Wachablösung ein Vorteil für Hertha? "Favoritenrolle liegt jetzt bei Union"
Berlin - Das bittere Pokal-Aus trotz zweimaliger Führung im Elfmeterschießen und jetzt das Stadtderby vor der Brust - es gibt für Hertha BSC kaum einen undankbareren Gegner zum Auftakt.

Die letzten drei Spiele konnte der 1. FC Union Berlin allesamt für sich entscheiden. Auf der Suche nach sich selbst geht die Wachablösung Stück für Stück weiter voran.
In drei Jahren Bundesliga haben sich die Eisernen in beeindruckend schneller Weise in der Beletage etabliert. Gleichzeitig kämpfte der 130 Jahre alte Traditionsklub aus Charlottenburg stets um den Klassenerhalt. Auch deshalb ist die Rollenverteilung klar: Union ist Favorit, Hertha Außenseiter.
"Das muss man akzeptieren und respektieren, wie es ist. Es ist verdient", so Hertha-Manager Fredi Bobic. "Unser Ziel wird es sein, wieder die Nummer eins zu werden. Jetzt sind wir Außenseiter, das müssen wir zurück erarbeiten."
Was auch nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Union liebt die Rolle des Underdogs, die Blau-Weißen hingegen sind immer für eine Überraschung gut. "Da kann man sich motivieren, das zu brechen."
Kurios: Auch wenn die Statistik klar für die Köpenicker spricht, macht ausgerechnet die Statistik Mut. Vor zwei Jahren verabschiedeten sich die Berliner mit einem 4:5 in Braunschweig frühzeitig aus dem Pokal - wohlgemerkt nach 90 Minuten. Damals wie heute gingen unter einem neuen Chefcoach (Bruno Labbadia) die letzten drei Saisonspiele verloren.
Hertha BSC muss beim 1. FC Union Berlin in der Alten Försterei besser verteidigen

Pünktlich zum Bundesligaauftakt hatten die Herthaner die Pokalblamage wieder aus den Kleidern geschüttet. Es folgte ein 4:1 beim Angstgegner Werder Bremen.
Damit der Alten Dame eine ähnliche Überraschung gelingt, muss aber gegen die konterstarken Eisernen ein besseres Defensivverhalten an den Tag gelegt werden. Mehrmals lief man in Braunschweig ins offene Messer.
"Es gilt diese Zweikampfschärfe und diese Kompromisslosigkeit, die wir für unser Spiel brauchen am Samstag auf den Platz zu bringen. Genauso wie unsere Offensivqualität. Und dennoch aber im hohen Maße konzentriert zu verteidigen. Das hat uns das Ergebnis gekostet", sagte Sandro Schwarz (43).
Hatte Union-Präsident Dirk Zingler (57) die Derby-Ansetzung zum Auftakt kritisiert, war dem neuen Chefcoach schon bei seiner Vorstellung die Vorfreude anzumerken. "Es bleibt dabei. Es ist ein geiler Auftakt", so der 43-jährige. "Dass, was wir über 60 Minuten in Braunschweig gemacht haben, müssen wir jetzt über 90 Minuten und mit hoher Bereitschaft umsetzen".
Rekord-Einkauf Lucas Tousart (25) wird dabei nicht mithelfen können. Der Franzose fehlt aufgrund des Platzverweises in der Relegation. Ebenso wie die verletzten Marco Richter (24), Dongjun Lee (25), Kelian Nsona (20) und Jessic Ngankam (22).
Titelfoto: Sören Stache/dpa