Herthas Dardai mahnt vor 2. Liga: "Mit faulen Spielern will ich nicht mehr arbeiten"

Berlin - Es ging auch ohne die Zustimmung seiner Frau: Keine 24 Stunden nach Einreichung der Lizenzunterlagen bekamen die Hertha-Fans mal wieder positive Nachrichten zu spüren: Pal Dardai (47) bleibt auch in Liga zwei.

Pal Dardai (47) steht auch in Liga zwei bei Hertha BSC an der Seitenlinie.
Pal Dardai (47) steht auch in Liga zwei bei Hertha BSC an der Seitenlinie.  © Federico Gambarini/dpa

Für den Ungar ist es schon die dritte Amtszeit. Konnte er Hertha BSC zweimal vor dem Abstieg retten, blieb diesmal das Wunder aus. Nun soll er die Alte Dame wieder nach oben führen.

"Ich glaube, das ist eine Riesenchance für Berlin, auch für die Fans, für alle, die hier für Hertha BSC arbeiten, dass wir eine Mentalität und Spielkultur aufbauen. Beides hat hier die letzten zwei Jahre gefehlt", so Dardai im vereinseigenen YouTube-Kanal bei HerthaTV.

Dass er eine Mannschaft aufbauen und entwickeln kann, hat er bereits bewiesen. Unter seiner Ägide erlebten die Blau-Weißen die erfolgreichsten letzten Jahre. Dafür braucht er aber passendes Spielermaterial.

Elf Monate nach letztem Spiel: Hertha verabschiedet Plattenhardt
Hertha BSC Elf Monate nach letztem Spiel: Hertha verabschiedet Plattenhardt

"Mit faulen Spielern will ich nicht mehr arbeiten. Da muss man schon ehrlich sein", nimmt Dardai, der mit seiner Knallhart-Analyse im Verein auf offene Ohren gestoßen sein muss, gewohnt kein Blatt vor dem Mund.

Als Hertha 2010 und 2012 zuletzt den Gang ins Unterhaus antreten musste, gelang jeweils im Folgejahr - auch mithilfe eines teuren Kaders - der direkte Wiederaufstieg. Erwarten sollte man angesichts der Finanzprobleme den dritten Streich in Folge jedoch nicht.

Dardai über die 2. Liga: "Oben mitzuspielen ist kein Selbstläufer"

Dardai konnte den Abstieg nicht verhindern, will aber wieder mehr auf Talente setzen.
Dardai konnte den Abstieg nicht verhindern, will aber wieder mehr auf Talente setzen.  © Federico Gambarini/dpa

Die Vereinsikone mahnt: "Oben mitzuspielen ist kein Selbstläufer." Mit dem HSV, Kaiserslautern oder auch Arminia Bielefeld, die gerade in die 3. Liga durchgereicht gebe es genügend Negativbeispiele. "Wir wollen nicht dieses Schicksal. Wir wollen unser Schicksal sofort in die eigene Hand nehmen."

Hertha setzt dabei auf den Berliner Weg. Heißt: Jugendspieler sollen wieder mehr in den Fokus rücken. Ein Konzept, das den Herthanern bekannt vorkommen müsste. Mit Eigengewächsen wie Arne Maier (24), Jordan Torunarigha (25), Maxi Mittelstädt (26) und entwicklungsfähigen Spielern wie Valentina Lazaro (27) oder Mitchell Weiser (29) machte sich Hertha einen Namen.

"Ich habe immer gesagt, dass Hertha eigentlich eine Art Mini-Ajax werden sollte. Wir waren damals auf einem guten Weg, waren sogar vor Freiburg, aber leider hatte das Schicksal was anderes vor und ich war weg. Jetzt laufen wir hinterher und das ist nicht gut."

Notfall überschattet Hertha-Pleite bei "Freundschaftsspiel" gegen KSC
Hertha BSC Notfall überschattet Hertha-Pleite bei "Freundschaftsspiel" gegen KSC

Nun sollen Linus Gechter (19), Ibo Maza (17), Veit Stange (19) und Co. ihre Duftmarken in der 2. Liga setzten. Ein interessanter Weg bei dem auch Probleme einkalkuliert werden. "Jetzt ist alles einfach, dann kommt die Erwartung und dann kommt manchmal die Blockade. Da muss ein Trainer wissen: Wann lass ich sie spielen? Wann nehme ich sie raus? Wie gehe ich mit den Spielern um?"

Dardai weiß aber auch: Nur mit Talenten wird es nicht funktionieren. "Die Mischung ist wichtig. Du kannst nicht mit zehn Jugendspielern auflaufen, weil dann steigst du ab."

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

Mehr zum Thema Hertha BSC: