Daimler-Betriebsrat ins Koma geprügelt: Linksradikale protestieren gegen Festnahme eines "Genossen"

Stuttgart - Die brutale Attacke mutmaßlich Linksradikaler auf den Daimler-Betriebsrat Andres Z. (54) hatte deutschlandweit für Schlagzeilen und Entsetzen gesorgt. Mittlerweile wurde ein Tatverdächtiger (21) festgenommen. Linksextreme protestieren dagegen.

16. Mai: Nach der Attacke liegt ein Opfer am Boden.
16. Mai: Nach der Attacke liegt ein Opfer am Boden.  © Andreas Rosar/Fotoagentur Stuttgart

Rückblick: Am 16. Mai fand auf dem Cannstatter Wasen eine "Querdenken 711"-Demo gegen die Corona-Maßnahmen statt. Auf dem Weg dorthin wurden Z. sowie zwei weitere Männer (38, 45) von einem vermummten Mob attackiert. 

Bis zu 50 Angreifer prügelten los, der 54-Jährige erlitt schwere Kopfverletzungen, lag wochenlang im Koma und kämpfte um sein Leben. Mittlerweile kann er wieder selbstständig essen und sprechen (TAG24 berichtete). Nach der Tat ermittelte die Polizei wegen versuchten Totschlags.

Motiv für die Attacke dürfte sein, dass Z. Mitglied der rechten Mini-Gewerkschaft "Zentrum Automobil" (ZA) ist. ZA ist der linken Szene ein Dorn im Auge, so spielte etwa ZA-Frontmann Oliver Hilburger früher in der Rechtsrock-Band "Noie Werte".

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Am vergangenen Donnerstag schlugen die Ermittler zu und durchsuchten die Wohnungen von neun Tatverdächtigen in Stuttgart, Ludwigsburg, Remseck, Fellbach, Waiblingen, Tübingen und Karlsruhe (TAG24 berichtete). Bei einem 21 Jahre alten Deutschen klickten die Handschellen. "Die Ermittler beschlagnahmten umfangreiches Beweismaterial, das nun ausgewertet werden muss", hieß es. 

Der junge Mann sitzt mittlerweile in der JVA Stammheim in U-Haft. Das wiederum passt der linken Szene in und um Stuttgart überhaupt nicht. Auf der von Linksradikalen benutzten Webseite Indymedia meldete sie sich mit mehreren Beiträgen zu Wort.

Linke Kampfansage: "Werden nicht aufhören, den Nazis Dampf zu machen"

"Nazis angreifen": Linke marschieren am Donnerstagabend durch Stuttgart.
"Nazis angreifen": Linke marschieren am Donnerstagabend durch Stuttgart.  © Indymedia

In einem Posting wird die Verhaftung des "Genossen Jo" beklagt, dem "die Beteiligung an einer Auseinandersetzung mit Faschisten vom 'Zentrum Automobil' vorgeworfen werde, "in deren Zuge die Bullen nun wegen versuchten Totschlags ermitteln".

Die Schreiber betonen, dass in der aktuellen Zeit "ein entschlossener, vielschichtiger Antifaschismus notwendig" sei - "in aller Konsequenz, die dieser Kampf mit sich bringt".

Die Unbekannten hätten der JVA einen Besuch abgestattet, mit Feuerwerk und Parolen. Bilder der Aktion posteten sie unter dem Beitrag. Und sie kündigen an: "Es ist klar, das wird nicht die letzte bunte Nacht in Stammheim sein, wir bleiben solidarisch mit unserem Genossen und lassen ihn nicht im Stich!"

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In einem anderen Beitrag bekennen sich die Autoren freimütig zu dem Überfall am 16. Mai: Demnach sei der Hintergrund der Razzia "ein antifaschistischer Angriff auf bekannte Nazi-Aktivisten, die zu einer der Corona-Demos gehen wollten."

Zum 54 Jahre alten Opfer, das wochenlang im Koma lag, schreiben sie: "Dabei ist ein Nazi, der auch als Betriebsrat bei Daimler in der Nazitruppe 'Zentrum Automobil' aktiv ist, liegen geblieben."

Noch am Donnerstagabend habe man spontan im Stuttgarter Süden demonstriert: "Mit Pyrotechnik und einem frisch gemalten Transpi sind wir mit einer kleinen unangemeldeten Demo über die belebte Tübingerstraße zum Marienplatz gelaufen." Fotos der Aktion liefern die Schreiber gleich mit. Auf einem Banner ist zu lesen: "Nazis angreifen. Antifa ist legitim. Freiheit für Jo!"

Schließlich folgt noch eine Kampfansage: "Wir lassen uns nicht einschüchtern und werden nicht aufhören, den Nazis Dampf zu machen."

Aus anderen Postings geht derweil hervor, dass Vermummte auch in Tübingen oder Villingen-Schwenningen gegen die Festnahme protestierten.

Titelfoto: Andreas Rosar/Fotoagentur Stuttgart

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