Dynamo mit Gegen- statt Rückenwind! Caprettis Worte sind eine Bankrotterklärung für alle
Dresden - Dirk Schuster (54) ist nach 80 Minuten gegangen - mit einem milden Lächeln im Gesicht. Der neue Trainer des 1. FC Kaiserslautern hat beim 0:1 von Dynamo Dresden im Sachsenderby gegen den FC Erzgebirge Aue nichts gesehen, was ihm für die bevorstehende Relegation den Angstschweiß auf die Stirn zwirbelt.

Den SGD-Fans aber schon. Die Worte von Guerino Capretti (40) nach den 90 Minuten waren eine Bankrotterklärung für ihn und seine Truppe.
Siegen, Selbstvertrauen holen im brisanten Derby, einspielen für Lautern. Was hatte Dynamo nicht alles vor. Und jetzt? Gegenwind statt Rückenwind.
Jetzt gehen die Schwarz-Gelben zumindest mit einem Rekord in diese beiden Partien: Noch nie schaffte es ein Team ohne einen einzigen Sieg in der Rückrunde in die Relegation. Ist ja auch etwas.
Und es ist noch mehr. Capretti sprach in der Pressekonferenz von fehlender Leidenschaft, Mentalität und von fehlender Intensität, "das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Das habe ich bei ganz vielen Spielern nicht gesehen".
Na hoppla! Ein Trainer spricht fünf Tage vor den wichtigsten Begegnungen der jüngeren Vereinsgeschichte von den Basics. Immer noch. Das tat er schon nach der Partie beim SV Sandhausen (1:2) Anfang April.
Er hat es nicht geschafft, dies seinen Mannen einzuimpfen. Folgt ihm die Mannschaft nicht mehr? Hat sie so wenig Ehre im Leib, sich nicht auch von allein aus diesem Schlamassel zu ziehen? Wäre ihr ein Abstieg egal? So, in dieser Verfassung, wird das Rückspiel daheim gegen den 1. FCK nur noch eine Partie, die aufgrund der Regeln gespielt werden muss.

Dynamo Dresden klebt ganz offensichtlich am Boden

Capretti sah es am Sonntagabend keinen Deut anders. "Es kommen Spiele, die eine Saison, die nicht gut war, gerade biegen können. Mit dieser Intensität werden wir auch keine Chance haben. Das sage ich ganz deutlich", wurde er wütend.
"Ich brauche Jungs auf dem Platz, die wissen, worum es geht. Das muss ich von allen einfordern, gerade von den erfahrenen Spielern. Die Dinge müssen jetzt kommen", so der Coach.
Ob aber genau das nun kommt, ob die lieben Profis aufwachen und denken, "jetzt muss ich doch einmal Gas geben für den Verein", ist mehr als fraglich.
Eine Truppe, die mit mageren 32 Punkten acht Zähler hinter Rang 15 liegt und offensichtlich am Boden klebt.
Auf der anderen Seite hat diese Partie aber auch gezeigt, wie ein Spiel einen anderen Verlauf nehmen kann. Hätte es die bitterböse Slapsticknummer (48.) mit Christoph Daferner (24) und Vaclav Drchal (22) nicht gegeben, würde der Bericht anders ausfallen.
Aber dass der eigene Mann den auf der Torlinie stehenden Daferner am Torerfolg hindert, ist schon der Hammer. Bezeichnend für die sieglose Rückrunde und ein Dämpfer vor der Relegation, bei der mittlerweile nur noch eins zählt: die Hoffnung.
Titelfoto: Lutz Hentschel