Wer in Ballerlaune ist, wer in der Startelf steht: Hertha und Union im Derby-Check

Berlin - Große Töne in Richtung Köpenick wurden nicht gespuckt. Stattdessen haben die Herthaner nach drei Jahren Abstiegskampf die Entwicklung beim Stadtrivalen registriert: Die Wachablösung in der Hauptstadt geht weiter.

Ein Start zum Vergessen. Hertha BSC scheiterte mal wieder früh im Pokal an Braunschweig.
Ein Start zum Vergessen. Hertha BSC scheiterte mal wieder früh im Pokal an Braunschweig.  © Daniel Reinhardt/dpa

Drei Berlin-Derbys gab es in der vergangenen Saison (zwei in der Bundesliga, eins im DFB-Pokal), dreimal hieß der Sieger 1. FC Union. Auch deshalb sieht man in Charlottenburg die Favoritenrollen bei den Eisernen.

"Das muss man akzeptieren und respektieren, wie es ist. Es ist verdient", so Hertha-Manager Fredi Bobic (50). "Unser Ziel wird es sein, wieder die Nummer eins zu werden. Jetzt sind wir Außenseiter, das müssen wir zurück erarbeiten."

Ausgangslage:

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Neuer Trainer, neuer Präsident, neue Spieler - jetzt soll endlich alles besser werden. Die Euphorie in Westend erlitt jedoch bereits in der ersten Pokalrunde einen herben Dämpfer. Trotz zweimaliger Führung verabschiedete sich Hertha BSC mal wieder auf dramatische Weise schon früh aus dem Wettbewerb.

Und es drohen weitere Stimmungskiller, denn das Auftaktprogramm ist knackig. Nach Union warten Europacup-Sieger Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund auf die alte Dame.

Hertha schiebt Favoritenrolle dem 1. FC Union Berlin zu

Zuletzt hatten die Eisernen dreimal nacheinander die Nase vorn.
Zuletzt hatten die Eisernen dreimal nacheinander die Nase vorn.  © Sören Stache/dpa

Doch auch die Eisernen, bei denen nur zwei Neuzugänge in der Startelf standen, taten sich schwer. Erst in der Verlängerung kamen sie gegen Regionalligist Chemnitzer FC (2:1) weiter.

"Wir haben es gegen Chemnitz auch nicht so hinbekommen, wie wir es uns gewünscht hatten. Obwohl sie ausgeschieden sind, habe ich den Auftritt von Hertha BSC als gut empfunden", sagte Urs Fischer (56).

Bilanz

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Anfangs noch ausgeglichen spricht die Bilanz inzwischen für die Köpenicker. Allein die letzten drei Duelle gingen allesamt verdient an Union. Blieb Hertha bei den Derbys im Unterhaus noch an der Alten Försterei ungeschlagen (ein Sieg, ein Remis), ist die Kult-Spielstätte in der Beletage für die Charlottenburger keine Reise wert. Gerade bei den Auswärtsspielen haben die Blau-Weißen vieles vermissen lassen.

Die Fischer-Truppe dürfte dennoch gewarnt sein. Seit dem Aufstieg starteten die heimstarken Unioner jeweils mit einem Heimspiel in die neue Saison, konnten aber noch nie gewinnen (zwei Niederlagen, ein Remis). Die Gäste hingegen sind Auswärtsspiele zum Auftakt gewohnt (viermal nacheinander). Zuletzt siegte der BSC vor zwei Jahren bei Werder Bremen, nachdem Braunschweig die Berliner eine Woche zuvor mit 5:4 aus dem Pokal gekegelt hat.

Boateng soll Hertha BSC führen, knipst Unions Siebatchau auch in der Liga?

Die Leadershipqualitäten von Kevin-Prince Boateng (35) sind auch im Derby wieder besonders gefragt.
Die Leadershipqualitäten von Kevin-Prince Boateng (35) sind auch im Derby wieder besonders gefragt.  © Daniel Reinhardt/dpa

Spieler im Fokus

In seinem letzten Jahr als Profi-Fußballer hat sich Kevin-Prince Boateng viel vorgenommen. Der Ex-Milan-Star ist gut drauf, wirkt fitter als vergangene Saison. Schon im Pokal stand Boss Boateng in der ersten Elf, war wieder einmal einer der Präsentesten auf dem Platz. Jetzt winkt dem 35-Jährigen erstmals im Stadtduell die Startelf.

Mit seiner Erfahrung soll er das Team führen. "Wir wissen um die Wichtigkeit von Prince. Er ist in einem körperlich guten Zustand und ein wichtiger Faktor", so Sandro Schwarz (45.)

Sturm-Hoffnung Wilfried Kanga (24) wird wohl erstmal auf der Bank Platz nehmen. Anders als Awoniyi-Ersatz Jordan Siebatcheu (26). Beide kennen sich noch aus Bern, sind gut befreundet. Doch jetzt muss die Freundschaft erstmal ruhen. Unions Neuzugang präsentierte sich bereits in Ballerlaune, traf im Test gegen Nottingham Forest und sehenswert im Pokal.

Kurioses

Fünf Trainer hat Urs Fischer bei den Derbys schon erlebt. Mit Sandro Schwarz kommt der nächste Neue, der die Köpenicker vom Thron stoßen will. Allein letzte Saison versuchten sich in den drei Duellen gleich drei verschiedene Trainer: Pal Dardai (46), Tayfun Korkut (48) und Felix Magath (69). Sie alle hatten das Nachsehen. Einzig Bruno Labbadia (56, zwei Siege) konnte Fischer die Stirn bieten.

Für Schwarz ist das erste Berlin-Derby auch aus einem anderen Grund ein besonderes Spiel. Der 43-Jährige sitzt erstmals seit seinem Abgang aus Mainz im November 2019 wieder bei einem Bundesliga-Spiel auf der Bank. Der Gegner damals: Union Berlin. Nach der 2:3-Niederlage musste Schwarz gehen.

Titelfoto: Sören Stache/dpa, Daniel Reinhardt/dpa

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