Im Test: Ist "The Chant" die große Horror-Hoffnung im Herbst geworden?

Leipzig - Halloween ist zwar schon vorbei, trotzdem werfen Spieleentwickler in den kommenden Monaten zahlreiche Horror-Titel auf den Markt. Bevor jedoch der dritte Teil der "The Dark Pictures"-Reihe oder "The Callisto Protocol" erscheinen, versucht "The Chant", Spielern schon jetzt das Gruseln beizubringen. Ob das gelungen ist, erfahrt Ihr im Test.

Protagonistin Jessica Briars wollte bei einem Entspannungskult eigentlich über ein Kindheitstrauma hinwegkommen. Spoiler: Das hat nicht so gut geklappt.
Protagonistin Jessica Briars wollte bei einem Entspannungskult eigentlich über ein Kindheitstrauma hinwegkommen. Spoiler: Das hat nicht so gut geklappt.  © Brass Token/Prime Matter

Die Idee, sich nach einem nicht überwundenen Kindheitstrauma in professionelle Hilfe zu begeben, ist grundsätzlich ja erst einmal nicht schlecht.

Jessica Briars, Protagonistin von "The Chant" hat gemerkt, dass das wohl der richtige Weg ist und kontaktiert ihre Freundin Kim, die sich einem Entspannungskult auf einer abgeschiedenen Insel angeschlossen hat.

Dort hofft "Jess", ihren Frieden zu finden und mit der Vergangenheit abschließen zu können. Doch Überraschung: es kommt natürlich alles ganz anders!

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Nach einem misslungenen Ritual wird schnell klar, dass die idyllische Atmosphäre des Ortes eher nur Fassade ist. Eure frisch bei der Meditation kennengelernten Kumpanen drehen scheinbar komplett durch und fortan ist es Eure Aufgabe, den armen Seelen zu helfen.

Die Geschichte von "The Chant" ist durchaus interessant und bietet weitaus weniger Klischees an, als auf den ersten Blick vermutet. Leider nimmt sich das Spiel gerade zu Beginn kaum Zeit, eine richtige Bindung mit der Gruppe aufzubauen. Viele Dinge, die im Laufe des Titels mit den Gefährten passieren, sind einem deshalb schlichtweg egal.

Trotzdem möchte man natürlich wissen, was los ist. Überall auf der Insel liegen mehr oder weniger versteckte Notizen, die Aufschlüsse darüber geben, dass der Kult offenbar schon seit Jahren aktiv nach einer ganz besonderen Macht strebt. Wichtig dabei: Teile des Erholungsparadieses sind erst mit der Zeit zugänglich.

The Chant: Nie langweilig, aber auch nie herausragend

Im Spielverlauf erwartet Euch hin und wieder auch mal ein Bosskampf. Diese kommen aber meist recht unspektakulär daher. Oft schlagt Ihr nur zu und weicht aus.
Im Spielverlauf erwartet Euch hin und wieder auch mal ein Bosskampf. Diese kommen aber meist recht unspektakulär daher. Oft schlagt Ihr nur zu und weicht aus.  © Brass Token/Prime Matter

Über die - je nach Spielstil - knapp fünf bis acht Stunden Spielzeit wird es auf jeden Fall nie langweilig.

Jessica bekommt es mit meist übernatürlichen Wesen zu tun, die sich mit gebastelten Waffen wie einer Feuerranke oder auch Salz zum Werfen in Schach halten lassen. Die Kämpfe bieten zunächst nicht viel mehr Abwechslung als Zuschlagen und Ausweichen. Später kommen noch ein paar Fähigkeiten wie Stase dazu.

Im Grunde genommen könnt Ihr in den meisten Fällen bis auf die Bosskämpfe aber recht pazifistisch vorgehen und einfach die Beine in die Hand nehmen. Nicht selten fühlte sich das wie "Silent Hill" an, wenn Flucht vielleicht die bessere Variante ist.

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Solltet Ihr Euch aber durchkämpfen wollen, sind genug Utensilien vorhanden. Im mittleren von drei Schwierigkeitsgraden ging mir nie die "Munition" aus.

Spannend: Jessica besitzt nicht nur einen Lebensbalken, sondern auch eine Psyche- und eine Geistleiste. Hält sie sich zum Beispiel zu lange in dunklen Räumen auf, kann es sein, dass sie eine Panikattacke bekommt. Dann heißt es, schnell ein Item wie Lavendel einsetzen oder ins Helle laufen und meditieren.

In solchen Momenten tritt der Survival-Horror-Aspekt durchaus auch einmal in den Vordergrund. Wirklich Angst bekommt man sonst allerdings nicht.

Metzelt Ihr nicht gerade irgendwelche Monster nieder, könnt Ihr Euch in gesammelten Videoaufnahmen die Vorgeschichte des Kults ansehen.
Metzelt Ihr nicht gerade irgendwelche Monster nieder, könnt Ihr Euch in gesammelten Videoaufnahmen die Vorgeschichte des Kults ansehen.  © Brass Token/Prime Matter

Fazit zu "The Chant"

Die noch recht unbekannten Entwickler von Brass Token aus Kanada haben mit "The Chant" wirklich gute Arbeit geleistet. Das Spiel zeigt sich über die volle Distanz grundsolide und wird nie langweilig. Klar, man sieht an allen Ecken und Enden, dass der Titel keine AAA-Produktion ist. Hin und wieder kam es auch zu kleineren Bugs, bei denen sich zum Beispiel vorgegebene Tasten nicht drücken ließen.

Darüber kann man letztendlich aber hinwegsehen. "The Chant" wird seine Zielgruppe vermutlich nicht enttäuschen und ist mit 40 Euro auch relativ fair bepreist. Da das Ende zudem auf einen Nachfolger schließen lässt, könnten dort einige erzählerische Fragezeichen geklärt werden, die im Laufe des ersten Teils aufgetreten sind.

Nur eine Frage würde ich den Entwicklern gern jetzt schon stellen, die sich Spieler beim Zocken sicherlich auch fragen werden: Wie macht man in Kanada bitte Türen auf? Die entsprechende Sequenz, wenn Jess vor verschlossenen Pforten steht, hat mich nicht nur einmal zum Lachen gebracht.

Titelfoto: Brass Token/Prime Matter

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