Hard West 2 im Test: Wenn der Teufel den Wilden Westen heimsucht

Leipzig - Mit "Hard West 2" bewirbt sich ein neuer Anwärter für den Thron der Rundenstrategie, der dabei coole Wild-West-Atmosphäre bietet. Aber reicht das für den Titel?

Als Revolverheld im Wilden Westen Züge ausrauben? Wer nach "Red Dead Redemption" noch nicht genug davon hat, kann sich nun in "Hard West 2" auf Pferd schwingen. Aber vorsichtig: Auf so manchem Zug lauert der Teufel.
Als Revolverheld im Wilden Westen Züge ausrauben? Wer nach "Red Dead Redemption" noch nicht genug davon hat, kann sich nun in "Hard West 2" auf Pferd schwingen. Aber vorsichtig: Auf so manchem Zug lauert der Teufel.  © Good Shepherd Entertainment

Vom Mainstream oft für tot erklärt haben sich Strategiespiele in den vergangenen Jahren unter Liebhabern eine treue und durchaus beachtliche Fanbase aufgebaut. Titel wie "Civilization", "XCOM" und "Wasteland 2" überzeugten dabei nicht nur mit alten Stärken, sondern profitierten natürlich auch von Neuerungen innerhalb der Spieleindustrie.

Die Spielwelten sind größer und belebter, das Gameplay bietet dank neuer Mechaniken noch mehr Tiefe und die Grafik ist mitunter malerisch schön.

Warum ich mit diesem kleinen Diskurs in Sachen Strategiespiele einsteige? Weil "Hard West 2" genau in diese Kerbe schlägt. Wie bei Gevatter "XCOM" handelt es sich auch bei dem neuesten Titel aus dem Hause Good Shepherd Entertainment um Runden-Strategie.

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Die Kämpfe laufen also rundenbasiert ab, wobei jede Figur eine feste Anzahl von Aktionspunkten besitzt, die durch Positionswechsel, Schießen oder das Einsetzen von Fähigkeiten verbraucht werden. Habt Ihr keine Punkte mehr, ist der Gegner am Zug und umgekehrt.

Anders als im großen Vorbild zieht Ihr dabei nicht gegen fiese Aliens in einer düsteren Zukunft in die Schlacht, sondern müsst es als Anführer einer Gruppe von Revolverhelden in einer noch düstereren Version des Wilden Westens mit Banditen, Zombies und sogar dem Teufel selbst aufnehmen.

Letzterer raubt Euch gleich zu Beginn des Spiels die Seele, die Ihr natürlich gern wieder hättet. Und so arbeitet Ihr Euch Zug um Zug durch mal mehr, mal weniger große Level, nehmt es mit allerlei Unholden auf und erlebt dabei einen ziemlich unterhaltsamen Western.

Beinharte Runden-Strategie, coole Atmosphäre

Die Kämpfe in "Hard West 2" erlebt Ihr stets aus der Vogelperspektive. Dadurch behaltet Ihr stets den Überblick über die Lage.
Die Kämpfe in "Hard West 2" erlebt Ihr stets aus der Vogelperspektive. Dadurch behaltet Ihr stets den Überblick über die Lage.  © Good Shepherd Entertainment

Das Gameplay in "Hard West 2" ist durchaus solide, wobei der Schwierigkeitsgrad bereits nach kurzer Zeit ordentlich nach oben schnellt. Für mich, der seit "Silent Storm" aus dem Jahr 2003 keine Runden-Strategie mehr gespielt hat, hätte es durchaus etwas einsteigerfreundlicher sein können. Genre-Fans dürften hingegen durchaus auf ihre Kosten kommen.

Besonders cool: Das Spiel belohnt Euch für aggressives Vorgehen. Schaltet einer Eurer Helden einen Gegner aus, bekommt er oder sie all die zuvor verbrauchten Aktionspunkte zurück und kann weiter auf Banditenjagd gehen.

Jeder Held verfügt zudem über individuelle Spezialfähigkeiten, kann z. B. ganze Areale mit einem Kugelhagel bedecken oder dank schwarzer Magie die Position mit Gegnern tauschen. Hat man einmal den Dreh raus, ergeben sich so schnell verheerende Kombinationen.

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Was mich etwas gestört hat, ist, dass die Runden-Mechanik in den einzelnen Levels immer aktiv war, auch wenn ich mich nicht gerade in einem Kampf befunden habe. In den ruhigen Momenten hat sich das Spiel dadurch mitunter etwas behäbig angefühlt.

Ohnehin ist "Hard West" jedoch ein Spiel, für das man Zeit mitbringen sollte. Level müssen neu gestartet werden, Züge brauchen Zeit und die Story präsentiert sich meist in mehr oder weniger langen Texten.

Wer die Zeit mitbringt - und auf Western steht - wird jedoch belohnt, denn "Hard West" strotzt nur so vor Atmosphäre und Wild-West-Feeling. Der Comic-Stil und die tolle Bebilderung tun dabei ihr übriges und sorgen selbst in den Nebenmissionen für so manchen Wow-Effekt. Keine Frage: Wer mal wieder einen coolen Western erleben möchte, ist hier genau richtig!

Fazit

Wenn Ihr überlegt, Euch "Hard West 2" zuzulegen, müsst Ihr Euch eigentlich nur zwei Fragen stellen: Steht Ihr auf Western? Und mögt Ihr Runden-Strategie? Könnt Ihr beides mit "Ja" beantworten, dann solltet Ihr gar nicht erst zögern, denn "Hard West 2" bietet genau das und macht dabei durchaus auch eine gute Figur. Wer nichts damit anfangen kann, sollte lieber die Finger davon lassen.

Bedenkt man jedoch, dass "XCOM 2" mittlerweile auch schon sechs Jahre auf dem Buckel hat, sollten Genre-Freunde hier durchaus neues Futter finden - und sich "Hard West" vielleicht sogar zu mehr als nur einem Geheimtipp mausern können.

Titelfoto: Good Shepherd Entertainment

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