CDU-Politiker Steffel will Hertha-Präsident werden: Fällt dem Füchse-Boss diese Anti-Ultra-Rede auf die Füße?

Berlin - Am 26. Juni fällt die Entscheidung! Wer wird neuer Präsident von Hertha BSC und damit Nachfolger von Werner Gegenbauer (72)? Nach Kay Bernstein haben sich mittlerweile immer mehr aus der Deckung gewagt. So kämpfen mit ihm, Ingmar Pering, Michael Baumgärtner, Marvin Brumme und Frank Steffel (46, CDU) insgesamt fünf Kandidaten um die Spitze des Vereins. Letzterer ist der wohl bekannteste.

CDU-Politiker und Füchse-Boss Frank Steffel (56) will Hertha-Präsident werden. 2017 warf er Ultras vor "fried­lie­bende Fans und sportbegeis­terte Fami­lien" zu gefährden.
CDU-Politiker und Füchse-Boss Frank Steffel (56) will Hertha-Präsident werden. 2017 warf er Ultras vor "fried­lie­bende Fans und sportbegeis­terte Fami­lien" zu gefährden.  © Jörg Carstensen/dpa

"Das gemeinsame Ziel muss es sein, Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung auf eine gemeinsame Strategie festzulegen, Streit zu beenden und Herthas großartige Jugendarbeit stärker zur Identifikation in der Region #Berlin #Brandenburg zu nutzen", kündigte er bei Twitter an.

Der CDU-Politiker, der vor 21 Jahren mal Bürgermeister von Berlin werden wollte, weiß wie man einen Sportverein erfolgreich führen kann. Seit nun schon 17 Jahren ist Steffel Präsident der Füchse Berlin. Unter seine Ägide holten die Füchse zweimal die Klubweltmeisterschaft (2015, 2016), sowie zweimal den EHF-Pokal (2015, 2018).

Zudem saß er von 2009 bis 2021 im Deutschen Bundestag. Der 56-Jährige bringt also ein breites Netzwerk aus Sport, Wirtschaft und Politik mit. Zuletzt sorgte der Füchse-Präsident aber vor allem durch Plagiatsvorwürfe für Schlagzeilen. Sein Doktortitel wurde dem Politiker vor drei Jahren entzogen.

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Den Hertha-Fans ist allerdings eine Rede aus dem Jahr 2017 ein Dorn im Auge. Damals hatte der Bundestag über die Datei Gewalttäter Sport debattiert. Kaum war seine Kandidatur öffentlich, verbreitete sich auf Twitter seine Rede wie ein Lauffeuer.

Frank Steffel kritisierte Ultras pauschal im Bundestag und will nun das Gespräch suchen

Viele Hertha-Anhänger sind nicht gut auf Steffel zu sprechen. Der CDU-Politiker bietet das Gespräch an.
Viele Hertha-Anhänger sind nicht gut auf Steffel zu sprechen. Der CDU-Politiker bietet das Gespräch an.  © Andreas Gora/dpa

Von den Ultras hat der Konservative offenbar kein gutes Bild. "Sie for­mu­lieren: Ultras in den Fankurven sind für eine bunte und laut­starke Fankultur ver­ant­wort­lich und sind hin­ge­bungs­volle junge Men­schen, die nicht selten laut­stark für Tole­ranz und Viel­falt ein­stehen. Meine Damen und Herren, die Bilder, die ich von Ultras in den Fuß­ball­sta­dien habe, sind viel­fach andere", kritisiert er.

Er unterstellte den Grünen, dass sie die Datei Gewalttäter Sport abschaffen wollten. "Das ist die Datei, in der Schwerst­kri­mi­nelle auf­ge­führt sind, die in den Sta­dien Kinder und Jugend­liche, fried­liche Fans gefährden, die Pyro abschießen, die mit Gegen­ständen werfen und die unsere Poli­zei­be­amten vor den Sta­dien und in den Sta­dien und auch die Sicher­heits­kräfte ver­prü­geln."

Und weiter: "Sie erwe­cken den Ein­druck, unsere Sicher­heits­be­hörden ver­folgten Ultras. Meine Damen und Herren, anders wird ein Schuh draus: Die Ultras gefährden in den Sta­dien fried­lie­bende Fans und sportbegeis­terte Fami­lien."

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Was Steffel allerdings nicht erwähnte: Um in die Datei zu gelangen, reicht bereits eine simple Personenkontrolle. Informiert darüber wird man allerdings nicht, was gerade an Flughäfen zu unangenehmen Situationen führen kann.

Auch deshalb ist die Kritik an seiner Person in den sozialen Medien groß. Für viele Herthaner ist bereits jetzt klar: Der CDU-Politiker ist unwählbar.

Der Präsidentschaftskandidat will wiederum das Gespräch suchen. "Ich habe 2017 bei meiner Rede über Gewalt in den Fußballstadien wohl zu wenig differenziert. Ich bin natürlich gerne bereit, dazuzulernen und biete den Ultras jedes Gespräch und meine Zusammenarbeit an", sagte Steffel am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa , Jörg Carstensen/dpa

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