"Kirche im Dorf lassen": Eintracht-Coach Hütter warnt vor Euphorie
Frankfurt am Main - Nach dem starken Start ins neue Jahr warnte Adi Hütter (50) vor Übertreibung und zu viel Euphorie.

"Ich denke, wir sollten die Kirche im Dorf lassen", mahnte der Trainer von Eintracht Frankfurt nach dem 2:1 (1:1)-Erfolg am Samstag gegen den als Tabellenzweiten angereisten Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen
"Ich würde nicht von einer Demonstration sprechen. Aber wir haben ein Zeichen gesetzt, indem wir gegen eine Spitzenmannschaft gewonnen haben."
Der zweite Dreier hintereinander nach einer Serie von zuvor neun sieglosen Partien gibt Auftrieb und Antrieb, das Europacup-Ziel doch noch zu erreichen.
"Mit Selbstvertrauen fällt meistens vieles leichter. Das haben wir mit dem Sieg in Augsburg bestätigt", sagte Hütter. "Jetzt sind wir auf Tuchfühlung und haben die Möglichkeit, in den nächsten Wochen eine noch bessere Ausgangssituation zu schaffen."
Für den Österreicher war es nicht nur ein "absolut verdienter Sieg", sondern auch einer in der Art und Weise beeindruckender - sowohl spielerisch als auch in Offensive und Defensive: "Wir hatten auf der einen Seite tolle Ballstafetten und haben auf der anderen Seite auch richtig gut verteidigt."
Außerdem blieb die Eintracht weiterhin in dieser Saison in der eigenen Arena ungeschlagen und ließ sich nicht vom Rückstand irritieren.
Adi Hütter: Amin Younes war "Schlüsselspieler für den Sieg"

In der 10. Minute hatte Nadiem Amiri mit einem sehenswerten Tor per Hacke die Werkself in Führung gebracht. Amin Younes (22.) erzielte den Ausgleich und Edmond Tapsoba (54.) ebnete mit seinem Eigentor den Erfolg der Hessen.
"Der Sieg in Augsburg war zwar ein Brustlöser, aber die stetige Steigerung im Saisonverlauf insgesamt war ausschlaggebend", meinte Frankfurts Abwehrchef Martin Hinteregger. "Man merkt, dass uns zwei, drei Spieler nach vorne gebracht haben."
Dies gelte für Younes, dem sein zweites Bundesligator seit Februar 2013 gelang und der für Hütter der "Schlüsselspieler für den Sieg" war.
Ebenso für Djibril Sow, der in seiner zweiten Saison am Main den Durchbruch erlebt, und Aymen Barkok. Er kommt aus dem eigenen Nachwuchs, kehrte nach zwei Jahren Ausleihe von Fortuna Düsseldorf zurück und überzeugt seitdem.
Am Ende hätte es mit dem Sieg aber auch noch schief gehen können, wenn der Ball beim unglücklichen Wegschlagen von Hinteregger (81.) statt ans Lattenkreuz ins eigene Tor geflogen wäre.
"Mein Fast-Eigentor war kurios. Ein Dank an die Schienbeinschoner, dass ich sie gut gerichtet hatte", meinte der Österreicher zu seinem folgenlosen Schnitzer. "Ich habe schon viele Eigentore geschossen, heute hatte ich Glück. Das haben wir uns aber verdient."
Stürmer-Suche: Sportvorstand Fredi Bobic will "so schnell wie möglich Vollzug melden"

Unterdessen braucht die Eintracht aber jemand, der vorne beim Toreschießen mithilft. Nach dem Wechsel von Bas Dost zum FC Brügge ist André Silva der einzige gesunde Stürmer im Kader.
"Wir lasen uns nicht unter Druck setzen. In der Wintertransferzeit ist es nicht einfach, gute Spieler zu finden", sagte Hütter. Angesichts von sieben anstehenden Partien allein im Januar wäre eine Entlastung des portugiesischen Angreifers mehr als wünschenswert. "Wir sind gut beraten, jemanden zu holen", meinte der Coach.
Der Sportvorstand der Eintracht arbeitet mit Hochtouren daran. "Wir wollen so schnell wie möglich Vollzug vermelden", sagte Fredi Bobic dem TV-Sender Sky.
Den Spekulationen um eine mögliche Verpflichtung des 19 Jahre alten Joshua Zirkzee vom FC Bayern wollte er nicht widersprechen (TAG24 berichtete).
"Er ist ein sehr guter junger Spieler, hat unheimlich viel Potenzial. Es sind Spieler genau von diesem Profil, nach denen wir schauen", sagte der 49-Jährige. Es gebe aber weitere Kandidaten, die Suche nach passenden Profis sei "anstrengend und schwierig".
Titelfoto: DPA/Arne Dedert