Hertha auf der Suche nach dem letzten Punch: "Wir machen Schritte nach vorn"

Berlin - Spätestens mit den Ergebnissen von Samstag wich bei dem ein oder anderen Hertha-Fan der Optimismus. Alle Bundesligisten - inklusive der Bayern am Freitagabend - hatten ihr Heimspiel gewinnen können. Da war es doch klar, dass ausgerechnet bei Hertha BSC die Serie reißen werde. Im schlimmsten Fall auch noch mit einer Heimpleite gegen die TSG 1899 Hoffenheim.

Hertha-Abwehrboss Marc Oliver Kempf (r.) hatte gegen Hoffenheims Munas Dabbur viel zu tun.
Hertha-Abwehrboss Marc Oliver Kempf (r.) hatte gegen Hoffenheims Munas Dabbur viel zu tun.  © Andreas Gora/dpa

Zu oft fuhr man mit Pessimismus besser. Zu oft sollten die leidgeprüften Herthaner den nächsten Nackenschlag hinnehmen müssen. Zuletzt erst noch vor der Länderspielpause, als man in Mainz (1:1) in der allerletzten Sekunde noch den schon sicher geglaubten Sieg aus der Hand gab.

Mit dem ersten Heimsieg der Saison wurde es zwar wieder einmal nichts, die schlimmsten Befürchtungen blieben aber mit dem letztlich verdienten 1:1 aus, denn Hertha hat eine neue Stärke für sich entdeckt. War vor allem in der letzten der drei Katastrophen-Saisons mit dem Rückstand das Spiel im Prinzip gelaufen, geben die Berliner neuerdings nicht so schnell auf.

Andrej Kramaric (31) hatte zuvor seinen Ruf als Hertha-Schreck alle Ehre gemacht, als er sträflich alleine gelassen das richtige Näschen bewies und zum 0:1 einschob (25. Minute). Gegen die Alte Dame trifft der Stürmer besonders gerne. Es war schon sein neunter Treffer in 14 direkten Duellen.

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Hoffenheim war bis dato die bessere Mannschaft und hätte auch schon höher führen können, doch wie aus dem Nichts schlugen die Hausherren in Form von Dodi Lukebakio (25) zurück. Suat Serdar (25) zwang Angelino (25) zu einem Fehlpass im Mittelfeld. Chidera Ejuke (24) schaltete sofort in den Angriffsraum und schickte Lukebakio (25) in die Gasse. Der Belgier fackelte nicht lange und legte die Kugel überlegt in die lange Ecke - 1:1 (37.).

"Wir machen Schritte nach vorne. Es war wichtig, dass wir dieses Spiel nicht verlieren. Der späte Ausgleich in Mainz hat uns wehgetan", freute sich der Torschütze über das dritte Remis in Folge.

Die Hertha-Fans in der Ostkurve setzten nach den Spionage-Vorwürfen gegen Investor Lars Windhorst ein klares Zeichen.
Die Hertha-Fans in der Ostkurve setzten nach den Spionage-Vorwürfen gegen Investor Lars Windhorst ein klares Zeichen.  © Andreas Gora/dpa

Hertha BSC wartet weiter auf ersten Heimsieg: Drittes Remis in Folge

TSG-Keeper Oliver Baumann pflückt den Ball herunter. Hertha BSC muss weiter auf den ersten Heimdreier der Saison warten.
TSG-Keeper Oliver Baumann pflückt den Ball herunter. Hertha BSC muss weiter auf den ersten Heimdreier der Saison warten.  © Andreas Gora/dpa

Auch wenn Neuzugang Wilfried Kanga (24) noch auf seine erste Bude in der Bundesliga warten muss, wird das Zusammenspiel der Angriffsreihe immer besser. Der Sturmtank macht viele Bälle fest, Ejuke sucht immer wieder das Eins-gegen-Eins und Lukebakio bleibt brandgefährlich. Nachdem der Flügelflitzer schon in der Länderspiele per Fallrückzieher geglänzt hatte, hätte er seine Leistung nun beinah per Seitfallzieher belohnt. Sein sehenswerter Versuch ging aber über den Kasten.

War das Remis zur Pause noch glücklich, hatten es sich die Blau-Weißen spätestens im zweiten Durchgang erarbeitet. Sandro Schwarz (43) schien die richtigen Worte gefunden zu haben. Sein Team hatte sich jetzt besser auf den Gegner eingestellt und spielte druckvoll nach vorne, doch das Entscheidende fehlte: der letzte Punch. "Wir müssen die Tore machen", meinte auch Lukebakio.

Mal trafen sie die falsche Entscheidung (Kenny), verpassten den Abschluss (Ejuke) oder es fehlten nur wenige Zentimeter (Selke). Wie schon in Mainz und gegen Leverkusen (2:2) verpasste es der Hauptstadtklub, sich am Ende zu belohnen. "Es ist oftmals die Entscheidungsfindung in der jeweiligen Situation. In der zweiten Halbzeit hatten wir die ein oder andere Situation, wo wir auch hätten schießen können", kennt Schwarz die Gründe für die mangelnde Kaltschnäuzigkeit.

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Von verschenkten Punkten wollte aber niemand sprechen. Dafür war auch der Gegner zu gut. Beinah hätten sie durch den eingewechselten Robert Skov (26) gar noch gewinnen können. Der Ball zappelte bereits im Netz, Bruun Larsen (24) stand aber vorher im Abseits.

Somit müssen die mittlerweile seit vier Spielen ungeschlagenen Berliner weiter auf den ersten Heimsieg warten und bleiben mit sieben Punkten aus acht Spielen weiter im Tabellenkeller. Durch das erneute Remis treten sie zwar auf der Stelle, bleiben aber positiv. "Besser als zu verlieren", fasste es Lukebakio passend zusammen.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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