von den Qualitäten überzeugen. Seit Unions Aufstieg konnten die Borussen erst einmal an der Alten Försterei gewinnen.

Manager Oliver Ruhnert (50) und sein Team hatten bei der Kaderzusammenstellung einmal mehr den richtigen Riecher. Neuzugänge wie Janik Haberer (28) oder Jordan Siebatcheu (26) funktionieren auf Anhieb. Der wohl wichtigste Mann ist aber auf der Trainerbank: Urs Fischer (56).

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1. FC Union Berlin Nach acht Jahren Union: Busk sagt Tschüss

Aufstieg, souveräner Klassenerhalt, Conference League, Europa League und jetzt Tabellenführer - Fischer hat das Team Jahr für Jahr weiterentwickelt. Selbst die Dreifachbelastung kann die Köpenicker nicht stoppen.

Auf jeden Europapokalabend folgte in der Liga ein Sieg. Zuletzt beim VfB Stuttgart, als Jäckels Kopfballtor zum 1:0 reichte. Es war dieser typische dreckige Sieg. Das Spiel hätte auch ganz anders ausgehen können. Sowohl ein Remis als auch ein Sieg wäre für den Krisen-VfB drin gewesen.

1. FC Union Berlin spielt über den Möglichkeiten

Awoniyi-Nachfolger Jordan Siebatcheu (26, r.) brauchte keine lange Anlaufzeit, funktionierte auf Anhieb.
Awoniyi-Nachfolger Jordan Siebatcheu (26, r.) brauchte keine lange Anlaufzeit, funktionierte auf Anhieb.  © Andreas Gora/dpa

So aber nahm Union die drei Punkte mit. Ganz im Stile einer Spitzenmannschaft: nicht immer schön, aber erfolgreich!

Der Auswärtserfolg dient geradezu als Paradebeispiel, wie abgezockt die Eisernen sind. Die Hausherren hatten zwar mehr vom Spiel, gaben mehr Torschüsse ab, gewannen auch mehr Zweikämpfe, das entscheidende Tor erzielte aber der Spitzenreiter.

Bezeichnende Szene: Die größte Chance im ganzen Spiel landete nur am Pfosten. Erst wurde Tiago Tomas noch geblockt, dann rauschte Mavropanos heran, die Kugel klatschte aber ans Aluminium. Auf der anderen Seite wäre es vermutlich ein Treffer geworden. Das zeigt auch die Statistik: Union macht aus wenig unheimlich viel.

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Keine andere Mannschaft in der Liga hat so eine Diskrepanz zwischen den Expected Goals (7,72) und tatsächlich erzielten Toren (16). Das spiegelt sich auch in der Punkteausbeute wieder. Während der Berechnung zufolge beispielsweise Stadtrivale Hertha BSC drei Punkte fehlen, hat Union rund neun Zähler "zu viel".

Auch in Sachen Torschüsse (9. Platz), Ballbesitz (17.) Passquote (13.) rangieren die Hauptstädter nicht gerade im Spitzenfeld der Liga. Dafür haben sie aber mit Sheraldo Becker (27/drei Buden) und Jordan (zwei Buden) ein perfekt funktionierendes Sturmduo, das die vergleichsweise wenigen Torchancen zu nutzen weiß. Zudem stellen sie mit erst sechs Gegentoren die beste Abwehr der Liga.

Schaut man nur auf die Statistik könnte man zu dem Entschluss kommen, dass die Unioner überperformen bzw. über ihren Möglichkeiten spielen. Anders ausgedrückt: Die Fischer-Elf hat derzeit viel Glück, doch wie sagte Hermann Gerland (68) noch so schön: "Immer Glück ist Können."

Titelfoto: Tom Weller/dpa, Matthias Koch/dpa

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