Wenn Dich dieses Auto nicht anstarrt, musst Du besonders aufpassen

Tokio - Die Japaner sind uns Deutschen in technischen Angelegenheiten oft überlegen. Ein Bewohner der Insel setzt die Messlatte jetzt aber noch ein ganzes Stück höher - mit einem Auto, das Fußgänger anstarren kann.

Dieses Auto fährt gerade durch Tokio. Warum starrt es aber Menschen an?
Dieses Auto fährt gerade durch Tokio. Warum starrt es aber Menschen an?  © PR/Chia-Ming Chang

Der Prototyp des Wagens sieht ein wenig gruselig aus, aber auch ein bisschen putzig. Das Fahrzeug rollt über die Straßen Tokios und erfasst mit seinen "Augen", die in Wirklichkeit nur zwei kleine Kameras mit schwarzen Umrandungen auf einer weißen, gewölbten Platte innerhalb eines Plastik-Kastens sind, Fußgänger.

Wenn der Computer im Auto Menschen am Straßenrand erkennt, hält er mit seinen beweglichen Augen Blickkontakt zu diesen.

Chia-Ming Chang und sein Team aus sechs weiteren Entwicklern haben diese spezielle Technik erfunden, um den Straßenverkehr sicherer zu machen.

Wenn es im Ländle plötzlich blitzt: So viele Autofahrer sind in die Radarfalle getappt
Auto Wenn es im Ländle plötzlich blitzt: So viele Autofahrer sind in die Radarfalle getappt

Durch den Blickkontakt wissen Fußgänger nämlich, ob sie von selbstfahrenden Autos erkannt wurden oder nicht.

In der Folge können sie besser abschätzen, ob sie die Straße überqueren können oder besser noch warten, bis das Auto vorbeigefahren ist.

Die Kugel-Augen zeigen deutlich, ob der Computer im Auto Fußgänger am Straßenrand erkannt hat.
Die Kugel-Augen zeigen deutlich, ob der Computer im Auto Fußgänger am Straßenrand erkannt hat.  © PR/Chia-Ming Chang

Das haben die Forscher untersucht

Die IT-Experten gehen mit ihrem Projekt der grundlegenden Frage nach: "Können die Augen Verkehrsunfälle reduzieren?"

Und eine erste Antwort fanden die Forscher tatsächlich schon heraus. Nach einem ersten Test lautet Changs Zwischenfazit: "Die Ergebnisse zeigten, dass die Augen potenzielle Verkehrsunfälle reduzieren können und die Blickrichtungen das subjektive Gefühl von Sicherheit und Gefahr der Fußgänger erhöhen können."

Um zu diesem Ergebnis zu kommen, hat das siebenköpfige Team eine echte, gefährliche Situation mehrmals durchgespielt. Ein Mann kam auf eine Kreuzung zugelaufen und wollte sie eilig überqueren. "Wenn das Auto nicht auf den Fußgänger schaut, bedeutet dies, dass das Auto den Fußgänger nicht erkennt", erklärt Chang auf seiner Projekt-Webseite.

"So kann der Fußgänger beurteilen, dass er die Straße nicht überqueren sollte, um mögliche Verkehrsunfälle zu vermeiden."

Das Augen-Auto-Experiment im Video

Autos mit Augen: Spielerei oder Zukunftsvision?

Autos mit Augen lassen sich im Straßenverkehr schnell erkennen und erhöhen dem Versuch zufolge die Sicherheit signifikant.
Autos mit Augen lassen sich im Straßenverkehr schnell erkennen und erhöhen dem Versuch zufolge die Sicherheit signifikant.  © PR/Chia-Ming Chang

Die Entwickler sprechen in ihrem Ergebnis davon, dass sie "geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf kritische und nicht kritische Szenarien" festgestellt hätten.

Insgesamt wurde das Betreten der Straße aber um 64 Prozent reduziert, also nahezu um zwei Drittel, wenn die Situation gefährlich war. Die Probanden stellten sich also im Versuch auf die Augen ein und reagierten entsprechend.

Nichtsdestotrotz handelt es sich um Changs ersten Test mit einem solchen Fahrzeug. Auch Auto-Hersteller hätten ihm zufolge bereits erste Versuche durchgeführt. Das lässt den Schluss zu, dass es womöglich in Zukunft wirklich Fahrzeuge geben könnte, die Fußgänger anstarren. Vermutlich ist es aber noch ein langer Weg, bis es so weit ist.

Titelfoto: Montage: PR/Chia-Ming Chang (2)

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