SV Werder Bremen in der Bundesliga-Vorschau: Zurück zu alter Klasse?
Endlich geht es wieder los! Am kommenden Wochenende startet die Bundesliga in die neue Saison. In der TAG24-Analyse werden alle 18 Klubs genau unter die Lupe genommen.
Bremen - Nachdem der SV Werder Bremen dem Abstieg in der Relegation im letzten Moment von der Schippe gesprungen ist, drohte ein Ausverkauf an der Weser. Doch die Leistungsträger konnten gehalten werden und auch der umstrittene Coach Florian Kohfeldt (37) blieb. Findet Werder in nahezu unveränderter Konstellation zurück zu alter Stärke? Alles dazu in der TAG24-Vorschau.
Tahith Chong ist der Top-Transfer des SV Werder Bremen
Den 20-jährigen Niederländer Tahith Chong als Top-Transfer darzustellen mag gewagt sein, doch bringt der Flügelstürmer fast alles mit, um ein zukünftiger Superstar zu werden. Bei seinem Stammverein Manchester United kam er bislang nur in Pokalspielen zum Einsatz. Nun will er bei Werder wertvolle Spielpraxis sammeln, denn es war sein ausdrücklicher Wunsch, an die Weser zu wechseln.
Chong, der auf der Karibik-Insel Curaçao geboren wurde, begann, in einem Klub in der Inselhauptstadt Willemstad zu kicken, wo sein Talent schnell erkannt wurde. Im Alter von neun Jahren erfolgte dann der nächste Karriereschritt. Die Familie entschloss sich dazu, in die Niederlanden auszuwandern, wo Tahith in der Jugendakademie des Spitzenklubs Feyenoord Rotterdam aufgenommen wurde. Mit 16 wechselte er dann zu Manchester United.
Dank seiner Tempodribblings und seines starken linken Fußes wird Chong auch "Robben der Karibik" genannt. Ein Vergleich, den er selbst jedoch ablehnt. Dennoch bietet sich diese Parallele an, denn der Linksfuß spielt vornehmlich auf der rechten Außenbahn. Von dort zieht er gerne nach innen, um zum Abschluss zu kommen.
In seinen ersten Einsätzen für Bremen hat er sein Talent und seine Qualitäten bereits unter Beweis gestellt. Besonders mit dem Treffer zum 2:0 im DFB-Pokalspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena. Dennoch gilt es auch für ihn noch dazuzulernen, insbesondere in Sachen Rückwärtsbewegung und Pressing, wie sein neuer Trainer Florian Kohfeldt in einem Interview anmerkte.
Wenn der Flügelstürmer verletzungsfrei bleibt, dann kann er die Offensive von Werder nach der schwachen Vorsaison sicherlich (wieder)beleben und viele Scorerpunkte sammeln. Schade, dass die Leihe nur für eine Saison gilt und Bremen keine Kaufoption besitzt. Allerdings deutete Sportchef Frank Baumann (44) an, dass es nicht das erste Mal wäre, dass eine Lösung für einen weiteren Verbleib gefunden werden könnte.
Sollte Chong jedoch wie gewünscht einschlagen, wird Manchester einer weiteren Leihe oder gar einem Kauf wohl einen Riegel vorschieben.

Patrick Erras, Leonardo Bittencourt und Ömer Toprak sind weitere Neuzugänge des SV Werder Bremen
Für den technisch versierten offensiven Mittelfeldspieler Leonardo Bittencourt (26), der in der vergangenen Saison von der TSG 1899 Hoffenheim ausgeliehen war, griff mit dem Erreichen des Klassenerhalts eine Kaufverpflichtung in Höhe von sieben Millionen Euro.
Ähnliches gilt für Innenverteidiger Ömer Toprak (30), der für vier Millionen Euro von Borussia Dortmund verpflichtet werden musste. Der 1,96 Meter Hühne Patrick Erras (25) kam ablösefrei vom 1. FC Nürnberg für das defensive Mittelfeld. Er soll insbesondere bei Standardsituationen mit seiner Kopfballstärke für Stabilität sorgen.
Der junge Linksverteidiger Felix Agu (20) wurde bereits im Februar ablösefrei von Zweitligist VfL Osnabrück nach Bremen gelotst. Zudem sicherte sich Werder die Dienste des 18-jährigen ecuadorianischen Spielmachers Johan Mina, der langsam an den Profikader herangeführt werden und zunächst in der U19 der Bremer zum Einsatz kommen soll. Linksaußen Oscar Schönfelder (19) ist aus der U19 vom 1. FSV Mainz 05 an die Weser gewechselt.
