"Kein Mut": Baumgart tritt Paderborn vors Schienbein - "Macht mich noch heute sauer"
Paderborn - Kleiner Rempler an die alte Liebe! Steffen Baumgart (49) kehrt dem SC Paderborn 07 nach über vier Jahren den Rücken und geht zum 1. FC Köln. In welcher Liga er den "Effzeh" übernimmt, ist noch unklar. Klar ist ihm hingegen: Die Möglichkeiten sind in der Domstadt größer und wohl auch die Bereitschaft zum Risiko - was ihm in Paderborn scheinbar gänzlich fehlte.

"Uns fehlte der Mut" so der 49-Jährige nun gegenüber dem Westfalenblatt im Hinblick auf die Zeit der Ostwestfalen in der 1. Bundesliga.
Von einem Nachtreten des gebürtigen Rostockers zu sprechen, wäre dabei wohl zu viel des Guten - oder Bösen.
Doch die Art und Weise wie sich die Paderborner in ihrem Jahr Bundesliga mit ihm an der Seitenlinie aufstellten, stößt ihm anscheinend noch immer ein wenig auf.
"Bei uns wurde die 1. Liga nicht, wie zum Beispiel bei Arminia Bielefeld, als eine Chance gesehen" moniert er und erlaubt sich mit dem Verweis auf den Ostwestfalen-Nachbarn von der Bielefelder Alm einen Seitenhieb in Richtung der SCP-Verantwortlichen.
Ihm fehle der Wille zum finanziellen Risiko, um auch tatsächlich eine realistische Chance auf einen Liga-Verbleib zu haben. Gerade der Abgang von Bernard Tekpetey (23) schmerzte ihn enorm. Auch Philipp Klement (28), Toptorjäger der Aufstiegssaison, wurde abgegeben.
Ersatz kam zwar, jedoch nicht zwingend mit Bundesliga-Format oder -Erfahrung.
Baumgart moniert "deutlich schlechtere Mannschaft" in der Bundesliga, "Dinge zu halbherzig angepackt"

So wie Bielefeld, die den Klassenerhalt schafften, war es den Paderbornern in der Saison 2019/20 nicht vergönnt.
"Hätten wir finanziell ein bisschen mehr riskiert, hätten wir zumindest bis zum Saisonende eine Chance auf den Klassenerhalt gehabt", so Baumgart.
Mit einer "deutlich schlechteren Mannschaft" als die, mit der er ins Oberhaus aufstieg, musste er schließlich schnell anerkennen, dass es wohl nicht langen würde. "Das macht mich noch heute sauer", rumpelte der ehemalige Profi weiter.
Frühzeitig stieg man ab und holte lediglich 20 Punkte aus 34 Spielen.
Dabei nimmt er sich selbst ebenfalls in die Pflicht. Markus Krösche (40), welcher nun bei der Eintracht aus Frankfurt anheuert, wechselte damals zum Bundesligisten RB Leipzig. Baumgart selbst, sowie Krösche-Nachfolger Martin Przondziono (51), hätten dann wohl Fehler gemacht.
Man habe nicht mutig genug agiert und "Dinge letztlich zu halbherzig angepackt", gerade was die Kaderzusammensetzung und damit verbundenen Risiken anbelangt.
Steffen Baumgart wünscht dem Klub eine spezielle Sache, mit dem "Effzeh" nächstes Jahr in Liga 2?

Für die Zukunft wünsche er sich für den Verein, "dass sie noch Leute finden, die nicht nur lächeln, sondern auch in der Lage sind, die eine oder andere finanzielle Lücke zu schließen".
Baumgart verlässt die Paderborner nach vier Jahren nun auf dem 10. Tabellenrang der 2. Bundesliga.
Sein Nachfolger wird Lukas Kwasniok (39), der sich beim 1. FC Saarbrücken einen Namen machte.
Der 1. FC Köln, Baumgarts neuer Arbeitgeber, verlor am Mittwochabend das Relegations-Hinspiel zu Hause gegen Holstein Kiel mit 0:1. Gut möglich, dass die Geißböcke sich an den Störchen die Zähne ausbeißen und den bitteren Weg in Liga 2 antreten müssen.
Dort dürften die Möglichkeiten und die Risikobereitschaft vonseiten des Klubs dennoch deutlich höher sein, als in Paderborn. Das bedeutet dann wiederum auch deutlich mehr Erfolgsdruck für Baumgart selbst.
Titelfoto: Timm Schamberger/dpa