Bugs, Abstürze: Pokemon Karmesin und Purpur, was soll das? Nintendo entschuldigt sich

Leipzig - Bald ist schon wieder Weihnachten! Gut, dass Nintendo und Game Freak kurz vor der Bescherung neue "Pokemon"-Spiele auf den Markt geworfen haben, die sicherlich der Star unter jedem Geschenkebaum werden könnten. Doch warum "Karmesin" und "Purpur" nicht die besten Editionen aller Zeiten sind, soll der folgende Test verraten.

Als junger Trainer dürft Ihr zu Beginn wie immer eines von drei "Pokemon" wählen und die Welt bereisen.
Als junger Trainer dürft Ihr zu Beginn wie immer eines von drei "Pokemon" wählen und die Welt bereisen.  © Nintendo/Game Freak

Die "Pokemon"-Spiele stecken schon seit geraumer Zeit in einer kleinen Entwicklungskrise fest. Die traditionsreiche Reihe tut sich enorm schwer damit, wirklich Innovationen zu schaffen. Dabei hatte man in den letzten Jahren einige gute Ideen.

Mit der achten Generation, "Schwert und Schild" führte man zum ersten Mal eine teilweise offene Welt ein. Der durchaus gut gelungene Ableger "Legenden Arceus" baute den Gedanken noch weiter aus und schaffte sogar eine neue Art des Fangens.

"Karmesin" und "Purpur", die beiden Editionen der neunten Generation, vollführten im November nun den Schritt komplett, auf den viele Fans seit einer Ewigkeit warten.

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Eine freie, offene Welt bereisen! An jeder Ecke tummeln sich Monster, die gefangen werden wollen. Alle Arenen sind sofort zugänglich. Es gibt Geheimnisse, versteckte, gigantische "Pokemon" und natürlich wieder ein böses Team, dem nur Ihr als junger Trainer entgegentreten könnt.

Klingt alles nach dem perfekten Spiel? Leider nicht wirklich.

Pokemon Karmesin und Purpur sind ein technisches Desaster

Szenen wie diese sind keine Seltenheit. In den sozialen Netzwerken türmen sich Videos und Bilder mit Bugs zu "Pokemon Karmesin" und "Purpur".
Szenen wie diese sind keine Seltenheit. In den sozialen Netzwerken türmen sich Videos und Bilder mit Bugs zu "Pokemon Karmesin" und "Purpur".  © Nintendo/Game Freak/Twitter:kocha8164

Um es gleich vorwegzunehmen: Was Entwickler Game Freak für eine technische Nichtleistung auf die Nintendo Switch gezaubert hat, ist fast schon ein Kunststück. Klar, die Switch war noch nie eine Grafikpower-Maschine und vergangenen Titeln wie "Legenden Arceus" konnte man auch noch verzeihen, dass sie nicht extrem elegant aussahen.

Aber "Karmesin" und "Purpur" haben zusätzlich zur extrem hässlichen und leeren Welt noch mit Grafikbugs, Rucklern, Spielfehlern und mehr zu kämpfen. Im Netz häufen sich seit Release Videos und Bilder von skurrilen technischen Macken, die man ehrlich gesagt von Nintendo absolut nicht gewohnt ist.

Auf "Metacritic" wird "Karmesin" aktuell von Usern mit einer 2,9 abgestraft. Vergleiche werden zu "Cyberpunk 2077" gezogen, dessen Start ebenfalls von Bugs regiert wurde.

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Dass bei einem Franchise wie "Pokemon", das nicht nur weltweit ein riesiger Erfolg ist und das nötige Kleingeld für Entwicklung definitiv zur Verfügung hat, so etwas passieren kann, ist für mich nicht begreifbar.

Zumal man der Hardware der Switch definitiv nicht die ganze Schuld in die Schuhe schieben kann. Immerhin haben Titel wie "Xenoblade Chronicles 3", "Monster Hunter: Rise" oder "The Witcher 3" schon gezeigt, was auf der Konsole möglich ist.