Torwart Eduardo Dos Santos Haesler (21) und Innenverteidiger Christian Groß (31) rücken aus der zweiten Mannschaft der Bremer in den Profikader auf. Letzterer hat in der vergangenen Saison schon einige Spiele für Werder in der Bundesliga bestritten. U19-Spieler Nick Woltemade (18) wird ebenfalls ein fester Teil des Profikaders. Er kam in der Endphase der zurückliegenden Saison zu seinen ersten Bundesliga-Einsätzen.
Zudem kehrten der österreichische Spielmacher Romano Schmid (20), die zentralen Mittelfeldspieler Jean Manuel Mbom (20) und Ole Käuper (23), Linksverteidiger Thore Jacobsen (23) sowie Stürmer Martin Harnik (33) nach Leihe zu Werder zurück. Käuper und Jacobsen werden in der kommenden Saison für die zweite Mannschaft der Bremer spielen, sollte sich nicht eine erneute Leihmöglichkeit ergeben.
Harnik soll den Verein nach Möglichkeit verlassen, da sein Gehalt noch immer ein großer Posten auf der Ausgaben-Seite der Bremer ist und der ehemalige österreichische Nationalspieler keine Zukunft mehr am Osterdeich hat. Eine Vertragsauflösung ist hier auch im Bereich des Möglichen.
Kein wirklicher Neuzugang ist Stürmer Davie Selke (25) der von Hertha BSC gleich für zwei Jahre ausgeliehen wurde. Erst nach Ablauf der Saison 2020/21 müsste er für einen zweistelligen Millionenbetrag fest verpflichtet werden, sofern Werder erneut die Klasse hält.
Es ist durchaus möglich, dass sich hier noch etwas tut, weil der Kader mit noch immer 30 Mann üppig besetzt ist.

Claudio Pizarro, Kevin Vogt, Philipp Bargfrede und Nuri Sahin sind die Abgänge des SV Werder Bremen
Nun ist es also tatsächlich so weit: Werder-Legende Claudio Pizarro hat im Alter von 41 Jahren seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt. Die Bundesliga-Ikone und all seine Fans hätten sich sicherlich eine würdigere Bühne für seinen Abschied gewünscht aber Corona und eine Seuchen-Saison haben ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine Torbeteiligung gelang "Piza" in der Bundesliga leider nicht mehr.
Der Verlust von Kevin Vogt (28) wiegt sportlich gesehen schwerer. In der Winterpause von Hoffenheim ausgeliehen, entwickelte sich der Defensivakteur schnell zum Leader auf dem Platz und wurde oftmals als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff eingesetzt. Er kehrte nach Leih-Ende zu seinem Stammverein zurück.
Nach der Saison entschied man sich bei Werder ohnehin für einen Neuanfang. Die Verträge von gestandenen Recken wie Philipp Bargfrede (31), Sebastian Langkamp (32) und Fin Bartels (33) wurden nicht verlängert, sodass sie den Verein ablösefrei verlassen durften, um sich neue Herausforderungen zu suchen.
Etwas anders verhielt sich die Sache bei Nuri Sahin (31), der schon länger keine Rolle mehr unter Kohfeldt gespielt hatte. Bei ihm war ein Abgang bereits vor Ende der Saison beschlossene Sache. Sahin wechselt in die türkische Süper Lig zu Antalyaspor.
Der Schweizer Rechtsverteidiger Michael Lang (29) kehrte nach seiner Leihe indes zu Borussia Mönchengladbach zurück. Rechtsaußen Benjamin Goller (21) soll wichtige Spielpraxis sammeln und wurde für eine Saison an den KSC abgegeben. Ähnliches sieht der Plan für den 20-jährigen Keeper Luca Plogmann vor, der für eine Spielzeit an Drittligist SV Meppen ausgeliehen wurde, wo der Ex-Bremer Torsten Frings (43) Trainer ist.
Die Leih-Rückkehrer Jan-Niklas Beste (21) und Felix Beijmo (22) verließen den Verein sofort wieder. Ersterer kam auf Leihbasis für zwei Jahre beim SSV Jahn Regensburg unter und der schwedische Rechtsverteidiger Beijmo wechselte dauerhaft zurück in seine Heimat zu Malmö FF. Zudem muss Rechtsverteidiger Simon Straudi (21) vorerst den Gang in die zweite Mannschaft antreten.
