"Vorstand raus"-Rufe zur Derby-Pleite, Leonhardt: "Einer der traurigsten Tage, die ich erlebt habe"

Aue - Der FC Erzgebirge Aue ist nicht nur sportlich auf der untersten Sohle angekommen. Die Niederlage gegen den FSV Zwickau sorgte für massiven Fan-Frust.

Bittere Enttäuschung beim Aue-Boss Helge Leonhardt (63).
Bittere Enttäuschung beim Aue-Boss Helge Leonhardt (63).  © picture point/Sven Sonntag

Es gibt Forderungen sich von Cheftrainer Timo Rost (44) zu trennen. Auch die Chefetage um FCE-Boss Helge Leonhardt (63) und Geschäftsführer Michael Voigt (50) wird von Teilen der Anhängerschaft zum Rücktritt aufgefordert.

"Das war einer der traurigsten Tage, dich ich erlebt habe", zeigte sich Leonhardt vom blutleeren Auftritt der Mannschaft, Pyro-Würfen, Attacken auf die gegnerischen Spieler, getroffen.

Dazu erscholl es aus den Blöcken "Vorstand raus!". Und das in einer Lautstärke und vor allem in einer Menge an Zuschauern, die es den Vereinslenkern entgegen schleuderten, dass es Leonhardt eigentlich zu denken geben muss. "Es werden immer Schuldige gesucht. Das ist normal", bewahrt Leonhardt die Ruhe.

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"Und sollte der Aufsichtsrat kein Vertrauen in den Vorstand mehr haben, übernehme ich allein die Verantwortung, weil meine Kollegen alles für den Verein tun. Da zeige ich Charakter und Anstand, denn dazu bin ich den fast 10.000 Mitgliedern verpflichtet. Jedenfalls weiß ich, in all den Jahren alles mit bestem Wissen und Gewissen sowie höchstem Einsatz für den Verein gegeben zu haben."

Aue fehlte gegen Zwickau der Kampfgeist

Noch hält Aue-Chef Helge Leonhardt (63) an ihm fest: Trainer Timo Rost (44).
Noch hält Aue-Chef Helge Leonhardt (63) an ihm fest: Trainer Timo Rost (44).  © Picture Point / Gabor Krieg

Es wäre jetzt einfach, in FCE-Coach Rost, der mit seiner Mannschaft nach dem achten Spieltag noch immer sieglos ist, ein Bauernopfer zu präsentieren, doch Leonhardt weiß, dass ihm dies als neuerlicher Fehlgriff ausgelegt wird. Es wäre schließlich der vierte gescheiterte Trainer binnen nicht einmal anderthalb Jahren.

"Ich tendiere weiterhin dazu, zum Trainer zu stehen, auch wenn andere seinen Kopf fordern. Wir können doch jetzt auch die Mannschaft nicht mehr ändern", steht Leonhardt vor einem Dilemma.

Rost sollte einen Umbruch einleiten und tat dies, indem er u.a. 18 Neuzugänge holte. Kommt jetzt ein neuer Trainer, müsste der mit dem bestehenden Kader arbeiten, der momentan Grundsätzliches vermissen lässt, wie robuste Zweikämpfe, Wille und Mentalität.

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In jenen Belangen konnten die Veilchen dem Erzrivalen am Sonntag nicht einmal annähernd das Wasser reichen. Mitten in der zweiten Halbzeit hielten manche die Köpfe schon so weit unten, dass das Kinn fast über den Rasen schleifte.

Elias Huth (25, r.) behielt während seiner Spielzeit gegen Zwickau einen kühlen Kopf.
Elias Huth (25, r.) behielt während seiner Spielzeit gegen Zwickau einen kühlen Kopf.  © picture point/Sven Sonntag

Vertraut Leonhardt darauf, dass mit Rost die Kehrtwende gelingt?

Wie es anders geht, zeigte ein Elias Huth (25), der spät eingewechselt, in der Schlussphase nicht einmal das Risiko scheute vor der eigenen Tribüne Pyro-Erzeugnisse vom Feld zu entfernen, damit das Spiel nicht unterbrochen wird.

Das sind Spieler, die Aue jetzt braucht, weiß auch Leonhardt: "Das Problem ist, dass wir die Dinge nicht auf den Platz bekommen, obwohl die Substanz da ist. Zwickau hat es uns in der zweiten Halbzeit vorgemacht. Sie brachten die Arbeitermentalität auf den Platz und wir nicht."

Vertraut Leonhardt darauf, dass mit Rost die Kehrtwende gelingt? Der 63-Jährige käme wohl nur glimpflich aus der Angelegenheit, wenn der Trainer einem Rauswurf zuvor käme und von selbst zurücktritt. Doch selbst dann müsste sich Leonhardt frei nach Johann Wolfgang von Goethe eingestehen: Da steh' ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor!

Titelfoto: picture point/Sven Sonntag

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