"Gewaltproblem" und "schlechtes Image": Innenminister zündelt gegen Dynamo!

Dresden - Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU) hat sich in Bezug auf ein "Gewaltproblem" unter Dynamo-Fans für den Verkauf personalisierter Tickets eingesetzt.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU, r.) hält ein Eingreifen für zwingend erforderlich, um weitere Randale zu verhindern.
Sachsens Innenminister Armin Schuster (61, CDU, r.) hält ein Eingreifen für zwingend erforderlich, um weitere Randale zu verhindern.  © Thomas Türpe

"Es sollte offen diskutiert werden über personalisierte Tickets, über Pyrotechnik, über Schimpfworte wie Bullenschweine", fordert Innenminister Schuster im Rahmen einer geladenen Podiumsdiskussion der "Sächsischen Zeitung" zum Thema "Dynamos Fans und das Gewaltproblem".

Schuster geht noch weiter und betont das angeblich "bundesweit schlechte Image" von Dynamo Dresden. Ein Eingreifen sei dringend erforderlich, um "die Kurve zu kriegen", bevor andere eingreifen.

Sachsens Innenminister warnt damit vor den hohen Strafgeldern des DFB, der "das große Besteck noch gar nicht rausgeholt" habe.

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Weitere Diskussionsteilnehmer waren Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig, Dynamo-Geschäftsführer Jürgen Wehlend, Fanprojekt-Leiter Ronald Beć sowie Danny Graupner von der Schwarz-Gelben Hilfe.

"Zustände wie im Bürgerkrieg": Polizeipräsident fordert Veränderungen

Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig (58, l.) will einen ehrlichen Dialog zu der Problematik führen.
Dresdens Polizeipräsident Lutz Rodig (58, l.) will einen ehrlichen Dialog zu der Problematik führen.  © Thomas Türpe

Dresdens Polizeipräsident, Lutz Rodig (58), unterstützt Schusters Anliegen und verweist auf einen "ehrlichen Dialog" ohne "Denkverbote", um den "Zuständen wie im Bürgerkrieg" Einhalt zu gebieten.

Mit diesen Aussagen bezieht sich der Polizeipräsident neben den Krawallen beim Auswärtsspiel in Bayreuth vom 1. Oktober vor allem auf die Ausschreitungen vor dem Rudolf-Harbig-Stadion im Zuge des Aufstiegsspiels gegen Türkgücü München am 16. Mai 2021.

In den Auseinandersetzungen zwischen Fans und Polizei wurden insgesamt 185 Polizeibeamten verletzt. Laut Rodig habe die Staatsanwaltschaft bis heute gute Erfolge in der Aufarbeitung der Geschehnisse erzielt und 180 Anklagen sowie 64 Verurteilungen in diesem Zusammenhang erteilt.

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Rodig betont jedoch gleichermaßen, dass Veränderungen nur in Zusammenarbeit mit den Fans möglich seien.

"Wir müssen raus aus dem Verhaltungsmuster: Nach einem Vorfall sind erst mal alle betroffen, doch dann tut sich wenig.", so Rodig.

"Wirklichkeitsfremd": Ändern personalisierte Tickets etwas?

Tino Meyer (l.), der Sportchef der SZ, leitet die Diskussionsrunde. Danny Graupner (2. v. l.), und Ronald Beć (M.) vertreten dabei die Perspektive der Fans. Dynamo-Geschäftsführer Jürgen Wehlend (57, r.) spricht für den Verein.
Tino Meyer (l.), der Sportchef der SZ, leitet die Diskussionsrunde. Danny Graupner (2. v. l.), und Ronald Beć (M.) vertreten dabei die Perspektive der Fans. Dynamo-Geschäftsführer Jürgen Wehlend (57, r.) spricht für den Verein.  © Thomas Türpe

Ronald Beć, der dem Polizeipräsidenten in seiner "Bürgerkriegs"-Aussage klar widerspricht, bezeichnet die Vorstellung einer Fanszene ohne Ausschreitungen als "wirklichkeitsfremd".

Daran werden laut Danny Graupner auch personalisierte Tickets nichts ändern können.

Seiner Meinung nach existiere bereits eine Form von personalisierten Tickets, da sich ohne Personalausweis weder online noch an der Stadionkasse Karten erwerben ließen.

Dynamo begrüßt Entwicklungen in der Fanszene

Die Krawalle beim Auswärtsspiel in Bayreuth am 1. Oktober 2022 haben dazu geführt, dass Tickets für Auswärtsspiele zeitweise nur für Mitglieder erhältlich waren.
Die Krawalle beim Auswärtsspiel in Bayreuth am 1. Oktober 2022 haben dazu geführt, dass Tickets für Auswärtsspiele zeitweise nur für Mitglieder erhältlich waren.  © Marcus Förster/dpa

Dynamo-Geschäftsführer Jürgen Wehlend (57) erklärt, dass der Verein regelmäßig im Austausch mit der Fanszene stehe und dass "an ganz vielen Stellen etwas" passiere.

Nachdem zuletzt der Verkauf von Karten zu Auswärtsspielen im Zuge der Bayreuth-Ausschreitungen auf Mitglieder limitiert worden ist, kündigte Wehlend am Mittwoch auf der Homepage von Dynamo Dresden an, die Tickets ab dem Auswärtsspiel in Oldenburg wieder für alle frei verkäuflich anzubieten.

"Wir begrüßen ausdrücklich die Entwicklungen und Schritte innerhalb unserer Fanszene in den vergangenen Monaten." erklärt Wehlend und warnt gleichermaßen vor erneuten Ausschreitungen.

"Gleichwohl behalten wir uns vor, sollte es erneut zu gravierenden Zwischenfällen kommen, wieder eine Beschränkung einführen zu müssen, so das Statement des Geschäftsführers.

Titelfoto: Thomas Türpe, Marcus Förster/dpa

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