Klare Worte nach Eintracht-Debakel: "Ich habe viel Naivität gesehen"
Frankfurt am Main - Die bittere Heimklatsche mit 1:6 (0:5) gegen den FC Bayern München am gestrigen Freitagabend hat bei Eintracht Frankfurt Spuren hinterlassen. Die Analyse zum Spiel geschah aber nüchtern und treffend.

Bereits nach elf Minuten hatten die Hessen durch zwei Standards mit 0:2 hinten gelegen.
Im Anschluss forcierten die Adlerträger ihre Offensivbemühungen und hatten durch Tuta (12.) und Jesper Lindström (26.) zwei Großchancen, ließen dem Gegner aber zu viele Räume. Das nutzte der Rekordmeister. Nach dem 0:3 durch Sadio Mané (29.) brachen alle Dämme und die SGE musste froh sein, "nur" mit fünf Gegentoren in die Kabine zu gehen.
"Nach dem 0:2 haben wir den Kopf verloren", sagte Coach Oliver Glasner (47) nach dem Spiel. "Wir haben permanent versucht, Manuel Neuer unter Druck zu setzen. Bayern hat dann die Räume knallhart ausgenutzt und wir waren überfordert".
Einen der Fehler im Defensivverhalten sprach der 47-Jährige direkt an: "Die ersten fünf Tore sind über außen gefallen, als die Bayern Überzahl hergestellt haben. Das habe ich nach Magdeburg schon angesprochen."
Das Fazit des Österreichers: "Ich habe viel Leidenschaft gesehen, aber auch viel Naivität."
Neu formierte Bayern-Offensive kaum zu stoppen

Ähnlich beurteilte Sportchef Markus Krösche (41) das Geschen auf dem grünen Rasen. "Wir waren in der ersten Halbzeit viel zu naiv, haben zu einfache Gegentore bekommen und nach dem 0:2 den Faden verloren", analysierte er.
"Ich werfe den Jungs nicht vor, dass sie nicht wollten, aber vielleicht wollten sie in gewissen Situationen zu viel", so Krösche. "Dass wir unbedingt ein Tor machen wollen, ist okay, aber wir müssen dennoch in der Ordnung bleiben und dürfen nicht die Kontrolle verlieren."
Natürlich war nicht nur die Naivität der Eintracht ausschlaggebend für die hohe Niederlage, sondern auch die Qualität der Bayern. Mit ihrer Geschwindigkeit und ihrem One-Touch-Fußball wirbelte die Offensive die Abwehr der Frankfurter ein ums andere Mal wild durcheinander und ließ einen Robert Lewandowski (33) komplett vergessen.
"Bis zur Halbzeit haben wir keine Lösung gefunden, die Bayern zu verteidigen", sagte Eintracht-Kapitän Sebastian Rode (31) und lobte den Gegner: "Ihre Flexibilität und Schnelligkeit mit vielen Spielern, die über 34, 35 Kilometer pro Stunde sprinten können, war enorm. Sie hatten zu viel Platz, Hut ab vor ihrer Qualität."

Sebastian Rode: "Werden gegen Real ein anderes Gesicht zeigen"
Mit Blick auf das Spiel um den UEFA-Supercup gegen Real Madrid am kommenden Mittwoch (21 Uhr) sagte der Südhesse: "Jetzt müssen wir diese Niederlage schon morgen gut aufarbeiten und richtig einordnen. Am Mittwoch werden wir in Helsinki ein anderes Gesicht zeigen."
Dem schloss sich Glasner an. "Am Mittwoch haben wir gegen einen ähnlich starken Gegner die Gelegenheit, es besser zu machen", sagte der Österreicher und konnte der Klatsche gegen die Bayern auch noch etwas Positives abgewinnen.
"Manchmal ist es ganz gut, gleich einen Nackenschlag zu bekommen, damit nicht jeder denkt, dass es so weiter geht wie vergangenes Jahr", befand der Eintracht-Trainer.
Titelfoto: DPA/Arne Dedert