Hertha-Held Richter ehrlich: "Ich hatte tatsächlich ein bisschen Bammel"

Augsburg/Berlin - Die Sieglos-Serie ist endlich gerissen - dank Dodi Lukebakio (24) und einem Teamkollegen, der erst kürzlich noch eine Schock-Diagnose verkraften musste: Marco Richter (24). Es ist mal wieder diese klassische Geschichte, die nur der Fußball schreibt. An alter Wirkungsstätte schießt der 24-Jährige Hertha BSC zum so wichtigen Auswärtssieg. Und das in seinem zweiten Spiel nach seiner Hodenkrebserkrankung.

Für Marco Richter (24) war es der erste Treffer nach seiner Hodenkrebserkrankung.
Für Marco Richter (24) war es der erste Treffer nach seiner Hodenkrebserkrankung.  © Tom Weller/dpa

Gegen Borussia Dortmund (0:1) verhinderte noch die Fingerspitzen von Gregor Kobel (24) sowie die Latte einen Treffer bei seinem Comeback, gegen seinen Ex-Klub FC Augsburg (2:0) gelang dann aber das "i-Tüpfelchen" seiner Genesung.

Es lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit als Keeper Oliver Christensen (23) erst den Ausgleich verhinderte, Davie Selke (27) zum Sprint ansetzte und den besser postierten Mitspieler bediente. Richter ließ Rafal Gikiewicz (34) ins Leere springen und musste nur noch einschieben - 2:0. Deckel drauf.

"Davie war noch frisch, wie man sehen kann. Er hat sich den Ball extrem weit vorgelegt", analysierte der Torschütze beim DAZN-Interview, gab dann aber auch ehrlich zu: "Ich hatte auf dem Weg tatsächlich ein bisschen Bammel, weil ich so einen schon einmal vergeben habe."

Hertha-Aus für Internet-Star Nader Jindaoui?
Hertha BSC Hertha-Aus für Internet-Star Nader Jindaoui?

Auch bei den mitgereisten Herthanern dürften Erinnerungen an die vergangene Saison hochgekommen sein. Bei Arminia Bielefeld ließen die Berliner in einer ähnlichen Situation den fast schon sicheren Klassenerhalt liegen. Statt der Entscheidung fing sich der Hauptstadtklub rund 60 Sekunden später noch den Ausgleich und musste am Ende in die Relegation.

Hertha BSC: Sandro Schwarz haute in der Halbzeitpause auf den Tisch

Deckel drauf! Marco Richter (M.) behält die Ruhe und muss nur noch einschieben.
Deckel drauf! Marco Richter (M.) behält die Ruhe und muss nur noch einschieben.  © Tom Weller/dpa

Der Nackenschlag blieb den Gästen diesmal aber erspart. Hertha belohnte sich endlich für einen couragierten Auftritt, auch wenn Sandro Schwarz (43) in der Kabine auf den Tisch hauen musste. Entgegen Richters Vermutung hat sich der Hertha-Coach aber nicht wehgetan. "Meine Hand ist stabil", scherzte der 43-Jährige.

Die Worte hatten aber offenbar Wirkung gezeigt: Lukebakio erzielte in der 57. Minute per Kopfballaufsetzer die Führung, ehe Richter für die Entscheidung sorgte. "Nach so einer Diagnose muss man den Kopf erstmal wieder freigekommen. Ich hatte sehr, sehr große Unterstützung von allen Seiten. Von der Familie, vom Team bis ganz nach oben", so der Ex-Augsburger, der wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen will: "So wünsche ich mir, dass es weitergeht."

Auch sein Trainer war nach dem Befreiungsschlag voll des Lobes. "Wir freuen uns, dass er endlich wieder diesen Alltag erleben darf. Dass er gesund ist und seiner Leidenschaft nachgehen darf", sagte Schwarz, der die Monate nach Richters Hodenkrebs-Diagnose als "total emotional" bezeichnete. "Wie er damit umgegangen ist, wie der Verein damit umgegangen ist, wie die Mannschaft ihn unterstützt hat, ist außergewöhnlich."

Titelfoto: Tom Weller/dpa

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