Fünf Siege in Serie, Platz eins in der 2. Liga: "Der HSV ist noch lange nicht fertig!"

Hamburg - Knapp zwei Wochen sind es nur noch bis zum Hamburger Fußball-Derby am 14. Oktober. Aber der Leistungsunterschied zwischen beiden Stadtrivalen ist im Moment so groß, dass der FC St. Pauli für den Hamburger SV kein Aufstiegskonkurrent, sondern nur noch ein warnendes Beispiel ist.

Hamburgs Miro Muheim, Sebastian Schonlau und Moritz Heyer (l.-r.) jubeln nach dem Schlusspfiff in Hannover.
Hamburgs Miro Muheim, Sebastian Schonlau und Moritz Heyer (l.-r.) jubeln nach dem Schlusspfiff in Hannover.  © Swen Pförtner/dpa

"Ich kann mich gut erinnern, wer letztes Jahr nach der Hinrunde Erster und Zweiter war. Beide Mannschaften sind nicht aufgestiegen", sagte HSV-Profi Jonas Meffert (28) und meinte damit: Darmstadt 98 - und den FC St. Pauli.

Nach zehn Spieltagen der neuen Zweitliga-Saison steht jetzt der Hamburger SV ganz oben, der Vorsprung wächst. Aber nach vier gescheiterten Aufstiegsversuchen ist man beim HSV eben ganz besonders vorsichtig geworden.

Auch Trainer Tim Walter (46) sagte nach dem hochemotionalen 2:1-Sieg bei Hannover 96: "Wir stehen da oben, das ist schön. Aber wir haben noch ein paar Spieltage. Wir arbeiten weiter. Denn wir sind noch lange nicht fertig."

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Dabei wirkt die aktuelle Hamburger Mannschaft stabiler und vor allem eingespielter als alle ihre Vorgängerteams. Seit mehreren Monaten steckt dieser Club in einer Führungskrise.

Die immer neuen und immer schwerwiegenderen Vorwürfe gegen den Finanzvorstand Thomas Wüstefeld gipfelten erst zwei Abende vor dem Nordduell in Hannover in dem Rücktritt des Unternehmers und Anteilseigners.

Hannover-Coach Stefan Leitl: "Der HSV steht da, wo er hingehört!"

Hamburgs Trainer Tim Walter (46) hat noch Großes vor.
Hamburgs Trainer Tim Walter (46) hat noch Großes vor.  © Christian Charisius/dpa

Doch Walters Team siegt einfach weiter, als hätten diese Querelen nichts mit ihrem HSV zu tun. Nach dem fünften Sieg in Serie hat der Tabellenführer fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Sieben sind es sogar schon auf Rang vier.

Walter und sein Kollege Stefan Leitl (45) von Hannover 96 kennen sich seit Jahren. Beide spielten schon im Jugendalter gegeneinander und beide absolvierten gemeinsam die monatelange Ausbildung zum Fußballlehrer.

In den vergangenen Tagen war es vor allem Leitl, der immer wieder den Unterschied zwischen dem HSV 2022 und dem HSV 2020, 2019 oder 2018 erklärte. "Man hat heute gesehen, wo der HSV steht und wo wir stehen", sagte der 45-Jährige am Freitagabend: "Wir stehen am Anfang einer Entwicklung."

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Aber die Hamburger hätten endlich einmal über einen längeren Zeitraum an ihrem Kader, ihrem Trainer und ihrer Spielidee festgehalten. Sie seien deshalb einfach weiter als die Konkurrenz. Die Abläufe sitzen.

"Der HSV steht da, wo er hingehört", meinte Leitl. Und das ist Platz eins.

Hamburger SV: Jonas Boldt und Tim Walter liefern Argumente für eine Vertragsverlängerung

Die Hamburger Weiterentwicklung lässt sich auch in Zahlen ausdrücken. Gegen die Nordrivalen aus Hannover und Kiel ließ der Club in den vergangenen drei Spielzeiten zusammengezählt 23 Punkte liegen. Jetzt besiegte man beide nacheinander in deren Stadien.

Es lässt sich auch nicht leugnen, dass ein Spieler des HSV kaum mehr etwas anderes kennt als die permanenten Nebengeräusche und die Querelen innerhalb des Clubs. "Alles, was um uns herum passiert, können wir nicht beeinflussen", sagte Jonas Meffert in Hannover. Es werde wahrscheinlich immer wieder "etwas zu hören geben".

Der Rücktritt Wüstefelds wird der Mannschaft dabei auf längere Sicht wahrscheinlich mehr helfen als schaden. Spieler und vor allem Trainer Walter standen in dem internen Machtkampf stets auf der Seite des Sportvorstands Jonas Boldt (40), der das operative Geschäft nun vorerst alleine leitet.

Und Boldt und Walter liefern aktuell Woche für Woche Argumente, ihre auslaufenden Verträge bald zu verlängern.

Titelfoto: Swen Pförtner/dpa

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