Unter Magath blüht er auf: Herthas Selke wird zum Hoffnungsträger im Abstiegskampf!
Berlin - Was war der Spott groß, als Davie Selke (27) beim Bundesligafinale 2021 die Riesen-Chance zum Ausgleich vergab. Werder Bremen verlor am Ende mit 2:4 gegen Borussia Mönchengladbach und stieg ab. Bei Selke hingegen griff die Kaufpflicht nicht mehr. Der Stürmer kehrte zu Hertha BSC zurück und wurde wohl auch für ihn etwas überraschend wärmstens empfangen.

Auffällig: Schon beim Warmschießen wurde am Sonntag jeder Treffer des Angreifers in der Ostkurve bejubelt. Keine vier Minuten waren auf der Uhr, da gab er den Fans dann auch allen Grund dazu.
Nach einer tollen Hereingabe von Marvin Plattenhardt (30) brachte der Goalgetter die abstiegsgefährdeten Berliner gegen den VfB Stuttgart (2:0) mit seinem wohl wichtigsten Tor seiner Hertha-Karriere früh auf die Siegerstraße.
"Ich habe auf die Flanke spekuliert und sie zum Glück gut erwischt. Ein überragender Ball von Platte, das ist seine ganz große Stärke", so Selke.
Zunächst noch als Stammspieler in die Saison gestartet, hatte der 27-Jährige vor allem unter Tayfun Korkut (48) einen schweren Stand. Seit aber Felix Magath (68) an der Seitenlinie steht, ist er wieder gefragt. Zuletzt durfte Herthas Nummer sieben zweimal nacheinander von Beginn an ran.
"Ich stand ja zuvor nicht so oft auf dem Platz, jetzt habe ich das Vertrauen vom Coach bekommen und habe meinen Teil dazugegeben."
Gegen den FC Augsburg (1:0) erhielt Selke etwas überraschend den Vorzug vor Ishak Belfodil (30), den Magath gar nicht erst mit zum FCA nahm. Ein Treffer gelang ihm zwar nicht, doch mit seiner schnellen Weitergabe an Vorlagengeber Marco Richter (24) hatte auch der Ex-Bremer entscheidenden Anteil am einzigen Treffer des Nachmittags.
Davie Selke war für Hertha BSC schon gegen Augsburg ein wichtiger Faktor

Der 1,95 Meter große Torjäger ist so etwas wie der Gewinner unter Magath. Beim Boss blüht er wieder auf. "Wir als Truppe fühlen uns schon gut. Das Training ist wirklich hart. Natürlich tut es dann weh, aber es tut uns gut. Ich glaube, das sieht man auch auf dem Platz."
Mit drei Buden in 24 Spielen ist die bisherige Saisonbilanz für einen Angreifer zwar noch ausbaufähig, doch Selke bringt das mit, was die Herthaner gerade im Abstiegskampf dringend benötigen.
Mit ihm auf dem Platz herrscht eine ganz andere Energie. Er motiviert, treibt seine Mitspieler an, zieht Freistöße, gibt keinen Ball verloren, haut sich in die Zweikämpfe und stresst permanent die Abwehrspieler.
Auch dank Selke kann Hertha wieder auf den Klassenerhalt hoffen. Vier Zähler trennen die Alte Dame vom VfB Stuttgart und Platz 16, sechs auf Arminia Bielefeld (17.), den kommenden Gegner. "Der Sieg in Augsburg hat uns richtig gutgetan. Das hat man heute auch gesehen, gerade im Hinblick auf die Überzeugung in die eigene Fähigkeit. Fußball ist auch ein Kopfsport. Das darf man nicht vergessen. Der Sieg gibt uns jetzt auch noch mal einen Riesen-Push."
Lob gab es auch vom Chef. "Davie Selke war schon letzte Woche in Augsburg ein ganz wichtiger Spieler für uns und war mitentscheidend für die drei Punkte. Genauso hat er heute gleich getroffen, aber er hat auch viel gearbeitet. Leider musste er verletzt raus", sagte Magath.
Der Übungsleiter nahm ihn nach 78 Minuten vom Feld. Zittern müssen die Hertha-Fans beim dritten Abstiegskracher in Bielefeld um ihren Stürmer aber wohl nicht. Selke gab noch nach Schlusspfiff Entwarnung. "Es ist nicht schlimm. Es hatte die ganze Zeit schon gekrampft, es war schon ein sehr intensives Spiel."
Titelfoto: Andreas Gora/dpa