"Niemand ist größer als dieses Wappen": Wehlend-Appell an die Dynamo-Fans
Dresden - Jürgen Wehlend (56) ist nach seinem Herzinfarkt und anschließender Corona-Erkrankung zurück im Amt - nicht ein Prozent weniger leidenschaftlich als zuvor. "Diesen Job kannst du nur zu 100 Prozent machen", sagte der kaufmännische Geschäftsführer von Dynamo Dresden am Donnerstag und stellte das mit einem flammenden Appell auch direkt unter Beweis.
"Wir haben ein gemeinsames Ziel, daran müssen wir uns orientieren. Nur darum geht es jetzt, um dieses Wechselspiel zwischen Rasen und Rängen. Von wo auch immer der Funke überspringt, wir brauchen die Unterstützung, um uns zu fokussieren", sagte Wehlend.
Der 56-Jährige hat nach seiner Rückkehr aus der Reha viele Gespräche geführt und will das auch in den kommenden Tagen, unter anderem mit der organisierten Fanszene, fortsetzen.
Wehlend: "Die Dinge, die uns vermeintlich spalten, sollten wir jetzt zurückstellen, und uns dem großen Ziel widmen. Niemand ist größer als dieses Wappen - keiner, auch ich nicht! Es geht darum, Dynamo Dresden all das zu geben, was es verdient hat und am Ende zu sagen, wir haben es geschafft."
Alles soll in den kommenden drei Ligaspielen und den möglichen zwei Relegationspartien dem Klassenerhalt untergeordnet werden.
Für die Partie gegen den SSV Jahn Regensburg wurden bis Donnerstag gerade einmal 18.000 Tickets verkauft, knapp 400 an Regensburg. Dynamos Geschäftsführer sieht als Grund dafür aber nicht nur die sportliche Situation.
Dynamo Dresden ist für Jürgen Wehlend eine "Herzensangelegenheit"
"Es reicht nicht, nur begeisternden Fußball zu spielen, unabhängig von der sportlichen Situation", gibt Wehlend zu. "Wir müssen wieder lernen, Zuschauer für uns zu begeistern. Mit Corona, dem Krieg in Europa und allen wirtschaftlichen Themen ist die gesamtgesellschaftliche Situation sehr angespannt. Es ist keine Selbstverständlichkeit zu glauben, dass wir das Stadion aufschließen, und die Leute sind da."
Der gebürtige Dresdner lebt diesen Verein, das war auch am Donnerstag in jeder Sekunde zu spüren. Er selbst spricht von einer Herzensangelegenheit - Wortspiele verbieten sich.
Immerhin, seinem Herzen geht es wieder gut. "Ein Blutgerinnsel hatte sich in einer der drei Benzinleitungen festgesetzt. Das konnte man reparieren, außerdem hat man bei der Gelegenheit mit der Drahtbürste die Leitung gleich mit gesäubert", scherzte er.
Bei 95 Prozent der "optimalen" Herzleistung sei er bereits wieder angelangt. Die restlichen fünf Prozent sollen über einen Mix aus Sport, Meditation und einer bewussten Ernährung in den kommenden Wochen folgen.
Siege und der schnelle Klassenerhalt würden diesen Prozess sicherlich beschleunigen.
Titelfoto: Bildmontage: Lutz Hentschel, Dynamo Dresden