Ein wichtiger Transfer steht jedoch bereits seit der Rückrunde im Raum. Der Abgang von Flügelflitzer Rashica schien bereits beschlossene Sache zu sein. Spieler und Berater waren sich angeblich sogar schon mit RB Leipzig einig. Nach Erreichen des Klassenerhalts lehnten die Bremer die Offerte für den Kosovaren jedoch ab. RB bot dem Vernehmen nach lediglich 15 Millionen Euro plus Bonuszahlungen. Die Verantwortlichen bei den Grün-Weißen wollen ihr "Tafelsilber" jedoch nicht verramschen und verlangen wohl zwischen 20 und 25 Millionen für Rashica.
Aktuell scheint der Premier-League-Klub Aston Villa einen Transfer anzustreben, doch der Flügelstürmer möchte gerne europäisch spielen, am liebsten in der Champions League, was bei Villa nicht möglich wäre. Diese Personalie wird die Bremer wohl noch einige Zeit beschäftigen. Und wer weiß, vielleicht bleibt "Rocket" am Ende doch noch für ein weiteres Jahr beim SVW?

So tickt Werder-Trainer Florian Kohfeldt
Florian Kohfeldt (37) blutet grün. Wie sehr ihm das Schicksal Werders am Herzen liegt, hat man besonders in der Endphase der vergangenen Saison gesehen, als der Coach plötzlich um zehn Jahre gealtert schien. Am Ende der Seuchen-Saison war dann die große Aufarbeitung fällig und beide Seiten entschieden sich schließlich für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit.
In seiner aktiven Karriere war Kohfeldt Torwart und wechselte 2001 zu Werder. Schnell wurde ihm jedoch bewusst, dass sein Talent nicht für eine Profikarriere ausreichen würde und so entschied er sich, die Trainerlaufbahn einzuschlagen. 2015 schloss er den entsprechenden Lehrgang beim DFB als Jahrgangsbester ab.
Bei den Grün-Weißen arbeitete er sich in der Jugendabteilung hoch. Von 2014 bis 2016 war er unter Chefcoach Viktor Skripnik (50) bereits Co-Trainer der Profis. Nach der Entlassung des Ukrainers übertrugen die Verantwortlichen Kohfeldt zunächst die Verantwortung für die zweite Mannschaft. Am 9. November 2017 übernahm er dann schließlich die Profis als Cheftrainer.
Klar wurde hier: Er liebt den schönen Offensiv-Fußball. Seine bevorzugte taktische Formation ist das 4-3-3. Aus der Abwehr lässt er am liebsten mit flachen Kurzpässen das Spiel aufbauen und verzichtet weitestgehend auf lange Schläge. Nach Ballverlusten lässt er sein Team oftmals gleich ins Gegenpressing übergehen, um die Kugel so schnell wie möglich wieder in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen. Ballbesitz ist ihm sehr wichtig, jedoch muss dieser auch zum Erfolg führen.
Der akribische Arbeiter ist ein junger Coach der neuen Schule, ähnlich wie ein Julian Nagelsmann (33). Er kann mit den jungen Spielern auch im zwischenmenschlichen Bereich gut umgehen, hält jedoch trotzdem genug Abstand, um auch unbequeme Entscheidungen treffen zu können.
Auch vor den Kameras gibt der Werder-Trainer stets eine gute Figur ab und wirkt dabei sehr eloquent. Mit seinem norddeutschen Humor kontert er immer wieder die Fragen der Journalisten.

Vorbereitung und Form des SV Werder Bremen
Eines sei gleich vorweggenommen: Die Vorbereitung des SVW lief in diesem Sommer deutlich schmerzfreier und mit weniger Verletzungen ab, als im vergangenen Jahr. Sportlich war die Testphase ebenfalls ein voller Erfolg, denn man blieb ungeschlagen. Allerdings muss man auch konstatieren, dass die Bremer starker Konkurrenz weitgehend aus dem Weg gegangen sind. Kohfeldt wollte seiner Truppe wohl wieder Selbstbewusstsein einflößen und bevorzugte ein Warmschießen für die neue Bundesliga-Saison.
Das erste Testspiel absolvierten die Werderaner erfolgreich mit 2:0 gegen Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Während des Trainingslagers im Zillertal standen dann zwei Partien gegen österreichische Bundesligisten an. Gegen den LASK, der zuvor noch in der Europa League gegen Manchester United im Einsatz war, konnte die Kohfeldt-Truppe einen überzeugenden 4:1-Sieg landen, gefolgt vom 4:2-Erfolg über Austria Lustenau.
Nach der Rückkehr standen noch drei weitere Vorbereitungsspiele an. Im Nordduell gegen Zweitligist FC St. Pauli setzten sich die Bremer knapp mit 1:0 durch. Den Abschluss bildete ein Doppelspieltag mit Siegen über Hannover 96 (2:0) und Viertligist BSV Schwarz-Weiß Rehden (7:0).
