Aufatmen in Berlin: Hertha BSC landet wichtigen Befreiungsschlag gegen Köln

Berlin - Wichtiger Dreier im heimischen Wohnzimmer: Hertha BSC hat sich am 15. Bundesliga-Spieltag durch einen 2:0 (1:0)-Sieg gegen den 1. FC Köln vor der vorgezogenen Winterpause ein wenig Luft im Abstiegskampf verschafft und überwintert auf einem Nichtabstiegsplatz.

Vor dem Anpfiff rufen die Hertha-Fans in der Ostkurve mit Transparenten zum Boykott der Fußall-WM in Katar auf.
Vor dem Anpfiff rufen die Hertha-Fans in der Ostkurve mit Transparenten zum Boykott der Fußall-WM in Katar auf.  © Soeren Stache/dpa

Wilfried Kanga erzielte vor über 60.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion nach einem Einwurf die 1:0-Führung für den Hauptstadtklub (9. Minute). Marco Richter legte in der zweiten Halbzeit das 2:0 nach.

Hertha-Coach Sandro Schwarz nahm zwei Änderungen an seiner Startelf vor. Ivan Sunjic und Wilfried Kanga durften wieder von Beginn an ran. Dafür mussten Davie Selke und erstmals auch Suat Serdar auf die Ersatzbank.

Gäste-Trainer Steffen Baumgart wechselte seine Anfangself ebenfalls auf zwei Positionen. Timo Hübers stand nach seiner Verletzung wieder in der Startformation. Zudem kam der Ex-Herthaner Ondrej Duda von Anfang an zum Einsatz. Nikola Soldo und Denis Huseinbasic nahmen stattdessen zunächst die Reservistenrolle ein.

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Die Anfangsphase war von einem beiderseitigen Abtasten geprägt. Beide Teams waren darauf bedacht, unnötige Ballverluste im Aufbau zu vermeiden und spielten viele Quer- und Rückpässe.

Dann schlugen die Gastgeber doch wie aus dem nichts früh zu: Bei einem Einwurf auf der linken Seite auf Strafraumhöhe waren die Kölner zu sorglos und griffen Einwerfer Marvin Plattenhardt nicht an, der den Ball von Richter zurückgespielt bekam. Plattenhardt flankte direkt in die Box der Geißböcke, wo Kanga unbedrängt am Fünfer einnicken konnte - 1:0 (9.)!

Startformation von Hertha BSC für das Bundesliga-Heimspiel gegen den 1. FC Köln

Anfangself des 1. FC Köln für das Bundesliga-Spiel bei Hertha BSC am 15. Spieltag

Hertha BSC geht nach Einwurf in Führung, Sargis Adamyan verstolpert Ausgleich für 1. FC Köln

Wilfried Kanga (l.) feiert seinen Treffer zum 1:0 für Hertha BSC.
Wilfried Kanga (l.) feiert seinen Treffer zum 1:0 für Hertha BSC.  © Soeren Stache/dpa

Und die Hausherren machten weiter Druck. Dodi Lukebakio fasste sich ein Herz und zog aus der zweiten Reihe in zentraler Position ab. Sein Schuss konnte jedoch von Gäste-Keeper Marvin Schwäbe entschärft werden (14.).

Im Gegenzug hätte der FC eigentlich den Ausgleichstreffer markieren müssen. Linton Maina zündete auf rechts den Turbo und ließ seinen Gegenspieler stehen. Im Strafraum legte der Flügelflitzer auf Sargis Adamyan quer, der die Kugel aus unerfindlichen Gründen vollkommen frei stehend aus zwei Metern Torentfernung auf die Oberkante der Querlatte stolperte - Riesenglück für die Alte Dame (15.)!

Acht Zeigerumdrehungen später war es erneut Adamyan, der nach einer Ecke von links aus kürzester Distanz Oliver Christensen nicht überwinden konnte - starke Parade des Hertha-Keepers (23.).

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Die Berliner spielten jetzt regelrecht mit dem Feuer. Der wieselflinke Maina wurde mit einem Pass aus dem Mittelfeld steil geschickt und stürmte allein aufs Tor von Christensen zu. Der verkürzte den Winkel geschickt, sodass Mainas Flachschuss von halblinks im Strafraum knapp am rechten Pfosten vorbei strich (26.).

