Hertha hadert mit VAR und Hand-Wirrwarr: "Wahrscheinlich gibt es zu viele Regeln"

Berlin - Ein irres Spiel und am Ende sprechen alle nur über eine Szene! Es läuft die 82. Spielminute. Der kurz zuvor eingewechselte Jean Paul Boëtius (28) hat gleich zweimal den Siegtreffer auf dem Fuß. Von Jonjoe Kenny (25) in Szene gesetzt hat der Niederländer freie Bahn, scheitert aber am Keeper.

Knifflige Szene. Herthas Jean Paul Boëtius (2.v.l.) trifft mit Abpraller nur den Arm von Odilon Kossounou (l.). Anschließend landet der Ball nur am Posten.
Knifflige Szene. Herthas Jean Paul Boëtius (2.v.l.) trifft mit Abpraller nur den Arm von Odilon Kossounou (l.). Anschließend landet der Ball nur am Posten.  © Andreas Gora/dpa

Den anschließen Abpraller setzt der Hertha-Star beim 2:2 gegen Bayer Leverkusen nur an den Pfosten, weil Odilon Kossounou (21) die Kugel noch abfälschte - mit der Hand wohlgemerkt. Trotz wütender Proteste bleibt Schiedsrichter Benjamin Brand (33) bei seiner Entscheidung: Ecke!

Auch der Kölner Keller schickt den Schiri nicht zur Überprüfung zum Bildschirm, obwohl das Handspiel klar zu erkennen ist. "Ich weiß nicht, warum der Schiri sich die Elfmeterszene nicht noch einmal angeschaut hat. Eigentlich ein Handelfmeter aus meiner Sicht", so der 28-Jährige.

Besonders bitter: Wäre er nicht mit dem Arm am Ball gewesen, wäre es das sichere 3:2. "Ich versteh nicht, warum der Schiri nicht rausgeht und mal draufschaut. Bei uns wurde das auch immer gemacht", kommentierte Marvin Plattenhardt (30) die knifflige Szene. "Es sind zwei Meinungen, da kann man darüber diskutieren."

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Leverkusens Innenverteidiger bekommt den Ball zwar klar an den ausgestreckten Arm und zieht in dann erst zurück, kann aber aus der kurzen Distanz nicht viel machen. Eine Absicht ist nicht zu erkennen und das ist laut neuestem Regelwerk entscheidend. "Wahrscheinlich haben wir im Moment zu viele Regeln. Jedes Jahr kommt eine neue hinzu", sagte Boëtius scherzhaft.

Sandro Schwarz über knifflige Szene: "Ein klarer Elfmeter"

Marco Richter (l.) bejubelt mit
Marco Richter (l.) bejubelt mit  © Andreas Gora/dpa

Für den Trainer von Hertha BSC ist die Sache hingegen klar: "Ein klarer Elfmeter", ärgerte sich Sandro Schwarz (43) auch auf der Pressekonferenz. Dem Unparteiischen wollte er aber keine Schuld geben.

"Dass man mal in der Schnelle falsch liegen kannst, dafür habe ich vollstes Verständnis, aber deswegen wurde ja der Videoassistent eingeführt. Was Herr Jöllenbeck, der uns auch in Gladbach gepfiffen hat, was er dann gesehen hat und wie er die Situation bewertet hat, habe ich wenig Verständnis für ehrlich gesagt."

Kurios: Der Videoreferee stand gegen Borussia Mönchengladbach (0:1) noch selbst auf dem Rasen und pfiff gleich zwei Handelfmeter. Anders als Brand wurde Jöllenbeck sogar zum Monitor geschickt. Vermutlich hätte es aber auch nicht viel geändert.

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Bei Sky erläuterte der Unparteiische die Szene. Demnach konnte der 33-Jährige auf dem Feld weder eine unnatürliche Bewegung, noch Absicht erkennen. "Das kann ich beides verneinen, deswegen würde ich auch nach Betrachten der Fernsehbilder bei meiner Entscheidung bleiben."

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Geschlossenheit vor der Ostkurve! Hertha-Fans feierten den Punktgewinn und die starke Leistung ihrer Heimmannschaft fast wie ein Sieg.  © Andreas Gora/dpa

So mussten sich die Berliner in einem hochklassigen Bundesligaspiel mit einem 2:2 begnügen. Kerem Demirbay (49. Minute) eröffnete mit einem sehenswerten Freistoßtor den Torregen, ehe die Alte Dame durch Suat Serdar (55.) und mit einem Traumtor von Marco Richter (74.) die passende Antwort fand. Den Schlusspunkt setzte allerdings Patrick Schick (79.).

Ein rasantes Spiel, das locker auch hätte 4:4 ausgehen können. Beide Mannschaften verballerten teilweise aus bester Position. "Was die Inhalte, Leistung, Atmosphäre und Gemeinschaft angeht sind wir zufrieden, mit dem Ergebnis hadern wir ein bisschen", fasste Schwarz es zusammen.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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