Was für ein Finish! Jackson Irvine rettet St. Pauli in der Nachspielzeit einen Punkt bei Hannover 96
Hannover - Was für eine Dramatik! Der FC St. Pauli hat bei Angstgegner Hannover 96 im Zweitliga-Topspiel ein 2:2 (1:1)-Unentschieden geholt.

In der Heinz-von-Heiden-Arena brachte Johannes Eggestein den FC St. Pauli vor 33.600 Zuschauern nach vier Zeigerumdrehungen in Führung. Nach einem vermeintlichen Handspiel von Adam Dzwigala glich Sebastian Kerk per Elfmeter in der 33. Minute aus.
Nach der Pause brachte Derrick Köhn die Roten mit einem Hammer aus 13 Metern in Front (70.). In der Nachspielzeit erzielte Jackson Irvine den Ausgleich für die Kiezkicker (90.+5).
96-Trainer Stefan Leitl tauschte nach der 1:2-Auftaktniederlage beim 1. FC Kaiserslautern zweimal. Havard Nielsen und Fabian Kunze begannen für Hendrik Weydandt (Bank) und Gaël Ondoua (nicht im Kader).
St.-Pauli-Coach Timo Schultz sah nach dem 3:2-Sieg zum Saisonstart über den 1. FC Nürnberg keinen Grund zum Wechseln und vertraute der gleichen Startelf wie gegen den Club.
Und die legte einen wahren Traumstart hin! Nach nur vier Minuten traf Eggestein zur Führung. Einen langen Ball von Hartel verlängerte Matanovic auf den gebürtigen Hannoveraner, der den Ball mit dem Rücken zum Tor annahm, sich drehte und aus rund acht Metern vorbei an Gegenspieler Köhn ins linke Eck traf. Was für ein Beginn!
Es war für Eggestein im Übrigen die erste Bude für die Kiezkicker und das erste Tor seit 433 Tagen. Zuletzt hatte er im Trikot des Linzer ASK gegen RB Salzburg (2:5) getroffen.
Aufstellung von Hannover 96 für das Heimspiel gegen den FC St. Pauli
Startelf des FC St. Pauli für das Auswärtsspiel bei Hannover 96
Sebastian Kerk gleicht für Hannover 96 nach fragwürdigem Strafstoß aus

Nach einer weiteren Chance durch Marcel Hartel (6.) kam St. Pauli immer mehr in Bedrängnis. Erst verzog Nielsen frei stehend aus sieben Metern (8.), kurze Zeit später haute Kerk einen Freistoß nach einem Rückpass von Leart Paqarada zu Keeper Dennis Smarsch aus kurzer Distanz über den Kasten (12.). Glück für die Gäste!
Hannover stellte die Schultz-Elf mit ihrer linken Seite um Köhn und Maximilian Beier vor große Probleme, noch konnten die Roten daraus aber kein Kapital schlagen.
Nachdem sich das Spiel etwas beruhigt hatte, zeigte Schiedsrichter Felix Zwayer plötzlich auf den Punkt. Eine Kerk-Flanke soll Dzwigala leicht mit dem Arm berührt haben - eine mehr als fragwürdige Entscheidung, die der VAR auch noch bestätigte.
96-Profi Kerk schnappte sich den Ball, visierte das von ihm aus rechte Eck an und traf zum 1:1-Ausgleich. So bitter der Treffer war, unverdient fiel er nicht.
Nach dem Gegentor wurde St. Pauli wieder etwas aktiver, doch die Niedersachsen waren weiter die spielbestimmende Mannschaft und sorgten für den einen oder anderen gefährlichen Moment vor dem FCSP-Gehäuse. Ein weiteres Tor sollte jedoch nicht fallen. Somit ging es mit einem verdienten, aber am Ende fragwürdigen 1:1 in die Pause.
Derrick Köhn schießt Hannover 96 mit Traumtor in Führung, Jackson Irvine köpft den FCSP-Ausgleich

Die zweiten 45 Minuten starteten sehr umkämpft mit einigen knackigen direkten Duellen. Bis auf einen Paqarada-Freistoß, der knapp über den Kasten von 96-Torwart Ron-Robert Zieler ging, kam es auf beiden Seiten aber kaum zu gefährlichen Szenen.
Als die Partie so langsam in die vorentscheidende Phase ging, schlugen die Roten in Person von Köhn zu. Nach einem langen Diagonalpass ließ Manolis Saliakas Louis Schaub zu viel Platz. Der ehemalige HSV-Profi legte den Ball ab und Köhn drosch die Kugel mit links unhaltbar zum 2:1 ins lange Eck (70.). Jetzt waren die Comeback-Qualitäten der Kiezkicker gefragt!
Nach einem Dreifach-Wechsel von Trainer Schultz warf St. Pauli alles nach vorne und kam durch Luca Zander noch zu einem gefährlichen Abschluss. Doch Zieler faustete das Leder aus dem Strafraum.
In der Nachspielzeit hatte Köhn fast für die Vorentscheidung gesorgt. Der Linksverteidiger der 96er setzte einen Freistoß aus 20 Metern ans Lattenkreuz. Als sich alle bereits mit dem Ergebnis abgefunden hatten, schlug St. Pauli tatsächlich noch zu. Nach einem Paqarada-Freistoß kam Irvine an den Ball und traf per Kopf zum viel umjubelten 2:2 (90.+5).
Die Kiezkicker holten nach zuvor drei Pleiten gegen 96 in Folge mal wieder einen Punkt gegen die Roten. Mit vier Zählern aus zwei Spielen ist der Start gelungen, für Hannover war es hingegen der erste Punkt in dieser Saison.
In der kommenden Woche setzt die 2. Liga für den DFB-Pokal aus. 96 reist zu Schott Mainz, St. Pauli tritt beim SV Straelen an.
Titelfoto: Swen Pförtner/dpa