Matthäus nimmt Gnabry nach Mode-Ausflug in Schutz: "Weniger schlimm als Neuer"

München - Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (61) kann den Wirbel um den Mode-Ausflug von Serge Gnabry (27) zur Pariser Fashion Week nicht nachvollziehen.

Lothar Matthäus (61) findet die Diskussion um Gnabrys Freizeitaktivität übertrieben.
Lothar Matthäus (61) findet die Diskussion um Gnabrys Freizeitaktivität übertrieben.  © Tom Weller/dpa

"Sicherlich war das nicht der glücklichste Zeitpunkt, und deutsche Nationalspieler stehen derzeit besonders unter Beobachtung. Aber was hat er denn gemacht?", fragte der 61-Jährige in der "Bild"-Zeitung.

"Warum sollte er nicht nach Paris fliegen, wenn es nicht verboten ist? Für mich als Trainer ist so ein Ausflug weniger schlimm, als wenn einer nachts um die Häuser zieht."

Gnabry hatte den Kurztrip am vergangenen Wochenende unternommen und war dafür von Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) deutlich kritisiert worden. Unter der Woche wurde Gnabry beim 1:1 gegen den 1. FC Köln früh ausgewechselt, beim Spiel an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Eintracht Frankfurt wird er nicht in der Startelf stehen.

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"Die Chance hat er gehabt, eine Reaktion zu zeigen. Er war gegen Köln nicht überragend", sagte Trainer Julian Nagelsmann (35) am Freitag. Die Auswechslung von Gnabry zur Pause habe aber allein sportliche Gründe gehabt.

Matthäus äußerte, das Thema "würde für mich bei der Aufstellung gegen Frankfurt gar keine Rolle spielen. Ich würde Gnabry aufstellen - wenn ich nach den Trainingseindrücken voll überzeugt wäre, dass er in die Startelf gehört, weil er besser ist als andere." Gnabry sei "zu hart" kritisiert worden, sein Ausflug sei für ihn "im Verhältnis weitaus weniger schlimm als das, was Manuel Neuer gemacht hat", sagte Matthäus.

Nationaltorwart Neuer (36) hatte sich nach der WM bei einer Skitour den Unterschenkel gebrochen und fehlt dem Rekordmeister für den Rest der Saison.

Fall Gnabry: Dürfen Profisportler in ihrer Freizeit tun und lassen, was sie wollen?

Darf Serge Gnabry (27) in seiner Freizeit tun und lassen, was er will?
Darf Serge Gnabry (27) in seiner Freizeit tun und lassen, was er will?  © Federico Gambarini/dpa

Wie ist die rechtliche Lage in der Debatte um Gnabry? "Grundsätzlich steht dem Arbeitgeber ein Weisungsrecht zu, das erlaubt ihm Inhalt, Ort und Zeit der Arbeitsleistung – Betonung auf Arbeitsleistung – zu konkretisieren", sagte Martin Schimke, Fachanwalt für Sport- und Arbeitsrecht, der Deutschen Presse-Agentur.

Dies dürfe jedoch nicht in die private Lebensführung des Arbeitnehmers eingreifen. Darunter fallen auch Profisportler. Für sie gelte kein Sonderrecht.

"Es stellt sich da natürlich die Frage, inwieweit ein Verein durch eine vertragliche Gestaltung in das Privatleben des Spielers eingreifen kann", konkretisierte der Fachmann. Vereine hätten die Möglichkeit, Verträge mit ihren Spielern individuell zu gestalten. Darin könnte festgelegt werden, was der arbeitnehmende Spieler in der Freizeit zu tun oder zu lassen hat. Dies ist aber nach Schimkes Ansicht selten der Fall.

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Regelungen, dass man keinen besonders gefährlichen Sport während einer Saison ausübt, kenne er. "Der Fall von Gnabry ist aber meines Erachtens selten Gegenstand von solchen Verträgen."

Selbst wenn Gnabrys Mode-Trip eine Vertragsverletzung sei, gebe es vermutlich keine größeren Konsequenzen für den 27-Jährigen. "Fristlose Spieler-Kündigungen wollen die Vereine ja meist auch nicht. Der Spieler wäre dann ja ablösefrei", betonte Schimke. Denkbar seien sportliche Sanktionen wie Nagelsmanns Entscheidung, Gnabry für das Topspiel gegen Frankfurt aus der Startelf zu nehmen oder Geldbußen.

Für härtere arbeitsrechtliche Konsequenzen müsse ein Spieler es schon übertreiben und rufschädigend agieren. "Aber da muss es schon ganz schön dicke kommen und in der Regel auch zunächst abgemahnt werden", sagte Schimke.

Titelfoto: Bildmontage: Tom Weller/dpa, Federico Gambarini/dpa

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