Ex-HSVer Moritz: "Mit einem Quäntchen mehr Glück wären sie schon längst wieder in der Bundesliga"

Hamburg/Regensburg - Der Hamburger SV empfängt am Samstag (13.30 Uhr) den SSV Jahn Regensburg. Für Jahn-Profi und Ex-HSVer Christoph Moritz (31) ist es eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Mit TAG24 sprach der 31-Jährige über das Spiel, seine Zeit beim HSV und seine persönlichen Chancen, noch einmal in die Bundesliga zurückzukehren.

Mit dem SSV Jahn Regensburg trifft Routinier Christoph Moritz (31, r.) am Samstag auf seinen Ex-Klub, den Hamburger SV.
Mit dem SSV Jahn Regensburg trifft Routinier Christoph Moritz (31, r.) am Samstag auf seinen Ex-Klub, den Hamburger SV.  © Armin Weigel/dpa

TAG24: Hallo Christoph, am Samstag gastierst Du mit dem SSV bei Deinem Ex-Klub, dem HSV. Wie groß ist bei Dir die Vorfreude auf das Spiel?

Moritz: "Wie jeder Spieler, der zu seinem alten Verein zurückkommt, freue auch ich mich, bekannte Gesichter zu sehen. Am liebsten wäre mir natürlich, wenn ich 90 Minuten spielen würde, aber im Moment sieht es leider nicht danach aus.

Ich habe in den letzten Partien nicht so viel Spielzeit gehabt, und wir waren ja sehr erfolgreich, deswegen wird sich personell wahrscheinlich nicht viel in der Startformation ändern und ich werde das Spiel von draußen beobachten."

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TAG24: Stichwort erfolgreich: Ihr reist als Tabellenzweiter nach Hamburg, seid auf dem Papier also so etwas wie der Favorit. Würdest Du das unterschreiben oder schiebst Du die Favoritenrolle doch eher dem HSV zu?

Moritz: "Ich denke, vom Profil her hat schon der HSV nach wie vor die Favoritenrolle. Aber wenn man sich die letzten Spiele anguckt, müssen wir uns sicherlich nicht verstecken. Wir hatten eigentlich nur gegen St. Pauli [0:2, Anm. d. Red.] so richtig Probleme, von daher können wir mit einer breiten Brust auftreten. Das Spielchen, dass wir der absolute Underdog sind, brauchen wir auf jeden Fall nicht zu spielen."

TAG24: Ein Blick zurück: Du hast mit Unterbrechung zwischen 2018 und 2020 das HSV-Trikot getragen. Was verbindest Du mit dieser Station in Deiner Karriere? Denkst Du gern an diese Zeit zurück?

Moritz: "Ja, schon. Ich habe in der Zeit einige Freundschaften geschlossen. Rein fußballerisch muss man sagen, war der HSV der einzige Klub, bei dem ich es zu keiner Zeit mal geschafft habe, Stammspieler zu sein. Das war natürlich ein bisschen schade im Nachhinein. Von daher blicke ich, wie eigentlich bei jedem Verein, mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück."

Christoph Moritz über Ex-Klub HSV: "Bald wieder in der Bundesliga"

Für den HSV lief Moritz (l.) mit Unterbrechung von 2018 bis 2020 auf, verpasste mit den Rothosen zweimal die Rückkehr in die Bundesliga. (Archivfoto)
Für den HSV lief Moritz (l.) mit Unterbrechung von 2018 bis 2020 auf, verpasste mit den Rothosen zweimal die Rückkehr in die Bundesliga. (Archivfoto)  © Christian Charisius/dpa

TAG24: Was glaubst Du als ehemaliger "Beteiligter", weshalb der HSV seit 2018 jedes Jahr den Wiederaufstieg verpasst hat?

Moritz: "Ich glaube, wenn man dreimal hintereinander Vierter wird, ist man nicht komplett am Ziel vorbeigeschossen. Mit einem Quäntchen mehr Glück wäre der HSV schon längst wieder in der Bundesliga.

Auch dieses Jahr sieht es wieder so aus. Das ist eine schlagkräftige Truppe und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man am Ende unter den Top 5 landet. Wenn es ein bisschen glücklicher als in den letzten Jahren läuft, sehen wir den HSV ziemlich bald wieder in der Bundesliga."

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TAG24: Das wäre tatsächlich auch die nächste Frage gewesen, ob Du Deinem Ex-Klub mittelfristig eine Rückkehr in die erste Liga zutraust?

Moritz: "Ja, auf jeden Fall, dafür ist einfach die Schlagkraft des Vereins zu groß. Außerdem glaube ich auch, dass sich Mannschaft und Trainer weiter finden werden, weil die Art, wie Tim Walter [HSV-Coach, Anm. d. Red.] spielen lässt, braucht wahrscheinlich eine gewisse Zeit, bis alle Spieler das verinnerlicht bekommen.

Wir haben zum Vergleich auf allen Schlüsselpositionen die Spieler und den Trainer gehalten. So ein festes Konstrukt ist schon extrem viel wert. Wenn das der HSV jetzt auch mal ein bisschen länger beibehalten kann, kann ihr Spiel noch erfolgreicher werden."

