Dynamo-Geschäftsführer Ralf Becker im Interview über Markus Anfang: "Davor ziehe ich den Hut"
Dresden - Neun Partien sind absolviert. Die Länderspielpause bringt Zeit für ein erstes Fazit. Dynamo Dresden liegt mit 16 Punkten auf Rang fünf der 3. Liga und damit in Schlagdistanz zu den direkten Aufstiegsplätzen, die derzeit von Aufsteiger SV 07 Elversberg und dem TSV 1860 München belegt werden.
TAG24 hat sich mit Sportgeschäftsführer Ralf Becker (51) über den Ist-Zustand der Mannschaft unterhalten.
TAG24: Herr Becker, ein knappes Viertel der Saison ist um. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Becker: Es war nach dem Abstieg ein großer Umbruch. Neuer Trainer, neue Spieler, neue Mannschaft. Es war wichtig, gleich vorn mit dabei zu sein. Das haben wir geschafft. Von daher bin ich zufrieden. Es ist eine enge Liga, du musst jeden Spieltag ans Limit gehen. Derzeit sind fast nur Mannschaften ganz vorn, die schon seit Jahren zusammenspielen.
TAG24: Im Vergleich zur Saison 2020/21 in der 3. Liga fällt die Punkteausbeute nach neun Spieltagen sogar besser aus. Sie haben drei Zähler mehr als damals...
Becker: Ich habe auch mal nachgeschaut und das ist mir ebenfalls aufgefallen. Es war damals ähnlich, es gab einen großen Umbruch, dann folgte zunächst ein Stotterstart. Als Absteiger hast du es immer schwer. Aber wir haben die Liga trotz der beiden Heimniederlagen gegen München und Elversberg nicht unterschätzt, was schnell passieren kann. Wir sind gut dabei.
TAG24: Auswärts sogar sehr gut. Von vier Spielen wurden drei ohne Gegentor gewonnen, nur in Köln verloren. Auf fremden Plätzen wurden neun Punkte geholt, daheim aus fünf Partien sieben. Warum fällt es Ihrer Mannschaft beim Gegner derzeit leichter, Leistung abzurufen?
Becker: Das sehe ich gar nicht so, die Leistungen waren immer da. Wir haben, Stand jetzt, auswärts mehr Punkte geholt als zu Hause, das ist richtig. Das gibt uns ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir in der Fremde gewinnen können. Wir wollen wieder eine Heimmacht werden, maximal viele Erfolge im eigenen Stadion feiern. Wir haben daheim gerade gegen München und Elversberg gut gespielt, aber uns nicht belohnt. Das wird kommen.
Dynamo Dresdens Sportgeschäftsführer Ralf Becker: "Kader gut aufgestellt"
TAG24: Bleiben wir bei Elversberg: Nach dem 2:3 hat Trainer Markus Anfang seine offensive Spielphilosophie über Bord geworfen und sein Team defensiver aufgestellt. Seither gab es zehn Punkte aus vier Spielen bei nur einem Gegentor. Ein Glückskniff?
Becker: Davor ziehe ich den Hut. Ein sehr guter Trainer definiert sich nicht darüber, sich selbst zu verwirklichen, sondern in wichtigen Momenten die richtigen Schlüsse zu ziehen. Das hat er gemacht, das spricht für ihn. Für diese Phase war das genau das Richtige. Fußball ist nun einmal ein Ergebnissport. Das ist ein Prozess. Wir haben jetzt gegen Ingolstadt gesehen, dass wir das spielerische Element trotzdem nicht vernachlässigen. Ich bin mir sicher, dass wir künftig wieder mehr davon sehen werden.
TAG24: Gegen Ingolstadt war auch etwas anderes zu sehen: Trotz elf Ausfällen gab es keinen Substanzverlust. Froh, über so eine Breite im Kader zu verfügen?
Becker: Froh sind wir erst, wenn die Verletzten alle wieder da sind. Aber wir haben in dieser extremen Phase, die wir gerade haben, gesehen, dass der Kader gut aufgestellt ist. Das war auch unser Ziel. Wir wollten jede Position doppelt besetzen, um einen gesunden Konkurrenzkampf zu haben. Das zahlt sich jetzt aus.
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