Die Hertha-Kicker feiern den Führungstreffer gegen den 1. FC Köln.
Die Hertha-Kicker feiern den Führungstreffer gegen den 1. FC Köln.  © Soeren Stache/dpa

Hertha BSC verpasst Ausbau der Führung, Kölner Ausgleichstreffer wegen Abseits aberkannt

Sargis Adamyan (r.) war aus Sicht des 1. FC Köln mit zwei vergebenen Großchancen der Pechvogel der ersten Spielhälfte.
Sargis Adamyan (r.) war aus Sicht des 1. FC Köln mit zwei vergebenen Großchancen der Pechvogel der ersten Spielhälfte.  © Soeren Stache/dpa

Es entwickelte sich jetzt ein offener Schlagabtausch. Die Baumgart-Truppe drückte weiter auf den Ausgleich und die Blau-Weißen lauerten auf Konter.

Christensen setzte mit einem langen Abwurf Dodi Lukebakio auf der rechten Außenbahn in Szene, der bis zur Grundlinie sprintete und das Kunstleder auf Kanga zurücklegte. Der Franzose traf mit seiner Direktabnahme diesmal aber nur das Außennetz (28.).

Bis zur Pause rannte die Gastmannschaft weiter an, konnte sich aber nur noch Halbchancen erspielen. Die Spree-Athener verteidigten weitestgehend sicher und kamen kurz vor dem Halbzeitpfiff noch einmal zu einer Großchance.

Nach einem Ballverlust der Kölner leitete Lukebakio das Spielgerät auf Sunjic weiter, der im Zentrum frei zum Schuss kam, aber an Schwäbe scheiterte. Dessen Parade flog genau zu dem Bosnier zurück, der aber auch mit seinem Kopfball-Lob den Kölner Torsteher nicht überwinden konnte (45.).

In der Nachspielzeit kamen die Domstädter dann nach einem Fehlpass von Christensen doch noch zum vermeintlichen Ausgleich, allerdings stand Maina bei dem Zuspiel aus dem Mittelfeld deutlich im Abseits, sodass es bei der knappen Pausenführung der Herthaner blieb (45.+2).

Marco Richter sorgt mit zweitem Hertha-Treffer für Entscheidung

Marco Richter (r.) setzt nach seinem Treffer zum 2:0 für Hertha BSC zum Jubelsprung an.
Marco Richter (r.) setzt nach seinem Treffer zum 2:0 für Hertha BSC zum Jubelsprung an.  © Soeren Stache/dpa

Zu Beginn der zweiten Halbzeit legten beide Mannschaften eine härtere Gangart an den Tag, sodass zunächst kein Spielfluss aufkam. Die erste gefährliche Situation gehörte dann wie in Durchgang eins den Charlottenburgern.

Lukebakio eroberte die Pille auf dem linken Flügel und ließ Kingsley Schindler mit einem Antritt stehen. An der Grundlinie spielte der Belgier einen scharfen Flachpass in den Fünfer, den Schwäbe zunächst mit dem Fuß entschärfte. Das Spielgerät fiel jedoch Richter vor die Füße, der den Ball per Direktschuss unter das Tordach knallte - 2:0 (54.)!

Mit dem Ausbau der Führung verflachte die Partie zusehends. Die Schwarz-Truppe zog sich immer weiter zurück und verlegte sich aufs Kontern im eigenen Wohnzimmer.

Den Kölnern wurde mit dem Richter-Treffer offensichtlich der Zahn gezogen - von einem Aufbäumen war kaum etwas zu sehen. Nach den anstrengenden Auftritten im Europapokal war den Gästen augenscheinlich die Puste ausgegangen.

Vielmehr setzten die Berliner immer wieder Nadelstiche. Nach einer Ecke von rechts scheiterte Marc Oliver Kempf mit einem wuchtigen aber zu unplatzierten Kopfstoß am Kölner Schlussmann (81.). Fünf Zeigerumdrehungen später scheiterte Lucas Tousart nach einem Freistoß des eingewechselten Kevin-Prince Boateng erneut per Kopf an Schwäbe (86.). Bis zum Abpfiff passierte dann nicht mehr viel und die Hausherren brachten den eminent wichtigen Heimsieg ungefährdet ins Ziel.

Beide Mannschaften verabschieden sich durch die WM in Katar jetzt erst einmal in die vorgezogene Winterpause. Für die Alte Dame geht es dann am 21. Januar um 15.30 Uhr (Sky) gleich mit einem echten Abstiegs-Kracher beim VfL Bochum weiter. Der Effzeh empfängt am selben Tag (18.30 Uhr/Sky) den SV Werder Bremen im RheinEnergieStadion.

Die Herthaner lassen sich nach dem wichtigen Erfolg im Olympiastation vor der Ostkurve von ihren Fans feiern.
Die Herthaner lassen sich nach dem wichtigen Erfolg im Olympiastation vor der Ostkurve von ihren Fans feiern.  © Soeren Stache/dpa

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

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