Hertha kann auch dreckig: Drei Erkenntnisse nach erstem Heimsieg

Berlin - Das kann doch nicht wahr sein! So oder so ähnlich dürften sich zumindest der Hertha-Teil unter den mehr als 60.000 Zuschauern im Olympiastadion gefühlt haben. Schon wieder hatte Hertha BSC in der Schlussphase noch ein Gegentor hinnehmen müssen. Diesmal aber hatten die Berliner das glücklichere Ende auf ihrer Seite.

Die Matchwinner unter sich: Vorlagengeber Stevan Jovetic (32, r.) und Torschütze Wilfried Kanga (24).
Die Matchwinner unter sich: Vorlagengeber Stevan Jovetic (32, r.) und Torschütze Wilfried Kanga (24).  © Soeren Stache/dpa

Mit einem perfekt getimten Steckpass von Stevan Jovetic (32) vollstreckte Wilfried Kanga (24) kurz vor Schluss zum umjubelten 2:1. "Es war das perfekte Drehbuch", fasste Sandro Schwarz (44) die Achterbahn der Gefühle zusammen.

Nichts für schwache Nerven, aber auch ein Spiel, das gleich drei Erkenntnisse mit sich bringt: Hertha kann auch Last-Minute, gewinnt auch dreckige Spiele und zeigt wieder einmal Moral.

Lob hatte die Schwarz-Elf in der Vergangenheit schon genug bekommen. Was fehlte, waren aber die Punkte. Gegen den FC Schalke 04 war zwar beileibe nicht alles gut, am Ende aber zählt nur das Ergebnis und das stimmt diesmal. Weil seine Elf nicht aufgibt.

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"Wenn man uns in den letzten Wochen verfolgt hat, dann finde ich, dass wir mit Rückschlägen sehr gut umgegangen sind. Der Glaube ist immer da. Das spürt man auch in der Mannschaft", lobte Schwarz sein Team.

Der Druck nach der Sieglos-Serie war den Berliner anzumerken. "Jeder hat davon geredet, dass wir dieses Spiel gewinnen müssen. Ich habe davon geredet, dass wir es gewinnen wollen, aber im Spiel haben wir gemerkt: 'Wir müssen gewinnen'. Deswegen sind wir glücklich darüber, nach einem 1:1 so zurückzukommen."

Last fällt bei Hertha BSC ab: Kay Bernstein mit Tränen in den Augen auf der Tribüne

Lucas Tousart (25) dreht ab. Mit seinem Führungstor brachte Herthas-Rekordeinkauf die Berliner auf die Siegerstraße.
Lucas Tousart (25) dreht ab. Mit seinem Führungstor brachte Herthas-Rekordeinkauf die Berliner auf die Siegerstraße.  © Soeren Stache/dpa

Zu oft haben sich die Berliner doch noch die Butter vom Brot nehmen lassen. Florent Mollets (30) Treffer war schon das vierte Gegentor in der Schlussphase, alle drei zuvor kosteten jeweils Punkte, diesmal aber wurde ausgerechnet Kanga zum Matchwinner.

Zehn Spiele lange musste er sich gedulden. Mal stand der Pfosten im Weg, mal er sich selbst. Und auch gegen den Aufsteiger gab er bis kurz vor seinem Treffer nicht immer eine glückliche Figur ab.

Schwarz aber hielt an ihm fest. Zu Recht. Sein erstes Bundesligator war gleich ein ganz Wichtiges. "Wir wissen alle, was wir an Willi haben. Es passt zu diesem Tag, der für uns dann natürlich auch perfekt war", so Schwarz.

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Mit Tränen in den Augen beobachtete Hertha-Präsident Kay Bernstein (42) nach Schlusspfiff, wie sich die Mannschaft vor der Ostkurve feiern ließ. Allen war die Erleichterung nach dem ersten Heimsieg der Saison und zuletzt fünf Spielen ohne Niederlage anzumerken.

Gut eingestellte Schalker hatten sich nach der Pokal-Blamage und dem Trainerwechsel sichtlich was vorgenommen. Gleich zwei Tore wurden wieder einkassiert. Erst hatte der VAR beim sehenswerten Treffer von Marius Bülter (29) etwas dagegen, dann staubte der Ex-Unioner ab. Simon Terodde (34) stand allerdings zuvor im Abseits.

"Mit dem ersten Abseitstor haben wir gemerkt, dass heute der Wurm in uns steckt. Gerade was das Fußballerische angeht. Wir haben nicht die Räume gefunden und auch nicht den Tiefgang, den wir für unser Spiel brauchen", erklärte Schwarz das "brutal schwere Spiel."

Lucas Tousart brachte die Heimelf per Distanzschuss in Führung - unter tatkräftiger Unterstützung von Hertha-Leihgabe Alexander Schwolow (30). Sicherheit brachte das 1:0 aber nicht. Die Alte Dame ließ zwar im zweiten Durchgang beinah nichts zu tun, verpasste aber das 2:0 zu machen. So schien es als hätte Mollet Herthas Lethargie erneut spät bestraft. Nur drei Minuten später aber hatte Kanga das letzte Wort.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

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