Ex-Zweitliga-Keeper gibt starkes Königsklassen-BVB-Debüt: "Der lange Weg hat sich ausgezahlt"
Dortmund - Wer hätte das noch vor wenigen Monaten für möglich gehalten? Alexander Meyer wechselte im Sommer erst vom SSV Jahn Regensburg zu Borussia Dortmund und durfte nun im Alter von 31 Jahren sein Champions-League-Debüt feiern.

Beim 3:0-Heimsieg des BVB gegen den FC Kopenhagen rückte der gebürtige Bad Oldesloer zwischen die Pfosten, weil sich Stammkeeper Gregor Kobel (23) einen Muskelfaserriss zugezogen hat und wohl noch ein bis zwei Wochen ausfallen wird.
Er selbst war anschließend begeistert und meinte zur Leistung der Schwarz-Gelben: "Es war ein sehr dominanter Auftritt. Wir hätten sogar noch zwei, drei Tore mehr schießen können, wenn man einen Fehler sucht."
Über sich selbst sagte er: "Natürlich war etwas Nervosität da, die Anspannung ist wichtig" und schlussfolgerte: "Einfach phänomenal. Der lange Weg hat sich ausgezahlt. Diesen Tag werde ich nie vergessen."
Schließlich spielte er vor 70.700 Fans im stimmungsvollen Signal Iduna Park und ist jetzt ein Königsklassen-Keeper. Denn diesen Einsatz kann ihm keiner mehr nehmen.
Auch sein Coach Edin Terzic (39) lobte Meyer ausdrücklich und sprach von einer "sehr guten Leistung", denn Meyer war zwar "nicht viel gefordert, aber da, wenn wir ihn gebraucht haben. Und er hat das Spiel permanent beschleunigt." Dass Meyers Chance so schnell kommt, hätte er wohl selbst nicht gedacht, ist sein Aufstieg in die Champions League doch von vielen Umwegen begleitet gewesen.

Alexander Meyer überragte für den FC Energie Cottbus im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart

Nach zehn Jahren in der Jugend des VfL Oldesloe (1995 bis 2005) holte ihn der Hamburger SV in sein Nachwuchsleistungszentrum. Dort schaffte es Meyer bis in die zweite Mannschaft, kam aber nur zehnmal zum Einsatz und wechselte deshalb zum TSV Havelse.
Für die Garbsener stand er von 2012 bis 2016 insgesamt 93-mal im Kasten. Es wären sogar noch mehr Spiele gewesen, wenn ihn nicht eine Schulterverletzung, ein Knorpelschaden und ein Muskelbündelriss länger außer Gefecht gesetzt hätten.
Doch auch so überzeugte er in der Regionalliga Nord als starker Rückhalt. So holte ihn der FC Energie Cottbus in die Nordost-Staffel, wo Meyer insgesamt lediglich 23 Begegnungen absolvierte, weil er sich einen Innenbandriss im Knie zuzog. Eine Partie machte ihn allerdings in ganz Deutschland bekannt.
Am 13. August 2017 hatten die Lausitzer den VfB Stuttgart in der 1. DFB-Pokal-Runde am Rande einer Niederlage und führten mit 2:0. Die Schwaben rannten an, kamen dank Meyers überragender Paraden aber nur zum 2:2. So stand es auch noch nach 120 Minuten. Erst im Elfmeterschießen setzte sich der Favorit hauchzart mit 6:5 durch und sprang dem frühen Aus gerade so von der Schippe. Meyer hatte die VfB-Verantwortlichen aber so überzeugt, dass sie ihn für 400.000 Euro Ablöse direkt verpflichteten.
An Weltmeister Ron-Robert Zieler (33) kam er damals aber nicht vorbei und saß bis auf vier Spiele für die zweite Mannschaft ausschließlich auf der Bank. So schloss er sich im Sommer 2019 Regensburg an und war hier als sicherer Rückhalt gesetzt sowie unumstritten, bis der BVB anklopfte und Meyer nun sein eigenes Fußballmärchen erlebt.
Titelfoto: Lutz Hentschel