Im Kern eher öde Editionen

Die "Pokemon" selbst sind im Vergleich zur restlichen Grafik gut in Szene gesetzt.
Die "Pokemon" selbst sind im Vergleich zur restlichen Grafik gut in Szene gesetzt.  © Nintendo/Game Freak

Aber können die beiden neuen Editionen wenigstens inhaltlich überzeugen? Naja, das allgemeine Suchtprinzip aus Sammeln und Kämpfen klappt wie in allen Teilen vorher natürlich auf Anhieb wieder. Es macht einfach Spaß durch die unterschiedlichen Areale zu ziehen und die Augen nach neuen Tierchen auf zu halten.

Zudem sollen drei verschiedene Story-Stränge für Abwechslung sorgen. Ihr könnt ganz klassisch in Arenen kämpfen, besonders große Monster wie in bekannten Raids jagen oder eben Team Star in die Schranken weisen. Doch gerade letzteres präsentiert sich besonders einfallslos, da sich alle gegnerischen Basen exakt gleich spielen und bis auf den Endkampf kein wirkliches Highlight bieten.

Schaut man sich dann noch an, wie leer die Open-World eigentlich ist, wächst die Enttäuschung weiter. Bis auf die vielen Pokemon, die durch das Land streifen, gibt es nicht wirklich viel zu entdecken.

Nimmt man dann noch den nicht existenten Schwierigkeitsgrad her, der schon der größte Kritikpunkt an den Vorgängern war, kann es sein, dass einen die Editionen trotz des Suchtpotenzials und des neuen Mehrspielermodus ganz schnell verlieren.

"Karmesin" und "Purpur" machen daher für mich mehrere Entwicklungsschritte zurück. Game Freak und Nintendo sollten sich in Zukunft definitiv darum kümmern, eine ihrer beliebtesten Reihen würdig fortzusetzen. Doch ob das passiert, bleibt fraglich, denn die beiden Teile feierten den besten Verkaufsstart eines "Pokemon"-Spiels aller Zeiten.

Fazit zu Pokemon Karmesin und Purpur

Natürlich bekommt Ihr es in den neuen Editionen einmal mehr mit einem klassischen Rivalen zu tun.
Natürlich bekommt Ihr es in den neuen Editionen einmal mehr mit einem klassischen Rivalen zu tun.  © Nintendo/Game Freak

Dass ich enttäuscht bin, dürfte man aus dem Test herausgelesen haben. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, warum man ein Spiel in solch einem technisch schlechten Zustand auf den Markt bringt. Es kann nur der Grund sein, dass Nintendo und Game Freak eben das Weihnachtsgeschäft mitnehmen wollten. Und wenn die Qualität unter Geldmacherei leidet, kann das nie etwas Gutes sein.

Dennoch: "Karmesin" und "Purpur" können trotz aller Kritik durchaus Spaß machen, wenn man über alle Macken hinwegsieht und man kein allzu anspruchsvolles Game erwartet.

Das Suchtprinzip greift, einige der neuen "Pokemon" können durchaus gefallen und das Post-Game ist sogar regelrecht mutig. Auf der anderen Seite gibt es aber auch noch immer keinen einstellbaren Schwierigkeitsgrad, die gegnerischen Pokemon (auch in Arenen) skalieren nicht mit und die Welt präsentiert sich einfallslos und leer.

Immerhin: Inzwischen hat sich Nintendo für die technischen Schwierigkeiten entschuldigt. In einem Statement räumte das Unternehmen ein:

"Wir sind uns bewusst, dass Spieler auf Probleme stoßen können, welche die Leistung der Spiele beeinträchtigen. Unser Ziel ist es immer, den Spielern eine positive Erfahrung mit unseren Spielen zu bieten, und wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Wir nehmen das Feedback der Spieler ernst und arbeiten an Verbesserungen des Spiels."

Ein bald erscheinender Patch soll nun Besserung bringen.

Originaltext vom 29. November, 6.02 Uhr, aktualisiert am 1. Dezember, 10.27 Uhr

Titelfoto: Nintendo/Game Freak/Twitter:kocha8164/Twitter:gap_miliy

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