Erfolgreichster Torjäger war Davie Selke, der insgesamt fünf Mal netzte. Das Team erzielte starke 24 Treffer in den Vorbereitungsspielen, davon sage und schreibe 20 Stürmer-Tore. Die Zeit der Angriffsflaute scheint also vorbei zu sein, doch Achtung, der Schein könnte trügen, denn die Abwehrreihen der Gegner zählten nicht unbedingt zu den stärksten.
Die Integration der Neuzugänge funktionierte nahezu reibungslos. Besonders Sturm-Juwel Chong wusste von Beginn an zu überzeugen. In den Vordergrund spielten sich Stürmer Josh Sargent (20) und der junge Nick Woltemade, den sein Trainer trotz seiner Größe von 1,98 Meter eher im Mittelfeld hinter den Spitzen und nicht in der Sturmmitte sieht.
In der ersten Runde des DFB-Pokals mühte sich Werder dann zu einem 2:0 über Regionalligist FC Carl Zeiss Jena. Besonders in der ersten Halbzeit verfielen die Bremer dabei in alte Muster. Mit der Einwechslung von Davy Klaassen und Chong zur zweiten Halbzeit wurde das Spiel der Grün-Weisen deutlich besser, sodass am Ende ein verdienter Erfolg zu Buche stand.

Saisonziel des SV Werder Bremen
Nachdem das klar formulierte Ziel Europa League in der zurückliegenden Spielzeit deutlich verfehlt wurde, nahmen die Bremer Verantwortlichen im Vorfeld der anstehenden Saison Abstand von der Ausgabe jeglicher Vorsätze. Klar sollte aber auch sein, dass man nicht wieder gegen den Abstieg kämpfen will. Eine weitere Katastrophen-Saison hätte wohl, insbesondere für Trainer und Sportchef, ein ungutes Ende.
Man will an der Weser wieder ein junges und schlagkräftiges Team aufbauen, das laut Aussage des Aufsichtsratsvorsitzenden Marco Bode (51) mittelfristig einen einstelligen Tabellenplatz und den Kampf ums europäische Geschäft anstreben soll. Der DFB-Pokal könnte auch ein wichtiges Ziel sein, je nachdem, wie sich die Saison entwickelt. Immerhin ist der Pokalwettbewerb der kürzeste Weg ins internationale Geschäft. Davon zu träumen ist sicher erlaubt, alles andere wäre jedoch vermessen.
In spielerischer Hinsicht muss die Defensive stabilisiert werden, insbesondere die Verteidigung von Standardsituationen sollte hierbei im Vordergrund stehen. Die Bremer dürfen nicht wieder zur Schießbude der Liga werden.

TAG24-Prognose zum SV Werder Bremen
Alles kommt auf einen erfolgreichen Start in die neue Saison an. Sollte die Mannschaft gleich wieder Rückschläge verkraften müssen, droht der Verlust des mühsam erarbeiteten Selbstbewusstseins. Die Folge könnte eine Abwärtsspirale sein, die in einen erneuten Abstiegskampf mündet. Da kommt es den Bremern vielleicht gelegen, dass mit Hertha BSC im ersten Saisonspiel ein Lieblingsgegner wartet. Im Weserstadion haben die Bremer seit 2006 nicht mehr gegen die Berliner verloren.
Dort wird dann Jiri Pavlenka (28), der gehalten werden konnte, im Tor stehen. Der tschechische Nationalkeeper ist die unumstrittene Nummer eins im Kohfeldt-Team. Mit Stefanos Kapino (26) steht ein Top-Ersatzmann parat, sollte sich "Pavlas" verletzen. Die dritte Torhüterposition nimmt der junge Deutsch-Brasilianer Eduardo Dos Santos Haesler (21) ein.
Egal ob Coach Kohfeldt mit Dreier- oder Viererkette spielen lässt, die Innenverteidigung ist tief und gut besetzt. Gesetzt sein dürften hier Ömer Toprak (31), der zu einem echten Leader im Team werden könnte, und Kapitän Niklas Moisander (34). Der erfahrene Finne ist besonders für das Aufbauspiel ein wichtiger Baustein. Sind drei Innenverteidiger gefragt, kann der Trainer jederzeit auf Milos Veljkovic (24) oder Marco Friedl (22) zurückgreifen. Mit Christian Groß (31) steht ein weiterer erfahrener Spieler für diese Position bereit, der in der zurückliegenden Spielzeit auch schon als Bindeglied zwischen Abwehr und defensivem Mittelfeld eingesetzt wurde.