Christoph Moritz sieht den SSV in dieser Saison nicht als Aufstiegskandidaten

Seit Sommer 2020 spielt der 31-Jährige (r.) für Regensburg. Aktuell bleibt dem Mittelfeldspieler jedoch nur die Reservistenrolle, in dieser Spielzeit kommt er bis dato lediglich auf drei Kurzeinsätze.
Seit Sommer 2020 spielt der 31-Jährige (r.) für Regensburg. Aktuell bleibt dem Mittelfeldspieler jedoch nur die Reservistenrolle, in dieser Spielzeit kommt er bis dato lediglich auf drei Kurzeinsätze.  © Armin Weigel/dpa

TAG24: Zurück zu Dir. Du hast es selbst angesprochen: Bisher läuft es in dieser Saison noch nicht so gut für Dich, Du kommst bis dato nur auf drei Kurzeinsätze. Wie zufrieden bist Du vor diesem Hintergrund einerseits mit der Gesamtleistung der Mannschaft und wie unzufrieden andererseits mit Deiner persönlichen Situation?

Moritz: "Natürlich zufrieden mit der Gesamtleistung und unzufrieden mit dem Teil, den ich dazu beigetragen habe. Wir sind genauso wie letztes Jahr 25 Leute, die um die elf Startplätze kämpfen. Benedikt [Gimber, Anm. d. Red.] und Max [Besuschkow, Anm. d. Red.] spielen im Zentrum eine Riesensaison, dazu haben wir mit Carlo [Boukhalfa, Anm. d. Red.] einen Spieler aus Freiburg geholt, der seine Sache auch gut macht.

Ich bin jetzt quasi auf der Position nur noch Nummer vier oder fünf, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich in meinem Fußballer-Leben kratzen und beißen muss. Das ist natürlich schwer, keine Frage, weil du am Wochenende zu irgendwas beitragen willst, aber man versucht sich dann auch an dieser Herausforderung."

TAG24: Welche Chancen rechnest Du Dir mit dem SSV in dieser Saison aus? Was ist für Euch möglich?

Moritz: "Im Moment sind wir zwar auf dem zweiten Platz, aber deswegen jetzt auch nicht gleich ein Aufstiegskandidat. Wir freuen uns einfach, dass wir in den bisherigen Spielen so performt haben und wenn wir so weitermachen, können wir auch noch viele Punkte holen, zumal ich außer St. Pauli auch noch keine Mannschaft gesehen habe, die besser ist als wir. Wenn wir vielleicht am 25. Spieltag noch da oben stehen, wo wir jetzt sind, können wir nochmal sprechen."

Bundesliga-Rückkehr ist für Christoph Moritz persönlich "relativ unrealistisch"

Für den FC Schalke 04 und den 1. FSV Mainz 05 absolvierte Moritz (r.) insgesamt 96 Bundesliga-Spiele. Hier führt er ein Kopfballduell mit Ex-Münchener Xabi Alonso (39). (Archivfoto)
Für den FC Schalke 04 und den 1. FSV Mainz 05 absolvierte Moritz (r.) insgesamt 96 Bundesliga-Spiele. Hier führt er ein Kopfballduell mit Ex-Münchener Xabi Alonso (39). (Archivfoto)  © Torsten Silz/dpa

TAG24: Du bist in deiner Karriere bereits 96 Mal in der Bundesliga aufgelaufen. Wie groß ist bei Dir persönlich denn der Wunsch, noch einmal ins deutsche Oberhaus zurückzukehren?

Moritz: "Das ist relativ unrealistisch, da braucht man sich auch nicht in die Tasche lügen. Wenn man schon länger in der 2. Bundesliga ist und schon eine '3' vorne stehen hat, muss schon viel zusammen kommen, dass man nochmal in der Bundesliga aufläuft. Nach drei Kurzeinsätzen käme man sich auch ein bisschen blöd vor, wenn man jetzt sagen würde, man will wieder in die Bundesliga."

TAG24: Vor diesem Hintergrund: Dein Vertrag läuft im Sommer aus. Hast Du Dir schon Gedanken gemacht, wie es danach weitergeht?

Moritz: "Man macht sich schon Gedanken, aber ich glaube, dass es dieses Jahr relativ spontan laufen wird. Ob ich bis dahin ein bisschen mehr Spielzeit habe und der Jahn überhaupt ein Gespräch zu einer Verlängerung führen will, spielt ja auch eine Rolle. Es wird sich also wahrscheinlich relativ spät klären, was ich mache."

TAG24: Zunächst steht ja auch erstmal das Spiel bei Deinem Ex-Klub auf der Agenda. Du bist ja ein begeisterter und auch erfolgreicher Poker-Spieler: Wie viel würdest Du denn auf einen Auswärtssieg am Samstag setzen?

Moritz: "Oh, das sollte man nicht verwechseln. Nur weil man ganz gut Poker spielt, heißt das nichts. Ich bin zum Beispiel ein schlechter Wetter. Beide Mannschaften haben aber in dieser Saison gezeigt, dass es auf jeden Fall ein attraktives Spiel werden könnte."

Titelfoto: Armin Weigel/dpa

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