Mega-Frust beim FC St. Pauli nach Grotten-Leistung in Rostock: "Darf nicht passieren"
Hamburg - Dieser Auftritt war ernüchternd: Beim FC St. Pauli herrschte nach der völlig verdienten 0:2-Pleite im Nordderby gegen den FC Hansa Rostock ordentlich Frust.
"Wir wussten vorher ganz genau, was uns erwartet und letztlich sind wir trotzdem genau da reingerannt. Das darf uns so nicht passieren", kritisierte ein sichtlich angefressener Chefcoach Timo Schultz (44) nach Spielende.
Tatsächlich trat die Kogge genau so auf, wie man es von ihr erwarten konnte: aggressiv und bissig in den Zweikämpfen, defensiv kompakt und nach vorn konterstark. Diesen altbekannten Mitteln hatten die Kiezkicker trotzdem nichts entgegenzusetzen.
Den Hausherren spielte vor allem das frühe 1:0 (4. Minute) durch den starken Kai Pröger (30) in die Karten: "Wir sind früh in Rückstand geraten, das hilft natürlich überhaupt nicht. Der Gegner bekommt dadurch mehr Selbstvertrauen", wusste Johannes Eggestein (24).
Der Stürmer, der vergangene Woche beim 3:0 gegen den 1. FC Magdeburg noch doppelt getroffen hatte, hing an der Seite von Igor Matanovic (19) und später Etienne Amenyido (24) komplett in der Luft, verlor vor dem Konter zum 0:1 zudem die Kugel.
Allgemein war es erstaunlich, wie viele Unkonzentriertheiten sich die Braun-Weißen im ersten Abschnitt leisteten. "Wir haben die Bälle nicht festgemacht und Hansa hat gut umgeschaltet. So kamen wir gar nicht ins Spiel", resümierte Marcel Hartel (26) treffend.
FC St. Pauli wartet seit Februar auf einen Auswärtssieg in der 2. Bundesliga
Zu allem Überfluss stand auf der anderen Seite auch noch eine Rostocker Mannschaft, der in den ersten 45 Minuten so gut wie alles gelang. Exemplarisch dafür traf Ex-Kiezkicker John Verhoek (33) in der 17. Minute traumhaft per Fallrückzieher zum 2:0.
So stark der FCH war, so schwach waren die Hamburger: "Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen und können froh sein, dass es zur Halbzeit nur 0:2 steht", unterstrich Übungsleiter Schultz.
Insbesondere Pröger hatte gleich mehrfach den dritten Treffer für Hansa auf dem Fuß. "Wir wollen risikoreich spielen, aber es kann nicht sein, dass ein Spieler in einer Halbzeit viermal allein auf unser Tor zurennt", schimpfte der 44-Jährige.
Nach dem Seitenwechsel standen seine Jungs defensiv zwar besser, offensiv fehlte es aber weiter an allem. Die Kiezkicker ließen Tempo, Zielstrebigkeit und Dynamik vermissen. So war der Rostocker Sieg zu keiner Zeit gefährdet. "Das müssen wir in aller Deutlichkeit ansprechen", so "Schulle".
Die St. Paulianer warten somit weiter seit Februar (!) auf einen Auswärtssieg (3:1 beim FC Ingolstadt 04). Zudem blieben die Boys in Brown seit mehr als einem Jahr nicht mehr ohne Gegentor in der Fremde - das sind erschreckende Zahlen!
Titelfoto: Sebastian Heger/dpa