Die rechte Abwehrseite beackert der "ewige" Theodor Gebre Selassie (33). Bleibt er verletzungsfrei, so wird es an ihm kein Vorbeikommen geben. Er wird ein Pärchen mit dem jungen Jean Manuel Mbom (20) bilden, der von Gebre Selassies Erfahrung profitieren soll. Ähnliches plant der Trainingsleiter auf der linken Abwehrseite. Der routinierte Schwede Ludwig Augustinsson (26) ist hier erste Wahl und soll den jungen Felix Agu (20) unter seine Fittiche nehmen. Friedl kommt alternativ auch jeder Zeit für die Position des Linksverteidigers infrage.
Als neuer Sechser wurde Patrick Erras (25) vom 1. FC Nürnberg verpflichtet. Er durfte gleich im ersten Pflichtspiel von Beginn an ran. Erras' Stärke ist sicherlich das Kopfballspiel. Im Aufbauspiel hat er jedoch noch Defizite. Allgemein gilt die Sechser-Position bei den Bremern noch als Baustelle, für die dringend Verstärkung gesucht wird. Mit Ilia Gruev (20) steht ein noch unerfahrenerer Backup zur Verfügung. Zwar könnten auch Maximilian Eggestein (23) und Klaassen auf der Sechs spielen, jedoch sind beide als Achter wertvoller.
Dort sind sie nämlich die Platzhirsche und bilden die Schaltzentrale im Mittelfeld. Leih-Rückkehrer Romano Schmid (20) und der wieder genesene Kevin Möhwald (27) sind hier die Alternativen.
Die Offensive der Werderaner ist eigentlich stark und breit besetzt, was die Torflaute in der vergangenen Saison noch rätselhafter erscheinen lässt. Hinter den Spitzen kann Florian Kohfeldt auf Yuya Osako (30), Bittencourt (26) und Woltemade (18) zurückgreifen. Letzterer hat sich besonders in der Vorbereitung in den Vordergrund gespielt und darf in der neuen Saison wohl auf mehr Spielzeit hoffen.
Auch auf den Flügeln und im Sturmzentrum hat der Übungsleiter die Qual der Wahl. Für die linke Außenbahn steht ihm aktuell noch Rashica (24) zur Verfügung. Sollte der Kosovare den Verein wie geplant verlassen, könnte auf dieser Position vielleicht Handlungsbedarf entstehen. Als Ersatzmänner können aber auch Osako oder Niclas Füllkrug (27) fungieren. Der junge Schönfelder (19) wäre eine weitere Alternative, obwohl bei ihm noch nicht sicher ist, ob er Teil des Profi-Kaders bleibt oder vorerst Spielpraxis in der zweiten Mannschaft sammeln soll.
Auf dem rechten Flügel stehen mit Neuzugang Chong (20) und Josh Sargent (20) zwei Spieler mit extrem hohem Potenzial im Kader. Chong ist mit seiner Schnelligkeit ein idealer Konterstürmer, wie er bei seinem Tor im Pokalspiel unter Beweis gestellt hat. Sargent hat sich in der Vorbereitung die Pole-Position im Sturm erspielt. Er kann jederzeit auch im Zentrum zum Einsatz kommen. Hier stehen mit einem wiedererstarkten Selke (25) und dem vollends genesenen Füllkrug (27) zwei weitere Torjäger parat.

Der Werder-Weg soll unter Kohfeldt konsequent fortgesetzt oder besser noch, erneuert werden. Die in Gang gesetzte Verjüngungskur tut den Bremern sicherlich gut. Sollten die arrivierten Kräfte zurück zu alter Form finden, dann ist durchaus mehr als nur die bloße Vermeidung des Abstiegskampfs möglich.
Ein Auftaktsieg gegen Hertha könnte die Weichen in die richtige Richtung stellen. Mit dem FC Schalke 04, Arminia Bielefeld und dem SC Freiburg kommen in den darauf folgenden drei Partien Gegner, die sich mindestens auf Augenhöhe befinden sollten.
Außerdem dürfte die Rückkehr der Fans eine wichtige Rolle spielen. Zwar haben die Männer von der Weser in der vergangenen Spielzeit besonders zu Hause geschwächelt, die Unterstützung ihrer Fans ist ihnen aber dennoch erst durch die Corona-Pandemie abhanden gekommen. Im ersten Saisonspiel sind 8500 Fans im Weserstadion zugelassen, die ihre Mannschaft frenetisch nach vorn peitschen werden.
Titelfoto: Carmen Jaspersen/dpa, Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa (Bildmontage)