NFL, Woche 2: Das Comeback-Wochenende, passives Prügeln und siegreiche Underdogs

USA - Stellt Euch vor, ich hätte vor vier Wochen gesagt, dass in dieser Saison die Jets, die Lions und die Jaguars am gleichen Spieltag ihre Partie gewinnen - und ein Team davon zu null. Ihr hättet mich mit Fackeln und Mistgabeln auf den Dorfplatz gejagt, und ich hätte achselzuckend gesagt: "Jo. Fair." Aber genau das ist passiert.

I had the time of my life: Im vierten Quarter drehten die Miami Dolphins einen 14:35-Rückstand zu einem 42:38-Sieg.
I had the time of my life: Im vierten Quarter drehten die Miami Dolphins einen 14:35-Rückstand zu einem 42:38-Sieg.  © Rob Carr / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Der Spieltag hatte mehr "What the f..."-Momente, als Pete Carroll Kaugummis unterm Schreibtisch kleben hat und sollte in den Geschichtsbüchern als "The Comeback Day" abgespeichert werden.

Nicht nur wegen dieser drei Vereine, die man in den letzten Jahren als sichere Loser-Wette mit auf den Schein gepackt hatte.

Was wurden da noch Spiele gedreht und abgeschobene Bankwärmer zurück ans Zepter gelassen? Aber der Reihe nach.

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Wo sind meine Miami-Freunde? Das NFL-Team ist wie der kleine nette Typ in der letzten Reihe der 8. Klasse. Irgendwie findet ihn jeder sympathisch, aber so richtig ernst nimmt ihn auch keiner.

Bis jetzt. Mit einem 14:35-Rückstand in die letzten 15 Minuten zu starten und dann mit 42:38 zu gewinnen, ist mehr als nur eine Ansage. Partner eines Dolphins-Fans hatten Montagnacht den besten Sex ihres Lebens. Ich gönn's euch.

Ähnlich lief es für die Cardinals. 0:20 lagen sie in der Halbzeit zurück, vier Sekunden vor dem Ende immer noch mit 15:23 im Rückstand und dann gewinnen sie noch mit 29:23. Vielleicht sind Disney-Sportfilme doch nicht so unrealistisch.

Und plötzlich wird aus GaroppoNo ein GaroppoGo

Back on track: Jimmy Garoppolo (30, 2.v.r.) ist zurück in der Startaufstellung der San Francisco 49ers. Und wieder nach einer Verletzung eines Team-Kameraden.
Back on track: Jimmy Garoppolo (30, 2.v.r.) ist zurück in der Startaufstellung der San Francisco 49ers. Und wieder nach einer Verletzung eines Team-Kameraden.  © Thearon W. Henderson / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Doch das Comeback der Woche legte wohl ein gewisser James Richard Garoppolo (30) hin, denn so wirklich hat damit - zumindest jetzt - noch keiner gerechnet.

Was in der letzten Staffel geschah: Ende 2017 lief "Jimmy G." erstmals - wegen einer Verletzung des ersten Quarterbacks - für die 49ers auf den Platz.

Kurz darauf war er der Offense-Boss auf dem Platz, führte San Francisco sogar in den Super Bowl. Bis vor wenigen Wochen. Kurz vor Saisonbeginn wurde nun sein einstiger Ersatzmann, Trey Lance (22), zur neuen Nummer 1 und Garoppolo wurde auf die Bank geschickt. Bis zuletzt war fraglich, ob er überhaupt im Team bleibt.

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Dann sagte wohl Coach Kyle Shanahan (42) zu ihm so etwas wie: "Jetz' bleibste mal da und machst Ersatzspieler. Nur, falls die Hütte mal brennen sollte." Und sie sollte brennen.

Trey Lance entschied sich in Woche 2 nach gut 12 Minuten bei einem Option-Spielzug dazu, selbst mit dem Ball zu laufen - und brach sich den Knöchel. Saison zu Ende. Daraufhin (Achtung: Déjà-vu) stand "Jimmy G." - wegen einer Verletzung des ersten Quarterbacks - für die 49ers auf den Platz. Der Rest des Teams schien sich schnell mit der alten neuen Nummer 1 angefreundet zu haben - auffällig schnell.

Die Körpersprache einer kompletten Mannschaft war wie ausgewechselt und Conference-Konkurrent, die Seattle Seahawks, hatten ohnehin schon seit Start keinen Bock zu gewinnen.

Mit so wenig Leistung kann nur ein Tom Brady gewinnen

Brawler-Brady: Während sich die Bucs mit den Saints prügeln, schaut Tom Brady (45, M.) "kampfbereit" die ganze Zeit zu.
Brawler-Brady: Während sich die Bucs mit den Saints prügeln, schaut Tom Brady (45, M.) "kampfbereit" die ganze Zeit zu.  © CHRIS GRAYTHEN / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / GETTY IMAGES VIA AFP

Keinen Bock zu gewinnen hatte auch Tampa Bays Quarterback und Teilzeit-Vollprofi Tom Brady (45), der tatsächlich seine Leistung aus der Vorwoche noch unterbieten konnte - und trotzdem gewann.

Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, nimmt sich der Dauer-Rekordbrecher ab sofort jeden Mittwoch frei und geht in diesem Tag nicht mehr ins Training.

Gespielt hat er allerdings, als wäre es andersrum.

Selten hat man so oft in Slow Motion seine Wutausbrüche in der Wiederholung gesehen - und dann sorgte er auch noch nach einem kurzen Wortwechsel mit Saints-Cornerback Marshon Lattimore (26) für eine ordentliche Massen-Keilerei, ohne selbst daran teilzunehmen. Aber immerhin hat er so getan, als ob er es echt ganz, ganz wirklich vorgehabt hätte.

Wenn man sich das harmlose Auftreten von Seattle dazu mit ansieht, könnte man fast glauben, Brady und die Seahawks versuchten gemeinsam, die Reseller-Preise auf Ebay für das Munich Game zu drücken.

Es war mal wieder so ein Spieltag, an dem man sich wünschen würde, man könnte mehrere Spiele gleichzeitig komplett verfolgen. (Kommt mir nicht mit Red Zone, ich sagte "komplett" und "gleichzeitig".) Da kann man die Woche 3 ja kaum noch erwarten. Okay ... außer man ist Colts-Fan.

Alle Ergebnisse aus dem 2. Spieltag in der National Football League

So haben die Mannschaften in der 2. Woche der National Football League gespielt:

Los Angeles Chargers - Kansas City Chiefs 24:27

Miami Dolphins - Baltimore Ravens 42:38

New York Jets - Cleveland Browns 31:30

Washington Commanders - Detroit Lions 27:36

Indianapolis Colts - Jacksonville Jaguars 0:24

Tampa Bay Buccaneers - New Orleans Saints 20:10

Carolina Panthers - New York Giants 16:19

New England Patriots - Pittsburgh Steelers 17:14

Atlanta Falcons - Los Angeles Rams 27:31

Seattle Seahawks - San Francisco 49ers 7:27

Cincinnati Bengals - Dallas Cowboys 17:20

Houston Texans - Denver Broncos 9:16

Arizona Cardinals - Las Vegas Raiders 29:23

Chicago Bears - Green Bay Packers 10:27

Tennessee Titans - Buffalo Bills 7:41

Minnesota Vikings - Philadelphia Eagles 7:24

Titelfoto: Montage: Rob Carr + Thearon W. Henderson + Chris Graythen / (GETTY IMAGES NORTH AMERICA / GETTY IMAGES VIA AFP)

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