CDU-Politiker Steffel will Hertha-Präsident werden: Fällt dem Füchse-Boss diese Anti-Ultra-Rede auf die Füße?
Berlin - Am 26. Juni fällt die Entscheidung! Wer wird neuer Präsident von Hertha BSC und damit Nachfolger von Werner Gegenbauer (72)? Nach Kay Bernstein haben sich mittlerweile immer mehr aus der Deckung gewagt. So kämpfen mit ihm, Ingmar Pering, Michael Baumgärtner, Marvin Brumme und Frank Steffel (46, CDU) insgesamt fünf Kandidaten um die Spitze des Vereins. Letzterer ist der wohl bekannteste.

"Das gemeinsame Ziel muss es sein, Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung auf eine gemeinsame Strategie festzulegen, Streit zu beenden und Herthas großartige Jugendarbeit stärker zur Identifikation in der Region #Berlin #Brandenburg zu nutzen", kündigte er bei Twitter an.
Der CDU-Politiker, der vor 21 Jahren mal Bürgermeister von Berlin werden wollte, weiß wie man einen Sportverein erfolgreich führen kann. Seit nun schon 17 Jahren ist Steffel Präsident der Füchse Berlin. Unter seine Ägide holten die Füchse zweimal die Klubweltmeisterschaft (2015, 2016), sowie zweimal den EHF-Pokal (2015, 2018).
Zudem saß er von 2009 bis 2021 im Deutschen Bundestag. Der 56-Jährige bringt also ein breites Netzwerk aus Sport, Wirtschaft und Politik mit. Zuletzt sorgte der Füchse-Präsident aber vor allem durch Plagiatsvorwürfe für Schlagzeilen. Sein Doktortitel wurde dem Politiker vor drei Jahren entzogen.
Den Hertha-Fans ist allerdings eine Rede aus dem Jahr 2017 ein Dorn im Auge. Damals hatte der Bundestag über die Datei Gewalttäter Sport debattiert. Kaum war seine Kandidatur öffentlich, verbreitete sich auf Twitter seine Rede wie ein Lauffeuer.
Frank Steffel kritisierte Ultras pauschal im Bundestag und will nun das Gespräch suchen

Von den Ultras hat der Konservative offenbar kein gutes Bild. "Sie formulieren: Ultras in den Fankurven sind für eine bunte und lautstarke Fankultur verantwortlich und sind hingebungsvolle junge Menschen, die nicht selten lautstark für Toleranz und Vielfalt einstehen. Meine Damen und Herren, die Bilder, die ich von Ultras in den Fußballstadien habe, sind vielfach andere", kritisiert er.
Er unterstellte den Grünen, dass sie die Datei Gewalttäter Sport abschaffen wollten. "Das ist die Datei, in der Schwerstkriminelle aufgeführt sind, die in den Stadien Kinder und Jugendliche, friedliche Fans gefährden, die Pyro abschießen, die mit Gegenständen werfen und die unsere Polizeibeamten vor den Stadien und in den Stadien und auch die Sicherheitskräfte verprügeln."
Und weiter: "Sie erwecken den Eindruck, unsere Sicherheitsbehörden verfolgten Ultras. Meine Damen und Herren, anders wird ein Schuh draus: Die Ultras gefährden in den Stadien friedliebende Fans und sportbegeisterte Familien."
Was Steffel allerdings nicht erwähnte: Um in die Datei zu gelangen, reicht bereits eine simple Personenkontrolle. Informiert darüber wird man allerdings nicht, was gerade an Flughäfen zu unangenehmen Situationen führen kann.
Auch deshalb ist die Kritik an seiner Person in den sozialen Medien groß. Für viele Herthaner ist bereits jetzt klar: Der CDU-Politiker ist unwählbar.
Der Präsidentschaftskandidat will wiederum das Gespräch suchen. "Ich habe 2017 bei meiner Rede über Gewalt in den Fußballstadien wohl zu wenig differenziert. Ich bin natürlich gerne bereit, dazuzulernen und biete den Ultras jedes Gespräch und meine Zusammenarbeit an", sagte Steffel am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Titelfoto: Andreas Gora/dpa , Jörg Carstensen/dpa