Aue & Zwickau starten in Rückrunde: Die einen mit breiter Brust, die anderen müssen kämpfen

Aue/Zwickau - Mit dem Spiel Elversberg gegen Essen startet am Freitag die 3. Liga in die Rückrunde. Für die beiden Westsachsen geht damit der Kampf um den Klassenerhalt weiter. FC Erzgebirge Aue empfängt am Samstag Freiburgs Zweite, der FSV Zwickau muss nach Halle. In den letzten drei Partien hat sich die Ausgangslage für beide verändert. Der FCE hat nach desaströsem Start die Abstiegsränge verlassen, der FSV steht im Keller. Die Gründe und Chancen.

Zuletzt gab's für die Veilchen mehrfach was zum Jubeln. Hält die Form halbwegs an, hat Aue nichts mit dem Abstieg zu tun.
Zuletzt gab's für die Veilchen mehrfach was zum Jubeln. Hält die Form halbwegs an, hat Aue nichts mit dem Abstieg zu tun.  © picture point/Sven Sonntag

Der Kader

FCE: Der gibt was her, das tat er schon im Sommer. Doch da fehlten noch zwei, die jetzt den Unterschied machen: Omar Sijaric (21) und Antonio Jonjic (23). Sijaric hatte noch an den Folgen seiner Hodenkrebserkrankung zu knabbern, hatte Trainings-Rückstand. Jonjic wollte nach dem Abstieg erst weg, machte Theater. Dann war er dauerverletzt. Nun sind sie da. Nicht unerwähnt soll dabei bleiben, dass Leute wie Marvin Stefaniak (30), Tom Baumgart (25), Anthony Barylla (25), Steffen Nkansah (26) und Winterneuzugang Kilian Jakob (25) derzeit verletzt fehlen. Andere wie Ulrich Taffertshofer (30), Elias Huth (25), Alexander Sorge (29) oder Maximilian Thiel (29) sitzen für den Moment nur auf der Bank. Die Breite ist gegeben. Daher verzichtete Aue auch auf weitere Neuzugänge.

FSV: Wer personell auf Kante genäht ist, steht bei Verletzungspech nackig da. Der Kreuzbandriss von Filip Kusic (26) schwächte die Abwehr nachhaltig. Adäquater Ersatz Fehlanzeige. Überhaupt fehlt auf den Positionsgruppen die nötige Breite, was auch der Marktwertvergleich zeigt. Hier liegt der FSV mit 4,7 Mio. Euro auf dem fünftletzten Platz.

Beim FC Erzgebirge Aue ist die Kreativität zurück: Der FSV Zwickau lebt von der Substanz

Allzu oft gab's in der Hinrunde nur die Enttäuschung. Der FSV muss tüchtig aufpassen, dass es nicht eine Liga runter geht.
Allzu oft gab's in der Hinrunde nur die Enttäuschung. Der FSV muss tüchtig aufpassen, dass es nicht eine Liga runter geht.  © Frank Kruczynski

Die Offensive

FCE: 2:1 in Ingolstadt, 4:0 gegen Bayreuth: Sechs Tore schossen die Veilchen in den ersten beiden Partien 2023 - fünfmal traf die Offensive. Je zweimal Jonjic und Dimitrij Nazarov (32) sowie Paul-Philipp Besong (22). Gerade Jonjic und Sijaric wirbeln. Mit dem Duo hat Aue an Schnelligkeit und Tiefe gewonnen, ist nicht ausrechenbar. Ihre Dribblings sorgten zuletzt für ordentlichen Wirbel beim Gegner. Das fehlte lange Zeit in der Hinrunde, wo einzig Stefaniak kreativ wurde.

FSV: Die Westsachsen lebten von der Substanz. Ronny König, der im Juni 40 Jahre alt wird, war 2016 ein Glücksgriff. "King" trug über lange Zeit die Hauptlast in der Offensive und erzielte in vier der sechs abgelaufenen Spielzeiten zehn oder mehr Tore. Noch immer reibt er sich auf, auch über die kompletten 90 Minuten, wie zuletzt bei 1860 München. Wucht und Präsenz sind Königs Markenzeichen, aber die Spritzigkeit früherer Tage fehlt. Zwickau fällt auf die Füße, dass über all die Jahre kein vergleichbarer Nachfolger aufgebaut - oder wie Elias Huth (Leihe von Kaiserslautern) gehalten wurde. Dominic Baumann stagniert nach einer sehr guten letzten Saison. Von Noel Eichinger (21) durfte man im ersten Profijahr nach dem Wechsel aus der 5. Liga keine Wunderdinge erwarten.

Aue und Zwickau: Schaffen die beiden Westsachsen den Klassenerhalt?

Die Finanzen

FCE: Aue ist nicht auf Rosen gebettet. Einem Millionengewinn nach der Saison 2021/22, steht nun vermutlich ein Defizit von 1,4 Millionen Euro gegenüber. Dieses arbeitet die neue Geschäftsführung samt Vorstand gerade auf, um den Verein wieder in ruhige Fahrwasser zu führen.

FSV: Die Ausgliederung der Profis sorgte nicht für den erhofften Geldregen. Noch im Sommer 2021 wurde in Medien kolportiert, dass ein Investor aus dem süddeutschen Raum über mehrere Jahre einen zweistelligen Millionen-Betrag hineinbuttern würde. Es blieb ein Wunschtraum und stattdessen wurde das Geschäftsjahr 2021/22 mit einem Verlust von fast einer Million Euro abgeschlossen.

Die Chancen

FCE: Die sind gegeben. Mit den zuletzt drei Siegen am Stück keimt Hoffnung auf. Die Ausgangsposition passt. Aue ist rein vom Kader her zu stark für den Abstiegskampf. Es wird Rückschläge auf dem Weg dahin geben. Aber der FCE wird zwischen den Plätzen 12 und 16 einkommen, die nötigen Punkte holen.

FSV: Wenn Zwickau den Klassenerhalt schaffen sollte, dann am letzten Spieltag. Zwei Dinge sprechen dafür: Geschafft hat es der FSV immer und geliefert hat der angeschlagene Coach Joe Enochs (51) immer dann, wenn er mit dem Rücken zur Wand stand.

Titelfoto: picture point/Sven Sonntag, Frank Kruczynski

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