Max Kruses bitterer Wechsel, Frahn-Doppelpack gegen Ex-Klub, Magdeburg nicht mehr aufzuhalten?
Deutschland - Trotz der Länderspielpause war am Wochenende wieder einiges los in Fußball-Deutschland! Der wohl größte, weil überraschendste Aufreger: Max Kruses (33) Transfer vom 1. FC Union Berlin zum VfL Wolfsburg.

Der frühere deutsche Nationalstürmer entschied sich also ganz bewusst für die sportlich schlechtere Option. Die Niedersachsen liegen bekanntlich nur auf Rang 15, während die Eisernen Champions-League-Position vier innehaben.
Hier hätte Kruse die historische Chance gehabt, die beste Platzierung der Köpenicker in der Nachwendezeit zu erreichen. Das müssen seine Teamkollegen nun ohne ihn schaffen.
Aus seiner Sicht ist der Wechsel trotzdem nachvollziehbar. Mit 33 muss der leidenschaftliche Pokerspieler auch an seine Zukunft denken und da die Offerte der Wölfe "langfristig und hoch dotiert" war (Zitat Kruse), hat er sie angenommen.
Für Fußball-Romantiker ist das ein Schlag in die Magengrube, doch wer realistisch über das Geschäft denkt und es kennt, der wundert sich nur im ersten Moment über so eine Entscheidung.
Schließlich spielt Geld eine große Rolle und wohl jeder würde ins Grübeln kommen, wenn ein Ex-Verein/ehemaliger Arbeitgeber, mit dem man noch nicht abgeschlossen hat und der in der Klemme steckt, einem ein hervorragendes Angebot unterbreitet. Dennoch ist Kruses Abschied aus FCU-Sicht bitter und enttäuschend, weil er an der Wuhlheide Publikumsliebling, Topscorer und Führungskraft war. Einer jener Akteure, die man nur schwer ersetzen kann.
So kriegen die Eisernen zwar ein halbes Jahr vor Vertragsablauf eine Ablösesumme im offenbar mittleren einstelligen Millionenbereich, verlieren aber ihren individuell wohl besten Mann und müssen sich nun bis Montagabend noch einen Ersatz suchen. Gelingt das nicht, liegt es an den anderen Offensivleuten, Kruses Verlust so aufzufangen. Das dürfte ein schweres Unterfangen werden...
Baris Atik führt den 1. FC Magdeburg zum Spitzenspiel-Sieg: Wer soll den FCM noch stoppen?

Viel positiver ist hingegen die Stimmung beim Drittliga-Spitzenreiter. Der 1. FC Magdeburg gewann ein hochklassiges Top-Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken dank Baris Atik (26) und Sirlord Conteh (25) mit 2:1 und kann sich nur noch selbst ein Bein stellen.
Alles andere als der direkte Aufstieg in die 2. Bundesliga wäre fast schon eine Sensation. Schließlich hat der FCM satte 14 (!) Punkte Vorsprung auf den Dritten - Saarbrücken.
Selbst, wenn Eintracht Braunschweig die zwei Nachholspiele gewinnt, liegt man 14 Begegnungen vor Schluss zwölf Zähler vor dem 1. FC Kaiserslautern, der aktuell Tabellenzweiter ist.
Wer sieht, mit welchem Herzblut die Elbestädter agieren, welch erfrischenden, technisch anspruchsvollen, geradlinigen und schnellen Offensivfußball sie zeigen und welch defensive Stabilität sie haben, der mag momentan nicht glauben, dass Magdeburg noch einmal einbricht und die Konkurrenz diesen großen Rückstand aufholen kann.
Immerhin hat der FCM in dieser Saison eine Stärke, die ihn von allen anderen Klubs der 3. Liga abhebt: Leistungskonstanz!
Daniel Frahn macht mal wieder den Unterschied für den SV Babelsberg 03

Was für ein Comeback von Daniel Frahn (34)! In seinem ersten Einsatz seit dem 27. November 2021 und nach seiner Corona-Infektion schnürte der frühere Angreifer des Chemnitzer FC direkt einen Doppelpack für seinen SV Babelsberg 03 und war beim 3:0-Heimerfolg gegen seinen früheren Klub Hertha BSC II der Mann des Spiels.
Doch nicht nur in dieser Partie, sondern in der gesamten Saison weist der Vollblutstürmer nach, dass er auch mit 34 Jahren zu gut für die Regionalliga Nordost ist - 13 Tore und zwei Vorlagen in 18 Einsätzen untermalen diese Einschätzung.
Von seinem Instinkt hat der einstige Angreifer von RB Leipzig noch immer nichts verloren, wodurch er für Viertliga-Verteidiger nur schwer auszuschalten ist. Ob er mit Nulldrei zeitnah noch mal eine Spielklasse höher ran darf, ist aber zweifelhaft.
Schließlich beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter BFC Dynamo, der bereits am Freitagabend mit 2:0 beim VfB Germania Halberstadt gewann, elf Zähler.
Trotzdem kann Frahn auf seine Quote und die Auftritte seiner Mannschaft stolz sein.
Tennis Borussia Berlin stellt der VSG Altglienicke um Torsten Mattuschka ein Bein

Selbiges gilt auch für einen anderen Regionalligisten aus der Nordost-Staffel. Tennis Borussia Berlin gewann in der Höhe völlig überraschend mit 3:0 bei der VSG Altglienicke, die damit ihre wohl letzte Titelchance aus der Hand gegeben hat.
Zwar war die VSG so ersatzgeschwächt, dass selbst der sonstige Co-Trainer Torsten Mattuschka (41) auf der Bank als Ersatzspieler Platz nehmen und sein Team darüber hinaus coachen musste, weil Karsten Heine (66) krankheitsbedingt (Corona) fehlte.
Aber auch TeBe agierte nicht in Bestbesetzung, musste unter anderem auf die Mittelfeldzentrale Rico Gladrow (30) und Kapitän Tim Oschmann (27) verzichten (beide Gelbsperre).
Wie souverän die Lila-Weißen dennoch gewannen und darüber hinaus trotz kleinem Kader schon 33 Punkte aus 22 Spielen gesammelt haben (Platz zehn von 20 Teams), das nötigt einem Respekt ab.
Denn finanziell können und wollen sich die Veilchen nicht mehr verausgaben, sondern setzen auf viele Rückkehrer, die in der Jugend für TeBe aktiv waren und sich deshalb auch mit dem Verein identifizieren.
Das spürt man seit Saisonbeginn. Erstaunlich, wie gut die Mannschaft dabei auch die vielen Englischen Wochen gemeistert hat.
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