Nach VAR-Frust bei Hertha-Spiel: Collinas Erben löscht Account
Berlin - Es war DER Aufreger im Olympiastadion. Leverkusens Odilon Kossounou (21) bekam den Ball an den Arm, anschließend klatschte die Kugel nur an den Pfosten. Ohne das Handspiel wäre es das sichere 3:2 für Hertha BSC, doch der Elfmeterpfiff blieb aus.

Auch eine Überprüfung am Monitor fand nicht statt - und das, obwohl das Handspiel klar zu erkennen war. Entsprechend groß war der VAR-Frust, sowohl bei den Spielern und Trainerteam als auch bei den Hertha-Fans.
Einige sind aber wohl übers Ziel hinausgeschossen. Sie waren mit der Einschätzung von Collinas Erben, sowie der TV-Erklärung von Schiedsrichter Benjamin Brand (33) nicht einverstanden.
Es hagelte teils heftige Kritik im Netz. Die Folge: Am Sonntag löschte Collinas Erben seinen Twitter-Account.
Wie für viele Fußballfans sonntags der Doppelpass dazugehört, ist auch Collinas Erben längst ein wichtiger Bestandteil eines Bundesliga-Spieltags. Ruhig und sachlich erklären die Schiedsrichter-Experten die kniffligen Situationen. So auch nach dem Hertha-Spiel gegen Bayer Leverkusen.
Auch wenn man mit jeder TV-Wiederholung der Elfmeter noch eindeutiger wird, war der ausbleibende Pfiff rein regeltechnisch in Ordnung. Ausschlaggebend ist nach der aktuellen Regelungen aber die Absicht sowie eine unnatürliche Bewegung. "Das kann ich beides verneinen, deswegen würde ich auch nach Betrachten der Fernsehbilder bei meiner Entscheidung bleiben", erklärte der Unparteiische vor den TV-Kameras.
Fußballfans müssen nach Hass im Netz bei Twittter auf Collinas Erben verzichten

Zu einer ähnlichen Einschätzung kamen auch die Experten von Collinas Erben: "Arm hängt normal herab, ist nicht weit vom Körper entfernt und nicht unter Spannung, wird sogar ein Stück nach hinten gehalten. Keine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche, keine Bewegung zum Ball, keine Absicht", fassten sie die strittige Szene bei Twitter kurz und knapp zusammen.
Zufriedenstellend war das für die Anhänger aber nicht. In den Kommentaren entfachte eine heftige Diskussion. Zu viel für Klaas Reese und Alex Feuerherdt, die Köpfe hinter der Schiedsrichterexpertise, die schon länger - vor allem über die sozialen Medien - den Frust der Fußballfans abgekommen.
Nun aber müssen die Anhänger auf die geschätzten Einschätzungen verzichten. Wegen Hass im Netz ist der Account deaktiviert.
"Collinas Erben leisten seit langer Zeit wertvolle Arbeit. Jeder Fan sollte dankbar sein. Stattdessen Shitstorm! Auf welcher Basis nehmt ihr euch das Recht heraus, so mit Menschen umzugehen? Stadion oder Internet, wie wenig reflektiert kann man sein? Euer Fan-Status rechtfertigt nix!", findet Profi-Schiedsrichter Pattrick Ittrich deutliche Worte.
Titelfoto: Andreas Gora/dpa